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Trolley-Problem

    Das Trolley-Problem ist eine Reihe von Gedankenexperimenten in Ethik und Psychologie, bei denen es um stilisierte ethische Dilemmata geht, bei denen es darum geht, ob man einen Menschenn opfern soll, um eine größere Anzahl von Menschen zu retten. Die Reihe beginnt in der Regel mit einem Szenario, in dem eine außer Kontrolle geratene Straßenbahn oder ein Trolley auf dem Weg ist, mit einer Reihe von Menschen auf dem Gleis zusammenzustoßen und diese zu töten, aber ein Fahrer oder Zuschauer kann eingreifen und das Fahrzeug umleiten, um nur eine Person auf einem anderen Gleis zu töten. Es gibt mehrere Varianten des führerlosen Fahrzeugs und analoge Lebens- und Todesdilemmas , die jeweils die Option beinhalten, entweder nichts zu tun, wobei in diesem Fall mehrere Menschen getötet werden, oder einzugreifen und eine zunächst sichere Person zu opfern, um die anderen zu retten.

    Bei der Untersuchung solcher moralischer Urteile geht es demnach häufig um moralische Dilemmata, in denen Optionen, die mit deontologischen Perspektiven wie der Betonung von Regeln, individuellen Rechten und Pflichten übereinstimmen, mit Optionen in Konflikt stehen, die mit utilitaristischen Urteilen wie der Verfolgung eines größeren Wohls auf der Grundlage der Konsequenzen übereinstimmen. Greene et al. (2009) haben gezeigt, dass psychologische und situative Faktoren wie die Absicht des Handelnden oder das Vorhandensein eines physischen Kontakts zwischen dem Handelnden und dem Opfer eine wichtige Rolle bei moralischen Dilemma-Urteilen spielen können – siehe etwa das Trolley-Problem. Beim Trolley-Problem rollt ein Schienenfahrzeug auf fünf auf der Hauptstrecke befindliche Arbeiter zu und wird diese töten, wobei die Versuchsperson die Möglichkeit hat, das Fahrzeug als abseits stehender Weichensteller mit einem Knopfdruck auf ein Nebengleis zu manövrieren, wo nur zwei Arbeiter stehen. Im ersten Fall lässt man als den Dingen ihren Lauf, im zweiten Fall muss man eingreifen, d. h., hier nimmt man zwar das mehr oder weniger geringere Übel in Kauf. Trotzdem zeigen viele Menschen eine recht klare Präferenz für letztere Option, was sich aber ändert, wenn man selbst auf dem Vorbau des Schienenfahrzeug steht und es stoppen kann, wenn man einen weiteren dort befindlichen Menschen vor den Wagen stößt. In diesem Fall treffen Menschen seltener die utlilitaristische Wahl nach der Logik des geringsten Übels. Man weiß allerdings nur wenig über die Universalität dieser Effekte außerhalb der eigenen Kultur bzw. über den Einfluss der Kultur auf die situativen und psychologischen Faktoren, die moralische Urteile beeinflussen.

    Daher haben Bago et al. (2022) die Universalität der Auswirkungen von Absicht und persönlicher Kraft auf moralische Dilemma-Urteile empirisch getestet, indem sie die Experimente von Greene et al. in 45 Ländern aus allen bewohnten Kontinenten nachstellten. Sie fanden heraus, dass die persönliche Kraft und ihre Interaktion mit der Absicht einen Einfluss auf moralische Urteile in den USA und in westlichen Kulturkreisen ausüben, was die ursprünglichen Ergebnisse wiederholt und erweitert. Darüber hinaus war der Effekt der persönlichen Kraft in allen kulturellen Clustern vorhanden, was darauf hindeutet, dass dieser kulturell universell ist. Man vermutete nun, dass in eher gemeinschaftlich orientierten Gesellschaften etwa in Ostasien der Effekt anders ausfällt, dass also das mehr oder weniger kühle Abwägen und das Ausführen einer Tötungshandlung mit körperlicher Kraft insgesamt moralisch-ethisch weniger akzeptiert werden könnte. Es fanden sich jedoch keine Hinweise, dass der Kulturkreis hier ein größerer Faktor ist, d. h., die Abwägung läuft überall auf der Welt nach den gleichen Mustern ab. Die Beweise für eine kulturelle Universalität des Interaktionseffekts waren in den östlichen und südlichen Kulturclustern war nicht schlüssig, d. h., man fand keinen starken Zusammenhang zwischen Kollektivismus/Individualismus und moralischen Dilemma-Urteilen.

    Literatur

    Bago, Bence, Kovacs, Marton, Protzko, John, Nagy, Tamas, Kekecs, Zoltan, Palfi, Benceet al.  (2022). Situational factors shape moral judgements in the trolley dilemma in Eastern, Southern and Western countries in a culturally diverse sample. Nature Human Behaviour, doi:10.1038/s41562-022-01319-5.
    Greene, Joshua D., Fiery A. Cushman, Lisa E. Stewart, Kelly Lowenberg, Leigh E. Nystrom & Jonathan D. Cohen (2009). Pushing moral buttons: The interaction between personal force and
    intention in moral judgment. Cognition, 111, 364-371.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Trolley_problem (17-04-11)


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