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Optische Täuschung

    Optische Täuschungen oder visuelle Illusionen sind eine Irritation der Wahrnehmung des Gesichtssinns und können nahezu alle Aspekte des Sehens betreffen. Das Auge leitet dabei einen Reiz meist völlig korrekt an das Gehirn weiter, das Gehirn jedoch greift bei der Interpretation auf persönliche Erinnerungen zurück, sodass vergangene Erfahrungen wesentlich beeinflussen, wie diese neue Erfahrungen wahrgenommen werden. Alle optischen Täuschungen illustrieren auf ihre Art und Weise, wie das menschliche Gehirn funktioniert, denn bei einer Farbillusion erscheint etwa eine bestimmte Farbe durch die Farben ihrer Umgebung in einem anderen Ton.

    Bei der Entstehung einer Illusion spielt der Sehprozess eine zentrale Rolle, bei dem das Auge einfallendes Licht bündelt, das auf der Netzhaut abgebildet wird. Das Bild wird in Nervensignale umgewandelt und an das Gehirn weitergeleitet, das die Signale interpretiert. An diesem Vorgang sind rund 130 Millionen Nervenzellen in der Netzhaut und mehr als 800000 Nervenzellen im Sehnerv beteiligt. Neben der Übertragung des Netzhautbildes über den Sehnerv spielen auch die Erfahrungen und der Wissensstand eine große Rolle bei der Entstehung einer Illusion, denn sieht man etwas zunächst Unbekanntes oder Unvertrautes, versucht das Gehirn automatisch Verknüpfungen zu bereits bekannten Objekten herzustellen, indem es das neue Objekt oder eine Bewegung mit einer bekannten Erinnerung vergleicht. Durch diesen Vergleichsmechanismus muss das menschliche Gehirn nicht jede Situation und jeden Gegenstand komplett analysieren, sondern nimmt nur noch die markantesten Merkmale wahr, was Energie spart und das Gehirn entlastet, damit es sich auf weitere neue und zusätzliche Reize konzentrieren kann. Diese energiesparende Strategie macht viele optische Täuschungen erst möglich, indem gerade Linien schief erscheinen, statische Punkte flimmern oder Kreise sich zu bewegen scheinen. Solche Illusionen treten immer dann auf, wenn ein Objekt nicht einer bekannten Perspektive entspricht, also kein Abgleich zu einem bereits gespeicherten Objekt im Gehirn stattfinden kann. Zusätzlich zu diesen Prozessen wirken auch die Umgebung (Kontextualität), das Licht oder physiologische Veranlagungen auf die Wahrnehmung, insbesondere die Farbwahrnehmung ein, denn basierend auf solchen individuellen Grundeinstellungen nimmt das Gehirn Korrekturen vor, wobei es in Bezug auf die objektiven Gegebenheiten ein falsches Bild entstehen lässt (Romming, 2017).

    Es gibt daneben z. B. Tiefenillusionen, geometrische Illusionen, Bewegungsillusionen und einige mehr. Optische Täuschungen werden seit langem in der Wahrnehmungspsychologie – systematisch produziert und analysiert wurden optische Täuschungen vor allem in der Gestaltpsychologie – untersucht, da aus ihnen Rückschlüsse über die Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn gewonnen werden können. Optische Täuschungen beruhen auf der Tatsache, dass die Wahrnehmung subjektiv ist und vom Gehirn gesteuert wird. Optische Täuschungen entstehen dabei durch Fehlinterpretationen des Gehirns, wobei das Gehirn neue Reize mit Bekanntem abgleicht um effektiver arbeiten zu können. Dadurch erfindet es etwa zu zweidimensionalen Ebenen eine dritte Ebene, die zur Orientierung in einer räumlichen Welt dienen soll.

    Eine besonders interessante Täuschung ist die Lochillusion:

    Viele Täuschungen entstehen daher bei zweidimensionalen Bildern, die vom Gehirn um eine dreidimensionale Ebene ergänzt werden, denn das Gehirn versucht immer aus den Reizen des Sehnervs ein räumliches Bild zusammenzusetzen, da die Wahrnehmung des Menschen grundsätzlich dreidimensional ist und man sich so in der räumlichen Welt üblicherweise zurechtfindet. Eine optische Täuschung ist daher eine verzerrte visuelle Wahrnehmung von Gegenständen, Bewegungen oder Bildern, wobei das Gehirn die von den Augen erfassten Informationen erkennt und diese auf Grund der Erfahrungen und bisherigem Wissen verarbeitet.

    Oft entsteht eine Illusion auch bei einer Überlastung des Gehirns, wenn es einen Reiz nicht gleich richtig einordnen kann, wie etwa beim bekannten anfahrenden Zug auf dem Nebengleis. In diesem Fall interpretiert das Gehirn den ankommenden Reiz des Auges falsch, da es die Erfahrung der bisherigen Bewegungen des Zuges auf die Anfahrt des benachbarten Zuges umlegt. Samuel Schwarzkopf testete etwa die Reaktionen auf die Ebbinghaus-Illusion sowie auf die Ponzo-Illusion, bei der es um die Verzerrung der Größenwahrnehmung geht, und fand, dass auch zwischen Erwachsenen deutliche Wahrnehmungsunterschiede bestehen, denn manche von ihnen sahen kaum Größenunterschiede. Nach neueren Forschungen ist der primäre visuelle Cortex maßgeblich an der Entstehung der Illusionen beteiligt und variiert in seiner Größe beträchtlich zwischen den Menschen. Auch Angehörige eines afrikanischen Stammes lassen sich deutlich weniger von der Ebbinghaus-Figur täuschen als Europäer. Kinder lassen sich von manchen klassischen Täuschungen wie von der Ebbinghaus-Illusion kaum täuschen, denn ihre Wahrnehmung stellt noch wenige Querbezüge zwischen einzelnen Sinnesinformationen her, sodass man vermutet, dass Kontextualität offenbar eine Erfindung des erwachsenen Gehirns ist.

    Literatur

    Romming, A. (2017). Optische Täuschungen: Wie sie entstehen und wie wir sie erkennen. WWW: https://www.gmx.at/ magazine/wissen/optische-taeuschungen-entstehen-erkennen-32110844 (17-01-11)
    Stangl, W. (2014, 14. Dezember). Optische Täuschungen. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/OPTISCHE-TAEUSCHUNG/
    https://de.wikipedia.org/wiki/Optische_T%C3%A4uschung (12-11-21)


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