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Irradiation

    Unter dem Phänomen der Irradiation bzw. dem Irradiationsphänomen versteht man in der Marktpsychologie den Einfluss anderer, paralleler Wahrnehmungen auf Urteile über Objekte, etwa Kontexteffekte (Einfluss des wahrgenommenen Kontextes auf die Objektbeurteilung), Sinnestäuschungen und die Wirkung von Stimmungen auf Bewertungen. So beeinflusst etwa alleine die Information über das Herkunftsland eines Produktes die Produktwahrnehmung und –bewertung. So wird etwa Bekleidung, die in asiatischen Ländern gefertigt wird, weniger Qualität zugemessen als einem europäischen Produkt, das aber unter Umständen in italienischen Fabriken mit asiatischen Arbeiterinnen gefertigt wurde 😉

    Das Irradiationsphänomen geht nach Spiegel (1970) davon aus, dass eine physikalisch unveränderte Eigenschaft bei Veränderung einer anderen ebenfalls verändert erscheint, dass also eine beobachtete Änderung sich auf andere Merkmale subjektiv auswirkt. So werden rot lackierte Kühlschränke in ihrer Kühlleistung schlechter bewertet als grün-blau lackierte , schwarz lackierte Autos wirken kleiner als weiß lackierte, oder mit dem Geruch von Zitronen versehene Putzmittel scheinen eine höhere Reinigungskraft zu haben als geruchsneutrale. Weitere Beispiele für ein Irradiationsphänomen sind etwa die Art des Verpackungspapiers, aufgrund der man Rückschlüsse über die Frische eines Brotes im Regal zieht, der Geschmack eines Weines, der durch seine Farbe verändert wird, obwohl der Wein objektiv gleich bleibt, oder der Geschmack einer Zigarette, der durch Wissen um die Marke und die Verpackung mitbestimmt wird, obwohl die Zigarette ja objektiv gleich bleibt.

    Diese psychologische Effekt steht in Verbindung mit dem Halo-Effekt, bei dem automatisch alle möglichen verknüpften Informationen verallgemeinert und von Menschen nicht auf deren Gültigkeit überprüft werden.

    Ursprünglich ist Irradiation von Hermann von Helmholtz beschriebene optische Täuschung, die dazu führt, dass helle Gegenstände auf dunklem Grund größer und dunkle Gegenstände auf hellem Grund kleiner erscheinen, als sie tatsächlich sind. Man führt das Phänomen auf die Streuung von Licht im Auge zurückführte, wodurch ein helles Areal des Gesichtsfeldes einen größeren Bereich auf der Netzhaut reizen kann als ein ansonsten gleiches, aber dunkleres Areal. Wann beobachtete dieses Phänomen auch bei dunkler Nacht an der Lichtgestalt der Mondsichel, die so einer Scheibe von größerem Halbmesser anzugehören scheint als der Rest des Mondes.

    Der Begriff spielt auch im Rahmen der Konditionierungstheorie von Pawlow eine Rolle, wobei Irradiation hier die Ausdehnung der Erregung auf benachbarte „Herde“ im zentralen Nervensystem bezeichnet. Dem erregten Herd benachbarte Regionen werden je nach ihrem Abstand dazu unterschiedlich stark erregt. Konzentration bildet dabei das Gegenteil dieser Form der Irradiation, d. h., die Erregungsausbreitung wird z.B. durch Diskriminationstraining auf bestimmte Areale eingegrenzt.

    Literatur

    Spiegel, B. (1970). Werbepsychologische Untersuchungsmethoden. Experimentelle Forschungs- und Prüfverfahren. Berlin: Duncker & Humboldt.
    Stangl, W. (2001). Klassische Konditionierung – Klassisches Konditionieren: Signallernen, Reiz-Reaktionslernen, S-R-Lernen. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/KonditionierungKlassisch.shtml (01-01-25).
    https://de.wikipedia.org/wiki/Irradiation (11-11-21)


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