Ab einem Alter von etwa vier Jahren entwickelt sich bei Kindern die Fähigkeit, sich in andere Menschen und Situationen hineinversetzen zu können (theory of mind), wobei eine der bekanntesten Tests zur Perspektivenübernahme die False Belief-Aufgabe darstellt, bei der Kinder den falschen Glauben anderer über die Realität einschätzen sollen.
Man präsentiert Kindern folgendens Szenario: Zunächst legt man vor einer Puppe ein Spielzeug in eine Schachtel, dann verlässt die Puppe Susi kurz das Szenario, während dieser Zeit legt man das Spielzeug in eine andere, zweite Schachtel. Nun kommt die Puppe zurück und die Kinder werden gefragt, wo die Puppe das Spielzeug suchen wird. Kinder mit ungefähr 4 Jahren beginnen mit der Zeit, diese Frage richtig zu beantworten, während jüngere Kinder hingegen diese Aufgabe meist noch nicht richtig lösen können. Wird die Geschichte aber in eine True Belief-Variante verändert, dass die Puppe bereits früher zurück kommt und anwesend ist, wenn man das Spielzeug von der ersten Schachtel in die andere Schachtel legt, zeigt sich übrigens, dass auch schon die jüngeren Kinder die Frage „Wo wird die Puppe das Spielzeug suchen?“ problemlos beantworten können.
Die erste und klassische „False-Belief“-Aufgabe ‚Maxi und die Schokolade’ stammt von Wimmer & Perner (1983). In dieser Ortswechselaufgabe wird Kindern mit Spielfiguren eine kleine Geschichte vorgespielt: Maxi besitzt eine Schokolade, die er beim Verlassen der Szene in Box 1 legt. In Maxis Abwesenheit nimmt seine Mutter die Schokolade aus Box 1 heraus und legt sie in Box 2. Anschließend kommt Maxi wieder und möchte gerne seine Schokolade haben. Es folgt die relevante Testfrage: „Wo wird Maxi nach der Schokolade suchen?“. Wenn die Kinder angeben, dass Maxi in Box 1 suchen werde, obwohl sie selber wissen, dass die Schokolade sich in Box 2 befindet, sind sie dazu fähig, eine falsche Überzeugung zuzuschreiben. Mit diesem Paradigma lässt sich also testen, ob die Individuen eine explizite und deutliche Repräsentation der falschen Überzeugung anderer haben.
Literatur
Wimmer, H. & Perner, J. (1983). Beliefs about beliefs: Representation and constraining function of wrong beliefs in young children’s understanding of deception. Cognition, 13, 103–128.