Wissenschaftskommunikation umfasst alle Aspekte der Kommunikation wissenschaftlicher Arbeit und wissenschaftlicher Ergebnisse, sowohl innerhalb der Wissenschaft als die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Im Tätigkeitsfeld der Öffentlichkeitsarbeit wird Wissenschaftskommunikation zum Teil eingeschränkt als Synonym zu Wissenschafts-PR verwendet, wobei die Akteure der Wissenschaftskommunikation meist die Wissenschaftler selbst sind, die wissenschaftlichen Institutionen und ihre Mitarbeiter im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, die Wissenschaftsjournalisten sowie spezielle Institutionen. Wissenschaftskommunikation nutzt dabei sowohl klassische Medien in Text, Bild und Video als auch immer mehr Online-Medien. Ein Teil dieser Kommunikation findet bekanntlich jaauch im Bildungsbereich statt, zum einen als Aspekt der Lehre etwa in Schulen oder an Hochschulen, zum anderen im Rahmen besonderer Formate wie Kinderuniversitäten oder Schülerlaboren.
Viele politische Entscheidungen werden heute auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen getroffen, somit steht die Wissenschaft in einer besonderen Verantwortung für die Gesellschaft. Wissenschaftskommunikation findet sowohl in ihr selber als auch über Wissenschaft statt, wobei diese vor allem die allgemeinverständliche, dialogorientierte Kommunikation und Vermittlung von Forschung und wissenschaftlichen Inhalten an Zielgruppen außerhalb der Wissenschaft meint. Wissenschaftskommunikation hat daher den Anspruch, die Gesellschaft in ihrer Breite zu erreichen in Form einer direkten Kommunikation über Wissenschaft und Forschung mit der interessierten und allgemeinen Öffentlichkeit über Vermittlungs-, Dialog und Beteiligungsformate.
Neben Klarheit in der Kommunikation muss eine adäquate Wissenschaftskommunikation auch entscheiden, welches Wissen für wen relevant ist, wobei die Nachricht aus der Perspektive der Wissenschaft erst in den letzten Jahrzehnten als etwas Bedeutsames entdeckt worden ist, wobei eine zentrale Frage jeder Popularisierung von Wissenschaft ist, ob die Zielgruppe mit dem Wissen etwas anfangen kann. Wohl eignet sich nicht jedes Wissen für jedes Publikum, wobei auch zu bedenken ist, dass Laien selber aktiv Wissen suchen, wenn dieses für sie Relevanz hat. Es ist wohl ein Irrtum zu glauben, dass man jede wissenschaftliche Erkenntnis populär machen kann, wenn man nur die richtige Form und das richtige Medium dafür findet. Oft ist es eher umgekehrt, dass sich Menschen erst dann aktiv mit Forschungsergebnissen auseinandersetzen und sich das nötige Wissen aneignen, wenn ihnen klar ist, dass dieses Wissen für sie wichtig und relevant ist, wie man zuletzt in der Covid19-Krise gesehen hat.
Wissenschaftskommunikation wird in der Ausbildung von Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen noch immer stiefmütterlich behandelt, was teilweise auch im wissenschaftlichen Wertesystem begründet ist, denn Zeit, die nicht für Forschung und Publikation verwendet wird, ist für viele verlorene Zeit. Für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind letztlich nur in Journals veröffentlichte Papers wertvolle Kommunikation, auf die Beteiligung am öffentlichen Diskurs trifft dies in der Regel nicht zu. Zwar gibt es zunehmend eine Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit in Form von Wissenschafts-PR, doch diese löst das Problem mangelnder Kommunikation noch nicht, Senn das Besondere der Wissenschafts-PR besteht darin, dass hier die Wissenschaft selbst meist gar nicht im Mittelpunkt steht, sondern eher der Name des Forschers oder der Name der Forschungsinstitution bzw. des Forschungsförderers. Wenn die eigene Karriere eher davon abhängt, dass man immer mehr und immer schneller Publikationen schreibt (publish or perish), dann wird man als WissenschaftlerIn eher nicht freiwillig Wissenschaftskommunikation betreiben, wenn es nicht explizit verlangt bzw. honoriert wird.
Historisches
George Bernard Shaw, The Doctor’s Dilemma, act 1 (1911).
Den Beginn der akademischen Beschäftigung mit Wissenschaftskommunikation setzt man meist Mitte der 1980er Jahre in Großbritannien an, als von der Royal Society der „Bodmer Report“ (The Public Understanding of Science) vorgelegt wurde, der damals den von den britischen Forschungseliten beklagte Verfall wissenschaftlicher Autorität zum gesellschaftspolitischen Problem erklärte. Der Report markiert den Beginn einer Kampagne zur Aufwertung der bisher in der Fachwelt als unseriös verschmähten Populärwissenschaft. Dazu wurde aber auch die sozialwissenschaftliche Forschung über Wissenschaftskommunikation ausgebaut. Meinungsforschung, Sozialpsychologie und Soziologie sollten daher ergründen, unter welchen Bedingungen Wissenschaft ihre Inhalte erfolgreich darstellen kann oder warum dies misslingt. Man nahm meist an, dass die Ablehnung wissenschaftlich anerkannter Positionen ihre Ursache wohl nur im Nicht- und Missverstehen der Wissenschaft haben könne, wobei dies mit Umfragedatensätzen allerdings nicht bestätigt werden konnte, dass Misstrauen gegen anerkannte wissenschaftliche Positionen eine Folge von wissenschaftlichem Analphabetismus“ sei. Im Gegenteil fand man Vorbehalte gegen die Wissenschaft gerade unter wissenschaftlich Gebildeten. Dieses Defizitmodell wae nach Ansicht von Experten nichts anderes als die Projektion eines sich bedroht fühlenden Wissenschafts- und Politestablishments, sodass man eher die Hintergründe dieser Ablehnung, etwa Machtgefälle und Wertekonflikte, und auch das Wissen der Laien ergründen sollte, wobei deren Widerstände legitim und das eigenes Laienwissen dem der ausgewiesenen Experten oft ebenbürtig sei. Wissenschaft sollte daher ihre eigenen impliziten Interessen reflektieren und den ehrlichen Dialog mit ihren Kritikern suchen.
Literatur
https://science.orf.at/stories/3206705/ (21-05-23)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftskommunikation (19-12-31)
https://www.falter.at/ (13-05-29)