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Gewaltfreie Kommunikation

    Die gewaltfreie Kommunikation – nonviolent communication – ist eine von Marshall B. Rosenberg entwickelte Kommunikations- und Konfliktlösungsmethode, die die Anliegen aller am Konflikt Beteiligten aufspüren und zu berücksichtigen versucht, um eine positive Bearbeitung von Konflikten zu ermöglichen. Wenn Menschen andere mit Worten angreifen, neigen sie dazu, sich zu verteidigen und zurückzuschlagen, doch bringt das so entstehende Wortgefecht meist keine Seite ihrem Ziel näher, sondern belastet oder zerstört eher die Beziehung der Gesprächspartner, die plötzlich zu Gesprächsgegnern geworden sind.

    Bei der gewaltfreien Kommunikation verzichtet man auf Angriffe und konzentriert sich auf die Gefühle und Bedürfnisse, die den oft unbedachten Äußerungen des anderen zu Grunde liegen. Häufig richten Menschen in ihrer Kommunikation die Aufmerksamkeit darauf, was andere falsch machen bzw. was verkehrt an ihnen ist. Der Ausgangspunkt all dieser Verhaltensweisen ist häufig eine negative Bewertung der anderen Person oder ihres Verhaltens. Menschen sehen den Grund für aufkommende Gefühle daher oft in den Handlungen der Anderen, woraus im negativen Fall Ärger, Frustration, Ohnmacht oder Hilflosigkeit entstehen, die dann reflexartig mit Vorwürfen, Kritik, Drohungen u.ä. abgewehrt werden. Die üblichen Reaktionen der GesprächspartnerInnen sind dann folgerichtig Rechtfertigung, Gegenangriff, beleidigt sein und Rückzug. Eine Spirale, die egal ob in Beziehungen, im Beruf oder der Politik, mit Streit und Krieg endet. In der gewaltfreien Kommunikation richtet man die Aufmerksamkeit dagegen darauf, was einem wichtig ist und vermeidet in der Kommunikation alles, was beim Gegenüber als Bewertung, Beschuldigung, Kritik oder Angriff ankommen könnte.

    Anklagen, Kritik, Vorwürfe, Schuldzuweisungen und der Großteil der aggressiven Sprache sind nach den Grundideen der gewaltfreien Kommunikation so etwas wie verkappte Wünsche, da Menschen nicht gelernt haben, richtig zu bitten, ihre Wünsche konstruktiv und vor allem in einer annehmbaren Form zu äußern. Daher greifen sie zu einer aggressiven Sprache, wobei jede Aggression letztlich Ausdruck der eigenen Schwäche ist, weil man unbewusst glaubt, nur durch Macht, Stärke und Drohung zur Erfüllung seiner Bedürfnisse zu kommen.

    Rosenberg bezeichnet die gewaltfreien Kommunikation auch „language of the heart“ oder „Giraffensprache“, denn die Giraffe als Symboltier ist das Landtier mit dem größten Herzen. Wer gelernt hat, eher „giraffisch“ zu kommunizieren, erlebt im Konfliktverlauf viele positive Veränderungen, z.B. ein verbessertes Verständnis auf beiden Seiten, Transparenz von Absichten und Motiven, so dass eine Abwehrreaktion oder gar Aggression unnötig wird. In der gewaltfreien Kommunikation wird ausgedrückt, was einen bewegt und was man möchte (Selbstbehauptung) und empathisches Zuhören, wie es der anderen Person geht und was sie möchte (Einfühlung). Diese beiden Prozesse bilden das wesentliche Merkmal der Gewaltfreien Kommunikation. Dabei geht es weder darum die eigenen Bedürfnisse hintan zu stellten, noch die Bedürfnisse anderer Menschen zu unterdrücken. Marshall Rosenberg: „Das Ziel dieses Prozesses ist der Ort, an dem alle Bedürfnisse erfüllt sind.“ In jedem Gespräch sollten vier Komponenten (Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse, Bitten) klar ausgesprochen und verstanden werden, wobei es wichtig ist, Beobachtungen nicht mit Bewertungen zu vermischen,und  in Kontakt zu den Gefühlen zu kommen, Bedürfnisse zu erkennen und Bitten mit treffenden Worten zu äußern. Marshall Rosenberg bezeichnete eine aggressige Sprache als Wolfssprache, die dazu führt, dass sich der andere schlecht fühlt, sich wehrt oder ausweicht. Laut Rosenberg verursacht diese Kommunikation gegenseitige Aggression und ist gekennzeichnet durch Analyse: „Wenn du das beachtet hättest …“ Kritik: „So ist das falsch, das macht man so …“ Interpretationen: „Du machst das, weil. …“ Wertungen: „Du bist klug, faul, du liegst richtig, falsch …“ Strafandrohungen: „Wenn du nicht sofort, dann …“

    Literatur

    Rosenberg, M (2001). Gewaltfreie Kommunikation. Aufrichtig und einfühlsam miteinander sprechen. Paderborn.
    Stangl, W. (2021). Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/gewaltfreie-kommunikation-rosenberg.shtml (2021-02-01).


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    Ein Gedanke zu „Gewaltfreie Kommunikation“

    1. Kommunikationscoach Daniel Frei aus Zürich

      Rosenbergs gewaltfreie Kommunikation ist ein Ideal-Modell und ist wie jedes Ideal-Modell mit Vorsicht in die Praxis zu übertragen, denn Authentizität kann schnell in Manipulation und Machtmissbrauch umschlagen. Wenn man versucht, seinen Gesprächspartner durch suggerierte Kommunikation auf Augenhöhe zu etwas zu bringen, was er eigentlich gar nicht möchte, dann ist das nicht gewaltfrei, sondern manipulativ. Wenn also etwa Unternehmen die gewaltfreie Kommunikation als Konzept nutzen, um Hierarchien abzubauen, dann ist auch das oft ein Trugbild. Natürliche Hierarchien wie Besitzverhältnisse, Alter oder Erfahrung im Unternehmen bleiben immer bestehen, und es ist absurd, wenn Firmen von ihren Mitarbeitern intern eine gewaltfreie Kommunikation fordern, sich nach außen hin aber nur dem Kapitalismus verpflichtet sehen.
      Einen ähnlichen Mechanismus findet man auch in der Institution katholische Kirche, denn Jesus Christus ist der Prototyp gewaltfreier Kommunikation, d. h., er predigt aber missioniert nicht, er schildert seine Erlebnisse nicht mit der Absicht der Manipulation, sondern aus einem unverfälschten Empathiegefühl. Die Kirche führt dies jedoch ad absurdum, insbesondere mit ihrer Kommunikation zum Thema Missbrauch.
      Quelle: https://neuesruhrwort.de/2023/08/11/gewaltfreie-kommunikation-jesus-christus-ist-der-prototyp/

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