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Intelligence Failure

    Als Intelligence Failure oder Failure in the intelligence cycle – Versagen im Intelligenzkreislauf – bezeichnet man das Ergebnis von Unzulänglichkeiten innerhalb eines Erkenntnis-Zyklus, wobei dieser Erkenntnis-Zyklus selbst aus sechs Schritten besteht, die ständig in Bewegung sind: Anforderungen, Sammlung, Verarbeitung und Nutzung, Analyse und Produktion, Verbreitung und Konsum und Feedback.

    Es handelt sich dabei um eine Theorie, die vor allem für nachrichtendienstliches Erkenntnisleistungen anwendbar ist, etwa wenn es darum geht, wichtige Informationen und Ereignisse wie terroristische Angriffe oder das Ausmaß der Rüstungsproduktion eines Kriegsgegners zu antizipieren. Ein nachrichtendienstliches Versagen kann dabei als jedes Missverständnis einer Situation definiert werden, das eine Regierung oder ihre Streitkräfte zu Handlungen veranlasst, die unangemessen und kontraproduktiv für die eigenen Interessen sind. Feinde können unterschätzt oder überschätzt werden, und Ereignisse, die vorhersehbar sein sollten, laufen unvorhergesehen ab. Da die Arbeit von Nachrichtendiensten das Ergebnis von Teamarbeit ist, gibt es bestimmte Merkmale, die für ein solches bürokratische Umfeld typisch sind und das Scheitern erklären können. Eine typische Form von nachrichtendienstlichem Versagen ist dabei der Überraschungsangriff, wobei ein solcher meist als eine bürokratische Vernachlässigung der Verantwortung definiert werden kann, oder als eine Verantwortung, die so schlecht definiert oder delegiert wurde, dass die Aktion verloren geht. Die Erklärungen für ein solches nachrichtendienstliche Versagen enthält im Allgemeinen einen oder mehrere kausale Faktoren wie organisatorische Hindernisse, psychologische und analytische Herausforderungen, Probleme mit Warninformationen und Versagen der politischen Führung.

    Die früheste Literatur über nachrichtendienstliches Versagen findet sich in den 1960er Jahren und hat sich im Kontext des Kalten Krieges entwickelt, denn zu dieser Zeit war das stabile bipolare System durch periodische Überraschungen bedroht, die das Gleichgewicht der Kräfte zu verändern versprachen. Mit Zehntausenden von Atomwaffen, die aufeinander gerichtet waren, verbrachten die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion viel Zeit und Energie damit, die Absichten und Fähigkeiten des jeweils anderen einzuschätzen und zu versuchen, eine katastrophale Überraschung zu vermeiden. Nach dem Fall der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges nahm das Interesse an einer Wissenschaft über das Versagen der Geheimdienste erheblich ab.

    In der Zwischenzeit diversifizierte sich diese Theorie des Intelligenzversagens und umfasst nun Themen wie Umwelt, Pandemien, Menschenrechte, Drogenhandel oder Kriminalität. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem gescheiterten Versuch, Massenvernichtungswaffen im Irak zu finden, hat das Interesse an wissenschaftlichen Analysen nachrichtendienstlichen Versagens jedoch wieder zugenommen.

    Literatur

    Copeland, Thomas E. (2007). Fool Me Twice: Intelligence Failure and Mass Casualty Terrorism. Leiden, Boston: Martinus Nijhoff Publishers.
    Schelling, T. (1962). Forward. In B. Wohlstetter, Pearl Harbor (Eds.), Warning & Decision. Palo Alto, CA: Stanford Univ. Press.
    Schulsky, A. & Schmitt, G. (2002). Silent Warfare: Understanding the World of Intelligence. Washington DC: Brassey’s.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Failure_in_the_intelligence_cycle (19-11-21)


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