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Salienz-Netzwerk

    Das Salienz-Netzwerk – salience network -ist ein großräumiges neuronales Netzwerk des menschlichen Gehirns, das hauptsächlich aus der anterioren Insula und dem dorsalen anterioren cingulären Cortex besteht, und das an der Erkennung und Filterung bedeutsam hervortretender (salienter) Reize sowie an der Rekrutierung relevanter funktioneller Netzwerke beteiligt ist. Zusammen mit den mit ihm verbundenen Hirnarealen trägt das Salienz-Netzwerk durch die Integration sensorischer, emotionaler und kognitiver Informationen zu einer Vielzahl komplexer Funktionen bei, darunter Kommunikation, soziales Verhalten und Selbstwahrnehmung. Dieses Netzwerk ist durch eine unabhängige Komponentenanalyse durch die funktionelle Magnetresonanztomografie im Ruhezustand nachweisbar.

    Während die zahlreichen Funktionen des Salienz-Netzwerks nicht genau bekannt sind, wird es mit der Erkennung und Integration von emotionalen und sensorischen Reizen in Verbindung gebracht, sowie mit der Modulation des Wechsels zwischen der intern gerichteten Kognition des Default-Mode-Netzwerks und der extern gerichteten Kognition des zentralen exekutiven Netzwerks. Dysfunktionen im Salienz-Netzwerk wurden bei verschiedenen psychiatrischen Störungen beobachtet, darunter Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Schizophrenie, frontotemporale Demenz und Alzheimer-Krankheit. Das Salienz-Netzwerk ist bei Angststörungen besonders aktiv, was vermutlich die Vorhersage aversiver körperlicher Zustände widerspiegelt, die zu beunruhigenden Gedanken und ängstlichem Verhalten führen. Bei Schizophrenie wurden sowohl strukturelle als auch funktionelle Anomalien beobachtet, von denen man annimmt, dass sie eine übermäßige Salienz widerspiegeln, die intern generierten Stimuli zugeschrieben wird. Bei Menschen mit Autismus kann die relative Salienz sozialer Stimuli, wie Gesicht, Augen und Blicke, vermindert sein, was daher zu verminderten sozialen Fähigkeiten führen kann.

    Hirnforscher vermuten auch bei Depressionen eine Störung im Salience-Netzwerk, denn in diesen Regionen des Gehirns kommt es zu einer vermehrten Aktivität, wenn die Sinnesorgane dem Gehirn Veränderungen in der Umwelt signalisieren, wobei sich das Salience-Netzwerk gut mit der funktionellen Magnetresonanztomografie darstellen lässt, die allerdings aufwendig und deshalb in der Regel nur zu Forschungszwecken eingesetzt wird. Schneider et al. (2020) haben eine klinisch leichter zu analysierende Veränderung, die mit dem Salience-Netzwerk in Verbindung steht, nachgewiesen, und zwar die Weite der Pupillen. Man hatte schon in früheren Studie zeigen können, dass die Dilatation der Pupillen, mit der Menschen in Vorfreude auf eine Belohnung reagieren, mit der Aktivität des Salience-Netzwerks im Gehirn korreliert. Während sich in dieser Untersuchung, bei der es um ein Gewinnspiel mit einem geringen Geldbetrag ging, bei den gesunden Probanden immer dann die Pupillen weiteten, wenn sie davor standen, einen Gewinn zu machen, war diese Reaktion bei den jenen mit Depressionen abgeschwächt, wobei die Auswirkungen vom Schweregrad der Depression abhängig waren, d. h., je ausgeprägter die Symptome waren, desto weniger weit öffneten sich die Pupillen. Gleichzeitig war im Gehirn bei Menschen mit Depressionen die Aktivierung des Salience-Netzwerks vermindert.

    Literatur

    Schneider, M., Elbau, I.G., Nantawisarakul, T., Pöhlchen, D., Brückl, T., BeCOME Working Group, Czisch, M., Saemann, P.G., Lee, M.D., Binder, E.B., Spoormaker, V.I. (2020). Pupil Dilation during Reward Anticipation Is Correlated to Depressive Symptom Load in Patients with Major Depressive Disorder. Brain Sci., 10, 906.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Salience_network (17-12-14)


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    2 Gedanken zu „Salienz-Netzwerk“

    1. Große Pupille

      Die Größe der Pupille des Menschen wird vom Locus caeruleus, einem Teil des Hirnstamms, kontrolliert, der allerdings nicht nur für die Pupillengröße, sondern auch für Konzentrations-, Aufnahme- und Lernfähigkeit verantwortlich ist. Auch kontrolliert der Hirnstamm einen Großteil der Kommunikation zwischen Gehirn und Körper bzw. ist auch im Schlaf aktiv. Eine Dysfunktion des Locus caeruleus ist häufig für Alzheimer oder ADHS verantwortlich, d. h., ein aktiver Hirnstamm sorgt für bessere mentale Fähigkeiten und damit auch für eine größere Pupille. Daher könnte eine Variation in der Pupillengröße als Warnung für die Alzheimer-Erkrunkung dienen, allerdings kaum für das Ausmaß der Intelligenz der Betroffenen.

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