Als Aggressivität wird eine überdauernde Bereitschaft und Einstellung zu aggressivem Handeln betrachtet, während es sich bei Aggression um die Handlung selbst handelt, sodass man das Verhältnis zwischen Aggressivität und Aggression etwa wie das von Gewaltbereitschaft zur Gewalt verstehen kann. Aggressivität ist demnach eine bei einem Menschen zur Gewohnheit gewordene aggressive Grundhaltung bzw. Grundstimmung für das Fühlen, Denken und Handeln einer Person, die dann in Verbindung mit einer bestimmten Situation zu aggressiven Handlungen führen kann. Aggressivität (aggressiveness) bezeichnet somit die interindividuell unterschiedlich ausgeprägte Neigung, in bestimmten Situationen aggressiv, d.h., mit einer Aggression zu handeln und ist demnach als eine Persönlichkeitseigenschaft (Disposition) zu begreifen. Siehe dazu den Begriff der Gewalt.
Eine Studie von Petersen et al. (2018) soll übrigens einen Marker im Gehirn identifiziert haben, der mit der Aggressivität bei Kleinkindern in Zusammenhang steht. Kinder, die über kleinere Ausschläge bei den Gehirnwellen P3 verfügen, wenn sie mit veränderten Situationen konfrontiert werden, sind angeblich aggressiver als jene mit größeren Spitzen. Die P3-Welle gehört zu einer Reihe von Gehirnwellen, die entstehen, wenn eine Menschen Veränderungen in der Umwelt bewerten und entsprechend auf sie reagieren, etwa auch bei veränderten Signalen in einer sozialen Interaktion. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Menschen, die mit geringeren Ausschlägen dieser P3-Wellen auf Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren, dazu neigen, aggressiver zu sein als andere mit hohen Ausschlägen. Man hält daher P3 bei Aggressionen für einen Schlüsselindikator, der aber auch mit Depressionen und Schizophrenie in Verbindung stehen soll. Mit dieser Methode könnte man nach Ansicht der AutorInnen frühzeitig Kinder identifizieren, bei denen das Risiko aggressiven Verhaltens besteht. 1984 scheint nah 😉
Literatur
Petermann, F. & Petermann, U. (1993). Training mit aggressiven Kindern. Weinheim: Beltz.
Petersen, I. T., Hoyniak, C. P., Bates, J. E., Staples, A. D., & Molfese, D. L. (2018). A longitudinal, within-person investigation of the association between the P3 ERP component and externalizing behavior problems in young children. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 59, 1044-1051.