Die Funktionen des vegetativen Nervensystems werden im Wesentlichen durch den Neurotransmitter Acetylcholin gesteuert, denn während der Sympathikus die Funktionen unter körperlicher Aktivität reguliert, ist der Parasympathikus für die Regenerationsvorgänge im Körper verantwortlich. Die parasympathische Erregungsweiterleitung startet im zentralen Nervensystem über Neurone, die zum präganglionären Neuron führen und dort mittels Acetylcholin auf das postganglionäre Neuron weitergeschaltet werden. Dieser elektrische Impuls bewirkt dann in den Nervenendigungen die Ausschüttung von Acetylcholin in den synaptischen Spalt. Zielstrukturen für den Botenstoff sind Muscarin- und Nicotinrezeptoren, die sich an den glatten Muskelzellen oder Drüsen befinden. Durch Besetzen dieser Rezeptoren werden die typischen parasympathischen Wirkungen (Herzfrequenz wird gesenkt, gastrointestinale Funktionen werden gesteigert, Atemvorgänge werden gedrosselt, die Blasenmuskulatur kontrahiert, die Sekretion von Speichel, Magensaft und Schweiß angeregt und die Pupillen verengt) ausgelöst, wobei aschließend Acetylcholin über das Enzym Acetylcholinesterase in Cholin und Essigsäure abgebaut wird. Das Cholin wird über einen aktiven Transport wieder zurück in die Nervenzelle aufgenommen uns hier erneut in Acetylcholin umgewandelt und in den Vesikeln für den nächsten Nervenimpuls gespeichert.
Acetylcholin (acetylcholine) ist somit ein Neurotransmitter, der z. B. das Lernen eines Organismus erst möglich macht, aber auch Muskelkontraktionen auslöst. Acetylcholin ist ein Amin-Transmitter und wirkt auch im Darm und an den Schweißdrüsen. Befunde weisen darauf hin, dass die Alzheimersche Krankheit mit einem drastischen Acetylcholinmangel in basalen Vorderhirnkernen verbunden ist (Pharmakopsychologie). Die Übertragung der Nervenimpulse auf die Muskeln läuft durch Acetylcholin, d. h., wann immer ein Muskel arbeitet, ist Acetylcholin im Spiel. Wenn dieser Botenstoff an den Muskeln fehlt, tritt eine Lähmung auf. Wenn man dort Acetylcholin erhöht, kommt es zu Durchfall und Schwitzen. Außerdem wird Acetylcholin mit Gedächtnisbildung in Zusammenhang gebracht, denn wenn die Zellen, die den Botenstoff bilden, absterben, ist im Cortex zu wenig davon vorhanden und es entsteht eine Alzheimer-Demenz. Die bei einer Alzheimer-Erkrankung verwendeten Medikamente sind Acetylcholinesterase-Hemmer, die bewirken, dass dem Gehirn mehr Acetyl zur Verfügung steht, indem sie den Abbau des Botenstoffes hemmen und somit die Verfügbarkeit in der Synapse erhöhen.
Übrigens: Anticholinergika wie Atropin, Oxybutynin, Propiverin, Scopolamin, Tolterodin oder Trospiumchlorid – werden unter anderen als harndranghemmende oder schlaffördernde Medikamente verschrieben, aber auch gegen Asthma, Parkinson und Koliken. Medikamente dieser Wirkstoffgruppe unterbinden die Nervenreize und fördern die Muskelentspannung, könnten aber nach amerikanischen Untersuchungen auch das Gehirn schädigen, denn bei älteren Menschen, die Anticholinergika einnahmen, fand sich ein kleinerer Cortex als bei einer Vergleichsgruppe.
Nach einem Bericht im Kurier vom 2. Oktober kann ein Mensch, der jeden Tag zwei Eier isst, angeblich die Leistungsfähigkeit seines Gehirns deutlich stärken und seine Merkfähigkeit erhöhen. Verantwortlich soll eben dabei das im Eigelb enthaltene Cholin sein, ein Ausgangsstoff für die Bildung von Acetylcholin. Eier haben tatsächlich von allen Nahrungsmitteln den höchsten Cholin-Anteil, jedoch enthalten auch Leber, Fisch oder Gemüsesorten wie Soja, Bohnen, Kohl signifikante Mengen dieses Nährstoffs. Zwar kann der Körper Cholin in geringen Mengen auch selbst herstellen, ist aber dennoch auf die zusätzliche Zufuhr mit der Nahrung angewiesen. Besonders wichtig ist Cholin für die Herstellung der schützenden Zellmembranen unserer Körperzellen, wobei Nervenzellen aus Cholin den Botenstoff Acetycholin produzieren. Können die betreffenden Gehirnzellen mithilfe des Botenstoffs Acetylcholin keine Signale mehr austauschen, so kommt es zu Gedächtnisverlust, was bei der Alzheimer-Erkrankung der Fall ist, bei der Acetylcholin-hältige Gehirnzellen nach und nach absterben. Man vermutet daher, dass die vermehrte Aufnahme von Cholin beziehungsweise auch lecithinhaltigen Lebensmitteln die Gedächtnisfunktion verbessern könnten. Die Forschung liefert bisher allerdings widersprüchliche Ergebnisse. Cholin ist für die störfreie Signalübertragung im Gehirn wichtig und besonders für Kindergehirne essenziell, denn Untersuchungen zufolge wird Cholin für die Gehirnbildung gebraucht. Ein Cholin-Mangel kann sich durch Vergesslichkeit oder verminderte Konzentrationsfähigkeit bemerkbar machen. Eier enthalten reichlich Cholin und können so ein wichtiger Lieferant sein, d. h., Eier sollten daher schon früh in den Speiseplan von Kindern integriert werden, wobei jedoch auch andere Nahrungsmittel reichlich Cholin enthalten (s. o.).
Acetylcholin war übrigens der erste der chemischen Botenstoffe, der entdeckt wurde, und zwar 1921 durch Otto Loewi am Herzen eines Frosches.