Mental Load

Mental Load bezeichnet die geistige und organisatorische Last, die ein Mensch tragen muss, um seine alltägliches Leben, also konkret etwa den Haushalt, die Kindererziehung oder den Familienbetrieb am Laufen zu halten, wobei diese Form der Belastung meist für die anderen unsichtbar bleibt. Mental Load kann man als psychische Belastung übersetzen, wobei der Begriff aus dem Ansatz der Cognitive Load Theory stammt, und bezieht sich im Besonderen auf die Beziehungspflege sowie das Auffangen persönlicher Bedürfnisse und Befindlichkeiten. Die Cognitive Load Theory ist auch eine Theorie der kognitiven Belastung beim Lernen und der Verarbeitung von Gelernten und damit eine der wenigen pädagogisch orientierten Versuche, die psychischen Prozesse beim Lernen empirisch in ihrer Gesamtheit zu erfassen und praktisch etwa für die Entwicklung von Lernprogrammen zu nutzen.

Zunächst wurde in der Psychologie der Begriff für geistige Belastungserscheinungen verwendet und ihr Zusammenhang mit Stress sowie die Auswirkungen auf Vitalparameter in verschiedenen Berufsgruppen diskutiert, wobei vorrangig auf die Doppelbelastung von Frauen durch Familie und Berufstätigkeit Bezug genommen wurde.

Diese Form der Belastung findet sich daher häufig bei Frauen, da sie gesellschaftlich stärker in die Rolle derjenigen gedrängt werden, die für das Funktionieren des Alltags verantwortlich sind. Dabei geht es nicht nur darum, Aufgaben tatsächlich zu erledigen, sondern vor allem darum, an sie zu denken und sie im Blick zu behalten. Untersuchungen zeigen, dass Frauen im Alltag häufiger gestresst sind als Männer, was auch darin liegt, dass sie sich für andere verantwortlich fühlen, sich selbst weniger Pausen gönnen und viel unbezahlte Sorgearbeit leisten. Diese Belastung ist gesellschaftlich anerzogen und beginnt schon in der Kindheit. denn Mädchen lernen früh, Verantwortung für andere zu übernehmen. Frauen tragen aber nicht nur mehr Aufgaben, sondern erinnern auch andere an deren Pflichten, wobei dieses Phänomen tief in die weibliche Rolle eingeschrieben und über Generationen weitergegeben wird.

Diese erwartete Position führt zu Gefühlen der Überforderung und Selbstabwertung über Schlafstörungen und körperliche Beschwerden bis hin zu Wut oder Depressionen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist für Frauen daher wichtig, die eigene mentale Belastung sichtbar zu machen, etwa indem man aufschreibt, was man alles mitdenkt und organisiert, denn erst durch diese Sichtbarkeit wird Veränderung möglich, etwa durch das bewusste Abgeben von Aufgaben. Mental Load is taber kein individuelles Problem, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Strukturen und Anforderungen, denn während frühere Generationen ebenfalls unter Druck standen, sind die Erwartungen an Frauen heute noch vielfältiger: Sie sollen beruflich, familiär und sozial leistungsfähig und gleichzeitig perfekt organisiert sein, wobei die Digitalisierung und ständige Erreichbarkeit diesen Druck zusätzlich verschärfen.

Mental Load meint also im Wesentlichen die Last der ständigen unsichtbaren Planungs- und Koordinierungsaufgaben, die im Alltag anfallen und die damit verbundene Verantwortung. Die Initiative „Equal Care Day“ definiert Mental Load so: „Mental Load bezeichnet die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für das Organisieren von Haushalt und Familie im Privaten, das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext sowie die Beziehungspflege und das Auffangen der Bedürfnisse und Befindlichkeiten aller Beteiligten in beiden Bereichen.“

Mit Mental Load sind nicht nur die konkreten Aufgaben im Haushalt oder die Kinderbetreuung gemeint, sondern es geht um die unsichtbare und notwendige Denkarbeit, die es überhaupt erst möglich macht, dass sichtbare Aufgaben erledigt werden können und der Alltag funktioniert. Zu dieser Denkarbeit gehören unter anderem: planen, koordinieren, Optionen abwägen, Bedürfnisse antizipieren und Entscheidungen treffen. Nach neueren Studien übernehmen in der Regel Frauen und Mütter das meiste, um das Leben und den Alltag einer Familie oder Partnerschaft zu managen, wobei nicht nur die mentale und oft auch körperliche Belastung problematisch ist, sondern auch die mangelnde Wertschätzung, die die Betroffenen für ihre Arbeit erhalten. In einer Studie aus dem Jahr 2023 wurde zum ersten Mal auch die Belastung durch Mental Load gemessen, wobei sich zeigte, dass von insgesamt einundzwanzig Aufgaben, die Haushalt, Familienorganisation und Freizeitaktivitäten betreffen, nur drei überwiegend oder ausschließlich bei den Männern liegen: Reparaturen, Handwerker und Finanzen. Die befragten Männer gaben dabei sogar häufig an, dass die mentale Belastung fair verteilt ist, während Frauen dagegen laut Studie die Last klar bei sich sehen.

Auf der Website von Equal Care gibt es auch einen Mental Load-Test zum Download: https://equalcareday.de/mental-load/#test

Literatur

Stangl, W. (2017). Cognitive Load Theorie. [werner stangl]s arbeitsblätter.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/CognitiveLoad.shtml (2017-11-08)
Sweller, J. & Chandler, P. (1994). Why some material is difficult to learn. Cognition and Instruction, 12, 185-233.
https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/was-tun-mental-load-muetter-frauen-symptome-definition-test-tipps-aufgaben-belastung-100.html (23-08-02)


Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

1 Gedanke zu „Mental Load“

  1. In einer Frauenzeitschrift gab die Psychologin Miriam Junge Tipps gegen Mental Load, die unsichtbare mentale Belastung, die besonders Frauen im Alltag tragen. Am Beispiel von Teresa wird gezeigt, wie erschöpfend es sein kann, ständig zwischen Arbeit, Haushalt und Beziehungen zu jonglieren.
    Der erste Schritt zur Verbesserung ist das Erkennen und Akzeptieren des Mental Loads. Obwohl gesellschaftliche Strukturen oft hinderlich sind, können im persönlichen Bereich Veränderungen vorgenommen werden. Junge empfiehlt:
    Offene Kommunikation mit dem Partner und Erstellung eines Aufgabenplans, der auch die mentale Verantwortung aufteilt.
    Prioritäten setzen und Ansprüche reduzieren.
    Mehr Raum für Selbstfürsorge schaffen. Kleine, positive Gewohnheiten in den Alltag integrieren, wie:
    Tägliche fünfminütige Meditation oder Atemübung
    Abendliche Reflexion oder Dankbarkeitsritual
    Regelmäßige Mini-Pausen im Tagesverlauf
    Das Ziel ist es, Schritt für Schritt zu mehr Leichtigkeit zurückzufinden und den Mental Load zu reduzieren, damit Frauen sich am Ende des Tages unbeschwert fühlen können.
    Quelle: https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/psychologie–psychologin-gibt-tipps-gegen-mental-load-13876044.html (24-09-29)

Die Kommentare sind geschlossen.