Die Gesprächspsychotherapie nach Carl R. Rogers wird auch als „Personzentrierte Psychotherapie“ bezeichnet und hat sich neben den tiefenpsychologischen Verfahren und der Verhaltenstherapie als Therapieform etabliert. Die Gesprächspsychotherapie gehört zu den humanistischen Methoden, die die These vertreten, dass der Mensch mehr als die Summe seiner Teile ist, dass er bewusst und in zwischenmenschlichen Beziehungen lebt und dass er sich entscheiden kann. Die psychoanalytische Therapie nimmt traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit des Patienten auf und will ihn von den Symptomen derselben befreien. In den sechziger Jahren entstehen in der Reaktion darauf eine Reihe von Therapieformen, die die Bewusstwerdung (awareness) der Erfahrungen und Verhaltensweisen des Klienten sowie die Begegnung (encounter) in den Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen stellen. Dieser Therapieansatz stützt sich auf Elemente wie Offenheit, Selbstbewusstsein, Verantwortlichkeit, Aufmerksamkeit für Gefühle, Empathie und das bewusste Erleben der Gegenwart. Sie arbeitet ressourcenorientiert, d.h., sie konzentriert sich auf die Möglichkeiten, die der Klient in sich trägt und bleibt im Hier und Jetzt. Rogers hielt u.a. die Diagnostik für kontraproduktiv, da Menschen seiner Meinung nach dadurch in Schubladen gesteckt würden, aus denen sie nur schwer wieder heraus kommen. Rogers ging davon aus, dass die Beziehung zwischen Klient und Therapeut den zentralen Ansatz für eine Therapie darstellt., wobei die emotionale Ebene, der Ausdruck, die Körpersprache und das prinzipielle, gegenseitige Wohlwollen im Vordergrund stehen, d.h., der Therapeut bietet Beziehung an, der Klient kann sie annehmen. Rogers Arbeitsweise ist von den Theorien der Neofreudianer Karen Horney und Harry Stack Sullivan stark beeinflusst.
1. Definition
„Das Konzept der Gespächsführung entspricht mit seiner Annahme einer prinzipiellen Gleichheit aller Menschen in bezug auf die Möglichkeiten, sich zu entwickeln, und auf ihrem Hinweis auf die Eigenverantwortlichkeit des Individuums dem Menschenbild einer sich als demokratisch verstehenden Gesellschaft“ (Kiernan zit. nach Biermann-Ratjen, 1976, S. 182).
2. Definition
Eine Variante der Gesprächstherapie ist die lernpsychologische Gesprächspsychotherapie. Sie basiert auf Konditionierung, Gegenkonditionierung (Akzeptanz durch Therapeut gegen Ängste), operantem Konditionieren (Belohnen durch Zuwenden) und Diskriminationslernen (Auseinandersetzen mit der eigenen Wahrnehmung) (vgl. Martin zit. nach Finke, 1994, S. 12).
3. Definition
Therapeutenmerkmale die ein Behandlungsergebnis positiv beeinflussen können sind beispielsweise ein flexibles
Sprachverhalten oder ein klares Aussprechen der Gefühle des Patienten. Im Gegnsatz dazu gibt es natürlich auch Merkmale die ein Klient mit sich bringen muss. Diese wären ein vermehrtes Aussprechen von Gefühlen, ein mit sich selbst auseinandersetzen oder eine Akzeptanz den eigenen Gefühlen gegenüber (vgl. Biermann-Ratjen, 1997, S. 75).
4. Definition
„Die Heilung im Personenzentrierten Ansatz ist eine Heilung des Selbst. […] sie ist Schritt für Schritt in der Mikrobeobachtung nachvollziehbar, wenn der Therapeut dem Klienten mit der Überzeugung zuhört, daß die Heilungstendenz im Klienten selbst zu finden ist.“ (Pawlowsky, 1992, S. 127).
5. Definition
Das Ziel einer Gesprächstherapie besteht darin den Patienten von inneren Zwängen zu befreien und einer Selbstentzweiung oder Selbstentfremdung entgegenzuwirken. Bei diesem Verfahren wird keine Beseitigung des ursprünglichen Problems angestrebt sondern vielmehr eine Weiterentwicklung der Persönlichkeit des Betroffenen (vgl. Finke, 1994, S. 8).
Verwendete Literatur
Biermann-Ratjen, E.-M. (1997). Gesprächspsychotherapie. Verändern durch Verstehen. In J. Eckert & H.-J.
Schwartz. Stuttgart: W. Kohlhammer.
Finke, J. (1994). Empathie und Interaktion. Methodik und Praxis der Gesprächspsychotherapie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.
Pawlowsky, G. (1992). Die Heilung. WIE WERDE ICH WIEDER GESUND? Wie heilt der Personenzentrierte Ansatz? In P. Frenzel, P. F. Schmid & M. Winkler (Hrsg.), Handbuch der Personenzentrierten Psychotherapie. Mit einer Einleitung von Carl R. Rogers. (S. 127-136). Köln: Edition Humanistische Psychologie
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOTHERAPIE/Klientenzentrierte-Therapie-Rogers.shtml (07-12-21)