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Gegenkonditionierung

    Die Gegenkonditionierung (counterconditioning oder anti-conditioning) ist eine Methode der Verhaltenstherapie, mit dem neue Reaktionen auf jene Reize konditioniert werden, die ein unerwünschtes Verhalten auslösen, und beruht auf der klassischen Konditionierung. Dazu gehören Techniken wie die etwa die systematische Desensibilisierung und die Aversionstherapie.

    Gegenkonditionierung ist ein Konzept aus der Verhaltenspsychologie beziehungsweise behaviouristischen Lerntheorie, bei dem eine unerwünschte Reaktion auf einen bestimmten Reiz durch eine erwünschte Reaktion ersetzt wird. Ziel ist es, das Verhalten eines Menschen oder eines Tieres zu verändern, indem man neue, positivere Assoziationen zu einem zuvor negativ bewerteten Stimulus aufbaut. Wenn etwa jemand Angst vor Hunden hat, kann man die Gegenkonditionierung einsetzen, indem man bei dem ängstlichen Menschen den Angstreiz (den Hund) mit etwas Positivem mit einer Belohnung wie Schokolade oder verbales Lob für seinen Mut kombiniert. Durch wiederholtes, positives Erleben eines Hundes verliert die Angst nach und nach ihre Wirkung, da die Person den Hund nun auch mit etwas Angenehmen verbindet. Auch in der Hundeerziehung findet diese Methode Anwendung, beispielsweise bei Hunden, die Angst vor fremden Hunden haben und versuchen, andere Hunde durch Bellen zu vertreiben. Durch die Verknüpfung des Anblicks eines fremden Hundes mit der Vergabe von Leckerlis wird der Hund mittels klassischer Konditionierung dazu veranlasst, die Ankunft eines fremden Hundes mit der Erwartung von Belohnungen zu assoziieren. In der Konsequenz wird der Anblick eines fremden Hundes mit der Erwartung auf diese Leckerlis assoziiert. Da Angst und Aggression sich gegenseitig ausschließen, wird der positive Reiz allmählich den anderen ersetzen. Die Technik basiert also auf der Idee, dass unerwünschte Reaktionen durch neue, positive Reaktionen ersetzt werden können, und wird oft in der Verhaltenstherapie verwendet, etwa bei der Behandlung von Phobien. So wird ein un­erwünsch­ter, konditionierter Reiz wie Angst vor Spinnen mit ei­nem damit unvereinba­ren Reiz (Entspannung, z. B. Muskel­relaxati­on nach Jacob­son) gekop­pelt und so ab­ge­baut bzw. gelöscht.


    1.    Definition

    Die Methode der Gegenkonditionierung beruht auf der theoretischen Grundlage des klassischen Konditionierens und zielt auf den Abbau von unerwünschten Emotionen (z.B. Angst, Phobien) und entsprechendem Verhalten (z.B. Flucht, Vermeidung). Es handelt sich um eine klassische verhaltenstherapeutische Technik, bei der der Furcht auslösende Reiz (z.B. ein Hund bei einer Hundephobie) gemeinsam mit einem positiv besetzten Reiz (z.B. leckere Süßigkeiten oder besonders attraktives Spielmaterial) präsentiert wird. Durch die wiederholte gemeinsame Präsentation der beiden Reize tritt ein Prozess der klassischen Konditionierung in Kraft, wobei der ehemals gefürchtete Reiz zu einem konditionierten positiven Reiz wird. Allgemeiner gesprochen werden bei der Gegenkonditionierung solche Reaktionen konditioniert, die mit dem unerwünschten Verhalten nicht kompatibel sind (vgl. Winkel, Petermann & Petermann, 2006, S. 276).

    2.    Definition

    Das Prinzip der „klassischen Verfahren“ (Gegenkonditionierung und systematische Desensibilisierung), die überwiegend bei der Behandlung von Phobien zum Einsatz gelangen, besteht darin, den Klienten mit den eine Angst auslösenden Reizen (z.B. mit einem Hund bei einer Hundephobie) direkt oder schrittweise (erst in der Vorstellung, später in der Realität) zu konfrontieren und ihn gleichzeitig anzuweisen, eine zuvor erlernte tiefe Körperentspannung als angstantagonistische Reaktion zu zeigen. Phobische Reaktionen können so – meist schrittweise, aber auch durch sofortige direkte Konfrontation (z.B. bei Flugphobien, Busphobien, etc.) – abgebaut werden (vgl. Kreft & Mielenz, 1980, S. 692).

    3.    Definition

    Methode zum Umlernen bei unerwünschten Verhaltensweisen. Anstelle des bisherigen, z.B. stark ängstlichen Verhaltens beim Anblick einer Spinne, wird ein entspanntes Verhalten gelernt. Die unangebrachte Reaktion wird also durch eine andere Reaktion ersetzt, wobei der auslösende Reiz gleichbleibt. Von dem neu gelernten Verhalten wird angenommen, dass es mit dem bisherigen Verhalten inkompatibel (unvereinbar) ist (vgl. Brunner & Zeltner, 1980, S. 81ff).

    4.    Definition

    Bedeutet den Versuch durch Konditionierung neuen Verhaltens unerwünschtes früher konditioniertes Verhalten zu löschen und damit eine Verhaltensänderung herbeizuführen.

    Beispiel: Ein Kind hat sich angewöhnt, durch Schreien und Zornausbrüche die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen. Dieses unerwünschte Verhalten kann nun dadurch gelöscht werden, dass es durch Ignorieren (Nichtbeachtung) übergangen wird und gleichzeitig ruhiges Verhalten  durch Zuwendung verstärkt und damit aufgebaut wird (= Gegenkonditionierung) (vgl. Köck & Ott, 1994, S. 250).

    5.    Definition

    Eine Technik in der Verhaltenstherapie, die auf die Theorie der Gegenreaktion gegründet ist, nach der bei der Auslöschung einer konditionierten Response diese durch eine andere, nicht mit ihr vereinbare (inkompatible) Response „verdrängt“ wird. G. wird als systematisches Desensibilisieren zur Angstreduktion und bei der stimuluszentrierten  Aversionstherapie (gegen Alkoholismus, Rauchen u. a. Abhängigkeiten) eingesetzt (vgl. Häcker & Stapf; 1998, S. 309).

    Literatur

    Brunner, R. & Zeltner, W. (1980). Lexikon zu Pädagogischen Psychologie und Schulpädagogik. München: Ernst Reinhardt Verlag.
    Häcker, H. & Stapf, K. (1998). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber.
    Köck, P. & Ott, H. (1994). Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. Donauwörth: Verlag Ludwig Auer.
    Kreft, D. & Mielenz, I. (2008). Wörterbuch Soziale Arbeit: Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Weinheim: Juventa Verlag.
    Winkel, S., Petermann, F. & Petermann U. (2006). Lernpsychologie. Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag.


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