Unter der Autosuggestion versteht man meist Selbstgespräche zur Beeinflussung des eigenen seelischen und körperlichen Befindens, wobei die Bezeichnung auf den Apotheker Coué zurückgeht. Aus persönlichen Erfahrungen heraus entwickelte Coué die Lehre und Methode der bewussten Autosuggestion, wobei sich aber Autosuggestionen allerdings auch negativ auswirken können, etwa in Form von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen.
Prinzipiell führen Menschen Selbstgespräche, um ihre Gedanken zu ordnen oder um sich selbst zu motivieren, andere führen Selbstgespräche, um sich selbst zu beruhigen oder um ihre Gefühle auszudrücken. Funktion und Bedeutung von Selbstgesprächen können je nach Kontext und individueller Persönlichkeit variieren. Es gibt auch Menschen, die Selbstgespräche führen, weil sie sich und ihr Gedanken einfach besser verstehen, wenn sie diese laut aussprechen. Selbstgespräche sind in der Regel eine ganz normale und gesunde Verhaltensweise. Selbstgespräche können aus psychologischer Sicht daher verschiedene Funktionen und Bedeutungen haben.
- Selbstregulation: Selbstgespräche können dazu beitragen, Emotionen zu regulieren, indem sie als Ventil für innere Gedanken und Gefühle dienen. Indem man sich selbst beruhigt oder sich selbst motiviert, kann man sich in schwierigen oder stressigen Situationen besser regulieren.
- Problemlösung: Selbstgespräche können dazu beitragen, komplexe Probleme zu lösen, indem man sich selbst Fragen stellt und beantwortet, Ideen sammelt und Entscheidungen trifft.
- Selbstreflexion: Selbstgespräche können helfen, sich selbst besser zu verstehen und sich selbst zu reflektieren. Indem man sich selbst Fragen stellt, kann man tiefer in die eigenen Gedanken und Gefühle eintauchen und so ein besseres Verständnis für sich selbst entwickeln.
- Konzentration: Selbstgespräche können dazu beitragen, die Konzentration zu verbessern, indem man sich selbst an Aufgaben erinnert oder sich selbst motiviert, fokussiert zu bleiben.
- Soziale Interaktion: Selbstgespräche können auch dazu dienen, soziale Interaktionen mit anderen zu simulieren oder sich auf zukünftige Interaktionen vorzubereiten, indem man sich vorstellt, was man sagen oder wie man reagieren würde.
1. Definition
„Eine Form der Suggestion, die vom Individuum selbst vorgenommen wird und nicht von außen kommt (Synonym: Selbstsuggestion)“ (Drever & Fröhlich, 1968, S. 38).
2. Definition
Autosuggestion (aus dem griech.-lat.) ist die Selbstsuggestion bzw. Selbstbeeinflussung. Bei der Autosuggestion werden seelische Vorgänge, Einsichten und Verhaltensformen unter dem Einfluß affektbetonter Wünsche, Erwartungen, Ängste und Sorgen umgeformt. Diese Umformung geschieht meist ungewollt, was zu unerwünschten Entscheidungen führen kann. Geschieht Autosuggestion bewußt kann Autosuggestion das Selbstbewusstsein und das Selbstwertstreben heben oder hemmen. Über das vegetative Nervensystem können körperliche Erscheinungen beeinflusst werden (vgl. Hehlmann, W. 1965, S. 45f).
3. Definition
Im Psychologischen Wörterbuch ist von Selbsteinredung die Rede. „Eine Beeinflussung des Urteils und der Vorstellungen, die vom Individuum selbst bewußt oder unbewußt hervorgerufen wird“ (Dorsch, F. 1976, S. 65).
4. Definition
Durch Suggestion beeinflusst man Gefühle, das Denken und folglich auch das Handeln, sowohl auf geistiger, als auch auf körperlich-seelischer Ebene. Dem Unterbewusstsein werden die eigenen Vorstellungen eingegeben (vgl. Tepperwein & Aeschbacher, 2004, S. 38).
5. Definition
„Die Einpflanzung einer Idee in uns selbst durch uns selbst“ ( Coué, 2005, S. 13).
Interessante Selbstgespräche setzen einen klugen Partner voraus.
Herbert George Wells
Beruhigende Selbstgespräche
zu führen kann Menschen helfen, ihre Leistung und ihr Wohlbefinden zu steigern, wobei innere Selbstgespräche unter Umständen wie selbsterfüllende Prophezeiungen wirken können. Vor allem Sportler und Sportlerinnen nützen diese Form des inneren Dialoges, um negative Gedanken auszublenden und sich positiv für einen Wettkampf einzustimmen. Das geschieht vor allem im Hinblick auf die Erkenntnis, dass negative Selbstgespräche die eigene Leistung blockieren und das Risiko für einen Misserfolg erhöhen können. Hornig (2013) nennt einige Kommunikationsregeln für den inneren Dialog:
- Sprechen Sie im Präsens, denn das Gehirn kennt im inneren Dialog nur die Zeitschiene Gegenwart und die direkte Ansprache. Vermeiden Sie den Konjunktiv, wie „hätte“, „wäre“ oder „sollte“. Beispiel: „Ich bin stark!“ oder „Das schaffe ich!“.
- Geben Sie sich eindeutige Anweisungen, denn das menschliche Gehirn bevorzugt klare Worte. Vermeiden Sie daher unkonkrete Begriffe wie „vielleicht“, „unter Umständen“, „eventuell“ und ähnliche Formulierungen.
- Vermeiden Sie Verneinungen, denn das Gehirn versteht keine Verneinungen. Im inneren Dialog sind Verneinungen unangebracht und können sogar kontraproduktiv wirken, denn sagen wir zu uns selbst vor einer Präsentation „Hoffentlich geht das nicht schief!“, legen wir gedanklich schon die Basis für das Misslingen. Besser ist: „Ich bin gut vorbereitet, bleibe gelassen und gebe mein Bestes!“.
- Benutzen Sie positive Formulierungen, denn Worte bestimmen unsere Gefühle, jedes Wort, das wir hören oder sprechen, bewerten wir emotional. Das Wort „Angst“ löst eine andere Emotion aus als „Zuversicht“, „Mir geht’s richtig mies!“, eine andere als „Ich bin ein bisschen down“.
- Sprechen Sie mit sich selbst prinzipiell mit gebührenden Respekt, Wertschätzung und Anerkennung, denn Selbstgespräche sollen Selbstvertrauen widerspiegeln und nicht Selbstzweifel oder Zögern. Sprechen Sie mit sich so, wie Sie wünschen, dass eine außenstehende Person mit Ihnen kommuniziert.
- Lächeln Sie innerlich, d. h., der innerliche Dialog sollte prinzipiell nicht verbissen und ernst ablaufen, sondern betrachten Sie ihn als „inneres Spiel“ und nicht als Kampf gegen sich selbst.
Kross et al. (2014) haben in einigen Experimenten herausgefunden, dass Menschen, die über sich selbst in der Du-Form statt in der Ich-Form sprechen, in stresshaltigen Situationen souveräner, überlegter und optimistischer waren. Wenn Menschen beim stillen, inneren Monolog nicht „Ich“ sagen, sondern sich mit „Du“ oder dem eigenen Namen ansprechen, wirkt das offensichtlich selbst-distanzierend und entspannend, weshalb man dann ruhiger handeln kann. Es empfiehlt sich daher, vor solchen Situationen kurz über sich selbst in der Du-Form statt in der Ich-Form nachzudenken, denn das offenbar führt dazu, dass man angstfreier, entspannter, überlegter und optimistischer wird. Dabei hilft diese kleine Veränderung in der Sprache, um Gedanken, Gefühle und Verhalten unter sozialem Stress besser zu steuern, was sogar für Menschen zutrifft, die sozial ängstlich sind.
Untersuchungen mit Hilfe von EEG und MRT haben übrigens auch gezeigt, dass Selbstgespräche in der dritten Person wirkungsvoller sind, denn die neurologische Aktivität im Gehirn sind andere als bei Gesprächen mit dem Ich in zweiter Person. Selbstgespräche in der dritten Person kosten weniger Energie, besonders für jene Menschen, die unter Angst, Aggressionen oder Zwängen leiden und permanent dieselben Denkmuster im Kopf kreisen lassen. Statt sich selbst in Gedanken immer und immer wieder mit denselben Vorwürfen oder Gedankenmustern zu quälen, sollte man einen Schritt nach außen tun und sich selbst als eine andere Person sehen und in dieser Form auch anzusprechen.
Literatur
Coué, E. (2005). Autosuggestion – Die Kraft der Selbstbeeinflussung durch positives Denken. Zürich: Oesch Verlag.
Dorsch, F. (1976). Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber.
Drever, J. & Fröhlich, W. D. (1968). Wörterbuch zur Psychologie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Hehlmann, W. (1965). Wörterbuch der Psychologie. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag Stuttgart.
Hornig, M. (2013). Die Bedeutung des inneren Dialogs – Wie Selbstgespräche unsere Leistung verbessern. Focus online vom 7. Dezember 2013.
Kross, E., Bruehlman-Senecal, E., Park, J., Burson, A., Dougherty, A., Shablack, H., Bremner, R., Moser, J. & Ayduk O. (2014). Self-Talk as a Regulatory Mechanism: How You Do It Matters. Journal of Personality and Social Psychology, 106, 304–324.
Tepperwein, K. & Aeschbacher, F. (2004). Öffne deine Schatzkammer! – Durch Selbsthypnose das Unterbewusstsein neu programmieren. Steyr: Ennsthaler Verlag.
Ich denke, man sollte einen Unterschied zwischen einer etymologischen Analyse eines Begriffes und seiner Definition für einen bestimmten wissenschaftlichen Kontext machen.
Diese Definitionen greifen alle zu kurz, und man hat ja bisher Autosuggestion über Jahrzehnte an den Rand definiert.
In SUG-GESTION steckt das deutsche Worte GESTE. Das zeigt uns, um wie FEINE Kräfte es hier geht und um welch FEINEN umgang damit. Alle groben Kraftmeiereien zeugen also von wenig Suggestionsverständnis.
Die römischen Legionäre SUGGERIERTEN ihren Ochsen das Heu, d.h. sie gaben es ihnen UNTER (sub/sug) das Maul. Dafür mussten sie „vom hohen Ross herabsteigen“ und sich selbst beugen. Beugten sie sich noch weiter, dann ging der Ochse mit dem Kopf mit und fraß ihnen aus der Hand. Wer diese Wirkung verstanden hat, der weiß, was SUGGESTION ist.
Suggestion unterteilt sich in a) HETEROsuggestion (fremden Einfluss) und b) AUTOsuggestion (EIGENEN Einfluss).
Autosuggestion ist also sehr viel mehr als eine oft etwas lächerlich dargestellte Selbstbeeinflssungstechnik. Autosuggestion ist DIE KEHRSEITE DER MEDAILLE oder die verdrängte ZWEITE HÄLFTE UNSERER WIRKLICHKEIT.
Wenn wir unsere päd., psych., med., therap.,… bis hin zu den religiösen Methoden und Techniken und Umgangsformen konkret untersuchen, müssen wir – erschreckt . erkennen, dass so gut wie alles vom EIGENEN auf FREMDEN Einfluss umgestellt worden ist.
Autosuggestion ist sozusagen der Generalschlüssel für die EIGENE SOUVERÄNITÄT und der wurde durch die Wissenschaft abgeschafft: Es gibt so gut wie keine wissenschaftliche Forschung und Lehre a) über Autosuggestion und b) über Émile Coué, durch dessen enorme praktische Erfolge in der Welt die Autosuggestion in wenigen Jahren eine weltberühmte Selbsthilfe-Methode wurde. Es gibt natürlich eine Menge Fortschung und Lehre über kontrollierte autosuggestive Techniken wie z.B. das autogene Training, aber das ist NICHT DER EIGENE EINFLUSS, das ist NICHT AUTOSUGGESTION.
E.Coué hat jeden Tag über Jahre hinweg demonstriert, dass AUTOSUGGESTION eine jedem angeborene, unablässig wirksame Kraft ist, die – je nach ihrer Anwendung – sehr gute oder sehr schlechte Wirkungen hervorbringt. Zur AUTOSUGGESTION gehört folglich ganz besonders a) die Bewusstheit der Autosuggestion und b) ein souveräner Umgang mit dieser Kraft. Von beidem wird man durch die üblichen Vorgaben eher abgebracht. Man suggeriert uns ein Surrogat von Autosuggestion als Autosuggestion – wenn wir es uns so servieren lassen. Jeder ist aber letztlich mit Geist begabt, um sich seine Wirklichkeit selbst genau anzuschauen; dann entdeckt man schon, was AUTOSUGGESTION WIRKlich ist.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe