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emotionale Misshandlung

    Viele Menschen kennen das Gefühl, dass ein böser Satz von Mutter oder Vater, den sie nicht vergessen können, viele Jahre später immer wieder in vergleichbaren Situationen in den Sinn kommt, d. h., sie leiden noch als Erwachsene daran, dass ihre Eltern über sie gespottet oder sie verbal gedemütigt haben. Inzwischen weiß man, dass die emotionale Misshandlung von Kindern sich ähnlich auf die psychische Gesundheit auswirkt wie körperliche Gewalt und Vernachlässigung. Obwohl viele Menschen glauben, dass körperliche Misshandlungen schädlicher sind als andere Formen von Gewalt, haben diese ähnliche Folgen, wobei es zu Angststörungen und Depressionen, Regelverletzungen und Aggressionen kommen kann. Auch ist die psychische bzw. emotionale Misshandlung im Gegensatz zu einem körperlichen Missbrauch von außen nicht direkt sichtbar. Bei Missbrauchserfahrungen wie bei physischer und psychischer Gewalt, leiden Kinder und Jugendliche oft mehrere Jahrzehnte, denn die Art und Weise, wie die Betroffenen die Welt nach einer solchen Erfahrung sehen, verändert sich dadurch deutlich und beeinträchtigt sie nachhaltig.

    Zur psychischen Misshandlung zählen all jene Handlungen von Eltern oder Betreuungspersonen, die Kinder ängstigen, überfordern oder ihnen das Gefühl der Wertlosigkeit vermitteln. Außerdem umfasst ein psychischer Missbrauch ungeeignete und inadäquate Handlungen und Beziehungsformen, das Isolieren und Terrorisieren eines Kindes, aber auch die Verweigerung von liebevoller Zuwendung, die für die soziale und emotionale Entwicklung lebensnotwendig ist (siehe dazu Hospitalismus). Allgemein zählen alle Verhaltensweisen zu einer psychischen Misshandlung, die bei einem Kind Gefühle wie Angst, Wertlosigkeit und Ablehnung hervorrufen und zu einem Kontrollverlust führen. Dazu zählen nach Amelang & Krüger (1995)

    • Ignoranz des Kindes und emotionale Unerreichbarkeit der Eltern,
    • die Ablehnung und Abwertung des Kindes durch die Zuschreibung negativer Eigenschaften oder das Bevorzugen eines anderen Kindes, durch andauerndes Nörgeln und herablassende Haltungen,
    • unangemessene und widersprüchliche Verhaltensweisen wie zum Beispiel überfordern oder überbehüten des Kindes, verhindern der kindlichen Entfaltungsmöglichkeit, unzureichender Schutz vor negativen Erfahrungen,
    • die Isolation des Kindes von sozialen Kontakten, durch Einsperren oder dem Verbot von Treffen mit Gleichaltrigen,
    • Respektlosigkeit gegenüber der individuellen Persönlichkeit des Kindes,
    • unzureichende Förderung der kindlichen Kompetenzen,
    • emotionale Erpressung, oft in Verbindung mit sexuellem Missbrauch.

    Literatur

    Amelang, M. & Krüger C. (1995). Misshandlung von Kindern. Gewalt in einem sensiblen Bereich. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
    Engfer, A. (2005): Formen der Misshandlung von Kindern – Definitionen, Häufigkeiten, Erklärungsansätze. In Egle, Hoffmann, Joraschky (Hrsg.), Sexueller Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung (S. 3-19). Stuttgart: Schattauer.
    https://www.stangl.eu/psychologie/artikel/eltern-kind-schlagen.shtml (14-12-12)


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    2 Gedanken zu „emotionale Misshandlung“

    1. Ich habe auf Grund Ihrer Anfrage einen kurzen Text zur Thematik emotionale Erpressung verfasst und darin versucht, die Querverweise auf jene Begriffe zusammenzustellen, unter denen ein solches Verhalten in der wissenschaftlichen Psychologie üblicherweise abgehandelt wird.
      W. S.

    2. Mr. Anonym

      Tolles Lexikon, es hat mir sehr viel geholfen den psychischen Missbrauch in meiner Ehe zu verarbeiten. Mir fehlt noch ein Eintrag zum Thema „emotionale Erpressung“. Oder wurde das Thema hier nur anderst benannt?
      Vielen Dank dafür
      Ein psychisch missbrauchter Mann

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