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Response set

    Es gibt bei Befragungen zwei spezielle Arten von Response sets bzw. Antworttendenzen:

    • Zustimmungstendenz (acquiescence response set): Unter der Zustimmungstendenz versteht man die Neigung der Befragten, auf Fragen beliebigen Inhalts mit Zustimmung zu reagieren. Hierbei handelt es sich typischerweise um eine Reaktion, die vor allem bei fehlender Situationserkennung auftritt. Bei Zustimmungstendenzen handelt es sich häufig um Strategien von Befragten, eine für sie verunsichernde, undurchschaubare und bedrohliche Situation zu überstehen. Diese Strategien der Beschwichtigung durch Zustimmung werden subkulturell gelernt und sogar kontrolliert und gerade dann angewandt, wenn eine aktive, inhaltsbezogene Handlung nicht möglich erscheint.
    • Erwünschtheitstendenz (social desirability response set): Unter Erwünschtheitstendenz versteht man die Neigung, sozial gefällig zu reagieren. Diese Antworttendenz kann nur auftreten bei einer Situationserkennung durch den Befragten, da dieser wissen muss, von welcher Norm eine wahre Antwort abweicht. Was jeweils sozial erwünscht ist, variiert von Thema zu Thema, von Befragtem zu Befragtem, von Situation zu Situation. Dabei sind es zwei Ebenen, die die Neigung einer Person zu sozial erwünschter Reaktion bestimmen:
      • (Sub-)Kulturelle Normen der Bezugsgruppe der Befragten: so könnte in der Mittelschicht die Bereitschaft zur Äußerung ausländerfeindlicher Meinungen als sozial unerwünscht gelten, nicht aber in der Unterschicht. Die Besonderheit besteht hier darin, dass die Richtung der Befragtenreaktion schon vor dem Beginn der Datenerhebung und auch unabhängig von sonstigen Faktoren wie etwa Eigenschaften des Interviewers festliegt.
      • Spezielle Situation der Datenerhebung: Merkmale des Interviewers wie Rasse, Geschlecht, Religion, Schichtzugehörigkeit (Intervieweranwesenheitseffekt), Hinweise auf den Auftraggeber (Sponsorship-Effekt), Bemühen auf Seiten der Befragten, sich als gute Versuchspersonen darzustellen (good subject), können sozial erwünschte Reaktionen hervorbringen.

    Die Stärke der sozial erwünschten Reaktionen hängt vor allem von der Bedeutsamkeit der Situation für den Einzelnen ab. Je nach individueller Bedeutsamkeit der Befragung, wird der Interviewte sozial erwünscht reagieren. Auch muss die Situation eine gewisse Transparenz aufweisen, um sozial erwünschte Antworten zu produzieren.


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