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Trainingsraumkonzept

    Das Trainingsraumkonzept ist ein Ampelsystem gegen Unterrichtsstörungen und wurde eingeführt, um Unterrichtsstörungen in Schulklassen zu minimieren und die Lernatmosphäre zu verbessern, wobei im Mittelpunkt  die drei Grundregeln des Trainingsraumkonzepts nach Balke (2000) stehen:

    • Alle Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.
    • Alle Lehrer haben das Recht ungestört zu unterrichten.
    • Alle müssen die Rechte der Anderen respektieren.

    Schüler, die den Unterricht stören, wandern im Ampelsystem weiter nach oben, d. h., wenn Schüler nach zwei Ermahnungen (gelb, orange) ihr Verhalten nicht ändern, gehen sie beim nächsten Regelverstoß (rot) in die Partnerklasse, um dort einen Rückkehrplan zu bearbeiten und somit ihr Verhalten zu überdenken. Weigert sich ein Schüler, in die Partnerklasse zu gehen, wird er zunächst von einem weiteren Lehrer dazu aufgefordert. Weigert er sich weiterhin werden die Eltern benachrichtigt, der Schüler muss umgehend nach Hause gehen und darf erst wieder mit seinen Eltern oder Erziehungsberechtigten zur Schule kommen. Das Gleiche gilt, wenn der Schüler auch in der Partnerklasse den Unterricht massiv stört. Ohne das Elterngespräch können die Schüler nicht mehr in ihre Klasse zurückkehren. Bei Schülern, die zwei Mal einen Rückkehrplan ausfüllen mussten, werden die Eltern telefonisch benachrichtigt. Nach weiteren zwei Malen erhalten die Eltern oder Erziehungsberechtigten einen Brief, mit der Aufforderung, mit ihrem Kind über das Verhalten in der Schule zu sprechen. Musste der Schüler insgesamt sechs Mal einen Rückkehrplan ausfüllen, darf er erst wieder mit seinen Eltern oder Erziehungsberechtigten in der Schule erscheinen.

    Nach Hövel et al. (2020), die den aktuellen Forschungsstand zu diesem Thema überblicksmäßig zusammenfassen, kann man bei dem Konzept des Trainingsraums nicht von einer evidenzbasierten Maßnahme ausgehen, denn es werden wesentliche Aspekte, vor allem das Verstehen des Kindes, ausgeblendet. Dieses Verstehen des Kindes ist jedoch die Grundlage von Veränderung, denn in jeder Erziehung ist es zentral, bei Problemen das Thema des Kindes zu erkennen: „Schulische Maßnahmen, die eine realistische und vor allem multifaktorielle Sicht von Verhaltensstörungen unterstützen, die auf fundierte Diagnostik zurückgreifen sowie einen hochwertigen Unterricht und eine nachhaltige Förderung umsetzen, sind daher eindeutig dem Trainingsraum vorzuziehen. Mittels einer von Kindern und Erwachsenen gemeinsam erarbeiteten Wertebasis, einer pädagogischen Geschlossenheit des Kollegiums, eines guten Unterrichts, einer guten und wertschätzenden Klassenführung und des Einsatzes erfolgreich evaluierter Unterrichtswerke zur Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenz können Alternativkonzepte wie der dargestellte Freiraum nachhaltig umgesetzt werden“ (S. 305).


    Anmerkung: Bei diesem wie bei anderen in diesem Lexikon beschriebenen pädagogischen Konzepten handelt es sich um eine versuchte definitorische Darstellung und um keine Bewertung oder gar um eine Propagierung.
    W. S.


    Literatur

    Balke, S. (2001). Die Spielregeln im Klassenzimmer. Bielefeld: Karoi Verlag.
    Balke, S. & Hogenkamp, A. (2003). Drei Regeln reichen aus. Friedrich Jahresheft. Seelze.
    Hövel, Dennis Christian, Zimmermann, David, Meyer, Barbara & Gingelmaier, Stephan (2020). „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“. Der Trainingsraum: Empirische Befunde, theoretische Perspektiven, pädagogische Alternativen. Sonderpädagogische Förderung heute, 291-305.


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    Ein Gedanke zu „Trainingsraumkonzept“

    1. Ich kenne diese Methode erst seit mein Sohn in der Grundschule ist.
      Ich finde es grausam anhand dem beurteilt, was mir mein Sohn wöchentlich daraus berichtet.
      Eine Art Gruppen Beschämung, die nicht mal zu meiner Zeit (in den Ende 80ern) so grausam erschien.
      Bei mir wurde beim Elternsprechtag oder bei der Zeugnis Ausgabe quasi das abgelassen, was nun bei meinem Sohn vor der kompletten Klasse stattfindet.
      Ich denke und sage es jedes Mal auch laut zu meinem Sohn „Wie mag sich der kleine Junge bloss fühlen wenn er es einfach noch nicht schafft die Materialien in die Schultasche pünktlich einzupacken oder aber wenn man in die Klasse ruft oder oder oder …“
      Ich finde das System subtil grausam!
      Gruss aus Köln

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