Misophonie – auch Selective Sound Sensitivity Syndrome bzw. selektive Geräuschintoleranz – bezeichnet eine erhöhte Sensibilität für bestimmte Geräusche. Misophonie ist somit eine Form der verminderten Geräuschtoleranz, wobei man vermutet, dass es sich um eine neurologische Störung handelt, charakterisiert durch negative Reaktionen auf bestimmte Geräusche, egal ob diese als laut oder leise wahrgenommen werden. Neuere Untersuchungen mit Hilfe der Magnetresonanztomographie haben aber gezeigt, dass es möglicherweise auch gehirnorganische Ursachen dafür geben könnte.
Misophone ist dabei eine von einem Geräusch ausgelöste Emotion und hat nichts mit den Hören selbst zu tun. Bekanntlich gibt es Menschen, die von bestimmten Alltagsgeräusche irritiert werden oder sich davon stark gestört fühlen, etwa von Ess- oder Kaugeräuschen, Gähnen, Husten.
Am häufigsten handelt es sich bei dieser Störung um Angst vor Essgeräuschen, insbesondere Kaugeräuschen und Atemgeräuschen anderer Menschen, die bei Betroffenen extreme Wutgefühle oder Panikgefühle auslösen und bis hin zu Gewaltvorstellungen führen können. Die Betroffenen neigen dazu, vor allem Geräusche von nahestehenden Personen, besonders stark wahrzunehmen. Zu unterscheiden ist eine Misophonie von einer Phonophobie, also der allgemeinen Furcht vor Geräuschen. Misophoniebetroffene reagieren manchmal auch heftig auf Geräusche wie Fingertrommeln, Strömungsgeräusche einer Heizung, Kaugummi kauende Menschen, laufender Wäschetrockner in der Nachbarwohnung oder andere Geräusche von elektrischen Geräten und lispelnden oder pfeifenden Menschen. Daraus kann eine extreme Angst und Vermeidungsverhalten entstehen, was dann zu einer sozialer Isolation oder verminderter Geselligkeit führen kann, wobei einige der Betroffenen unter dem Zwang stehen, das, was sie sehen oder hören, nachzuahmen.
Aus psychologischer Sicht handelt es sich bei der Misophonie um eine gelernte Verbindung zwischen negativen Gefühlen und einem auslösenden Geräusch, also um Konditionierung. Man vermutet daher neben möglichen neurologischen Ursachen, dass Misophonie schlicht durch Konditionierung entsteht, denn einige von Misophonie Betroffene reagieren positiv auf Behandlungsverfahren, die mit Gegenkonditionierung arbeiten. Wie jede andere Krankheit gibt es eher leichte bis schwere Ausprägung von Misophonie leiden, wobei Menschen mit Misophonie häufig auch Anteile einer starren und zwanghaften Persönlichkeit zeigen.
Hinweis: Bei der Misophonie handelt es sich derzeit um keine anerkannte psychische oder neurologische Störung, daher ist sie nicht unumstritten, und die Frage bleibt letztlich offen, ob es überhaupt Menschen mit diesen Störungen gibt. Manche vermuten, dass es sich dabei um eine Störung handelt, die auf Grund einer argumentativen Tautologie zustande kommt, denn es werden dabei die theoretischen Voraussetzungen eines Experiments als deren Ergebnis ausgegeben.
Das Schmatzen und Schlurfen beim Essen einer Suppe, das laute Schlucken und Kauen am Tisch oder das Kratzen und Quietschen beim Schreiben auf einer Tafel. Vielen stellen sich dabei die Nackenhaare auf oder sie bekommen eine Gänsehaut. Folgende Geräusche sorgen bei Betroffenen für Unbehagen:
Geräusche beim Essen
Schlucken
Schniefen
Räuspern und Husten
Atemgeräusche
Geräusche beim Bewegen der Finger oder Hände
Geräusche beim Gehen
Anders als bei anderen Erkrankungen wie Phobien, post-traumatischen Belastungsstörungen oder einer Zwangsstörung entwickeln die Betroffenen keine Angst vor den Geräuschen, sondern vielmehr Wut und Aggressionen.