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Wissen

    Wissen nennen wir jenen kleinen Teil der Ungewissheit,
    den wir geordnet und klassifiziert haben.
    Ambrose Bierce

    Wir ertrinken in Informationen und hungern nach Wissen.
    John Naisbitt

    Auf dem Weg zum Wissen ist es wichtig keine Angst zu haben, sich zu irren.
    Paolo Coelho

    Wer nichts weiß, muss alles glauben.
    Marie von Ebner-Eschenbach

    Das Perfide an der Ahnung ist, dass sie in die Nähe des Wissens drängelt, aber keines ist.
    Peter Grubmüller

    Mit Wissen bezeichnet man in der Psychologie die von einer Person gespeicherten und reproduzierbaren Kenntnisse, Erkenntnisse, Einsichten, Daten und Fakten über die Beschaffenheit bestimmter Wirklichkeitsbereiche, wobei mit Beschaffenheit Merkmale, Funktionen, Beziehungen, Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, Ordnungen, Kategorien, Sinnzusammenhänge, Aufbau, System gemeint sind. Wissen stellt eine Auswahl aus jenen Informationen dar, die Menschen zur Kenntnis nehmen, verstehen, in ihre kognitiven Schemata integrieren und die eine Bedeutung für sie haben. Wissen ist somit die aktive Leistung eines Subjekts und bildet eine Brücke zwischen einem individuellen kognitiven System und der Umwelt dieses Subjekts.

    Formales Wissen umfasst dabei Kenntnisse, die der Wissende vorsätzlich und methodisch erlernt hat. Es handelt sich hier um formelles, soziales Wissen, das die Individuen nicht aus eigenen Erfahrungen und Interaktionen erwerben konnten. Es ist Teil der akkumulierten Kenntnisse und Deutungsmuster, die im Laufe der Geschichte in die Kultur eines Volkes aufgenommen wurden. Der Lernprozess und die Inhalte des formellen sozialen Wissens sind vom öffentlichen Unterrichtswesen und den öffentlichen kulturellen Medien bestimmt.

    Informales Wissen umfasst Vorverständnis und Fähigkeiten, die Menschen spontan durch Erfahrungen und den Verkehr mit anderen erworben haben, ohne sie je thematisiert und vorsätzlich gelernt zu haben. Menschen haben das Sprechen, die Deutung der Umwelt und ihrer Gegenstände, die Interpretation des Gesichtsausdrucks oder Gesten nicht absichtsvoll erlernt, sondern dieses Wissen ist durch das Hineinwachsen in eine sozial geprägte Lebensumwelt entstanden. Informelles Wissen besteht zu einem wesentlichen Teil aus Gewohnheiten und Fertigkeiten. Dieses auch als implizites Lernen bezeichnete Lernen wird vom Lernenden nicht bewusst wahrgenommen wird.


    Die Anhäufung von totem Wissen ist nach Ansicht vieler pädagogischer Experten nicht mehr zeitgemäß. SchülerInnen sollen die Welt verstehen und Informationen richtig abgleichen können. Dieses ist heute wichtiger denn je und geht nur mit einer guten bis sehr guten Allgemeinbildung. Schule muss daher heute eher aufklären, muss politische Bildung vermitteln und die Schüler dazu befähigen, Zusammenhänge zu erkennen bzw. ihnen außerdem Strategien an die Hand geben, um Probleme zu lösen.


    Formen des Wissens

    Anderson & Krathwohl (2001) unterteilen Wissen in Fakten-, prozedurales, konzeptuelles und metakognitives Wissen, wobei diese Formen des Wissens auf lern- und kognitionspsychologische Befunde zum Aufbau und zur Speicherung von Wissen zurückgehen.

    • Faktenwissen ist verbalisierbares Wissen, das für ein bestimmtes Fach relevant ist. Faktenwissen existiert in unterschiedlicher Komplexität, die von terminologischem Wissen wie Bezeichnungen oder Begriffen über die Kenntnis einzelner Fakten bis hin zu komplex vernetztem Faktenwissen reicht. Begriffe beruhen in der Regel auf der Kenntnis von organisiertem Faktenwissen, denn um beispielsweise das Konzept der Bruchrechnung zu verstehen, müssen die SchülerInnen wissen, was Zähler und Nenner sind, was ein Bruch und eine Dezimalzahl ist usw.
      Prozedurales Wissen ist implizites, d.h. in der Regel nicht verbalisierbares Handlungswissen und reicht von basalen Verhaltensweisen wie der Aussprache bis hin zu komplexen, hierarchisch strukturierten Routinen und Handlungsmustern. Prozedurales Wissen bezieht sich auf domänenspezifisch relevante Prozeduren wie Routinen, Fertigkeiten oder Handlungen und unterscheidet sich damit von metakognitivem Wissen mit prozeduralem Charakter wie Lernstrategien. Prozeduren sind häufig hierarchisch strukturiert, da viele komplexe Prozeduren aus zahlreichen Teilprozeduren bestehen. So bilden z. B. die Grundrechenarten die Grundlage für komplexere mathematische Prozeduren wie das Umwandeln von Maßeinheiten oder höhere arithmetische Operationen.
      Konzeptuelles Wissen ist vielfach vernetztes konzeptuelles Wissen, das sowohl verbalisiert als auch implizit sein kann. Konzeptuelles Wissen ist meist fachspezifisch und manifestiert sich in Form von Klassifikationen, Prinzipien, Kategorien, Modellen oder Schemata. Klassische Beispiele sind die Übersetzung einer Sachsituation in ein mathematisches Modell oder die Lösung von Aufgaben, die keinen Standardalgorithmen folgen. Konzeptuelles Wissen ermöglicht einen kumulativen Wissensaufbau innerhalb eines Faches, indem nach dem Lernen Beziehungen zwischen bereits vorhandenen Wissenseinheiten oder zwischen vorhandenen Wissenseinheiten und neuen Informationen hergestellt werden können. Siehe dazu Wie entstehen im Gehirn Kategorien?
    • Metakognitives Wissen ist das Wissen über die eigenen Kognitionen, wie z. B. die eigenen Lernziele oder Lerngewohnheiten, und die Fähigkeit, den eigenen Lernprozess zu steuern und Informationsverarbeitungs- und Problemlösungsstrategien gezielt einzusetzen. Strategisches Wissen ist z. B. für den Leseprozess wichtig, denn SchülerInnen sollten wissen, warum sie einen Text lesen oder was sie tun, wenn sie eine Textpassage nicht verstanden haben, z. B. in einem Lexikon nachschlagen. Metakognitives Wissen wird vor allem dann gefördert, wenn die Lernenden aufgefordert und ermutigt werden, das Ergebnis einer Aufgabe selbst zu kontrollieren.
    Literatur

    Anderson, L. W. & Krathwohl, D. R. (Eds.). (2001). A Taxonomy for Learning, Teaching and Assessing: A Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives. New York: Longman.
    Stangl, W. (2014, 19. Dezember). Formen des Wissens. Neuigkeiten aus der wissenschaftlichen Pädagogik.
    https:// paedagogik-news.stangl.eu/formen-des-wissens.


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