Kurz gesagt: Von einer Phobie spricht man, wenn eine Angst unverhältnismäßig geworden ist, diese das eigene Leben einschränkt und daher mit erheblichem Leid verbunden ist.
Phobien sind eine Form der Angstneurose, wobei sich die Angst auf etwas Konkretes bezieht, z.B. auf Bedrohungserlebnisse, bestimmte Objekte oder Situationen. Ein allen Phobien gemeinsames Element ist der Kontrollverlust, denn die Handlungsebene der Betroffenen gehorcht nicht mehr ihrem Verstand, die Wahrnehmung der Realität entzieht sich ebenso der Ratio wie die Handlungsebene.
Bei einer Phobie ist nämlich nicht entscheidend, wie gefährlich etwas tatsächlich ist, sondern für wie gefährlich es der Mandelkern hält, denn in diesem alten Abschnitt des Gehirns werden Objekte und Situationen reflexhaft mit Angst verknüpft, ohne dass die tatsächliche Gefahr vorher noch einmal rational überprüft wird. Diese Angst funktioniert daher als Auslöser eine Reaktion, ohne dass man allzu lange nachdenken muss, was im Notfall durchaus Sinn machen kann, denn es kann das Leben retten, wenn man nicht erst das Risiko abwägen muss, sondern direkt reagieren kann. Zum Problem wird dieser Überlebensmechanismus der Angst jedoch, wenn keine reale Gefahr (mehr) vorliegt. Um die Angst dann in den Griff zu bekommen, muss der Mandelkern ignoriert werden, was man dadurch erreichen kann, wenn man allmählich positive Verknüpfungen zu der Angstsituation im Gehirn herstellen kann.
Nicht alle Phobien haben erkennbare Ursachen, d. h., offensichtliche Erklärungen für Phobien sind nicht immer möglich, denn manchmal trägt jemand lange Konflikte mit sich herum, die dann im Sinne einer Verschiebung ihren Ausdruck finden, indem sie auf ein Objekt externalisiert werden, und diesem Objekt wird ab diesem Zeitpunkt diese Angst zugeschrieben. Dadurch hat man die Kontrolle und kann sich die Angst wortwörtlich vom Leibe halten, wobei im Zusammenhang mit Phobien zwei Arten von Angst zu unterscheiden sind: alte Ängste und aktuelle Ängste. Oft legen überängstliche Eltern den Grundstein dafür, sodass ein Kind ein Angstmodell von seinen Eltern lernt, denn ein Kind, das immerzu hört ‚Pass auf, sei vorsichtig‘ oder ‚Du darfst das nicht, denn es könnte etwas passieren‘, lernt mit der Zeit, auch tatsächlich in vielen Situationen Angst zu entwickeln, auch wenn es eher harmlose Situationen sind. Aktuelle Ängste treten auch später im Leben auf, wobei die Ursache belastende Lebensabschnitte oder traumatische Erlebnisse sein können.
Es scheint biologische Faktoren zu geben, die die Entstehung von Phobien begünstigen, denn in Experimenten konnte gezeigt werden, dass Babys auf Fotos von Spinnen und Schlangen Stressreaktionen zeigen, wobei generell etwa die Hälfte aller Menschen eine Abneigung gegen diese Tiere entwickelt, was aber nicht bedeutet, dass eine Spinnen- oder Schlangenphobie angeboren ist. Dennoch dürfte es biologische Faktoren geben, die dafür sorgen, dass Menschen bei diesen Tieren schneller Phobien entwickeln als bei anderen Gefahrenquellen. Ähnliches gilt übrigens auch für die Angst vor Höhen, engen Räumen oder anderen natürlichen Gefahrenquellen.
Für die Entstehung von Phobien gibt es daher oft keine eindeutige Erklärung, denn die Auslöser können äußerst vielfältig sein. Einerseits kann ein traumatisches Erlebnis, das direkt mit dem Objekt der Angst zusammenhing, die Phobie auslösen, doch häufiger ist eine Verschiebung, bei der die Angst vor etwas Bestimmtem auf ein anderes Objekt projiziert wird. Ein Kind hat etwa Angst davor, von der Mutter verlassen zu werden und entwickelt eine Furcht vor der Dunkelheit, da diese mit dieser Trennung verbunden wird. Auch als Erwachsener kann man sich dann noch immer vor der Dunkelheit fürchten, denn die oder der Betroffene hat die ursprüngliche Angst tief im Unterbewusstsein vergraben.
Wie neuere Studien zeigen, ändern Angstzustände sogar die räumliche Wahrnehmung. Menschen haben in der Regel einen gut entwickelten Sinn dafür, etwa wie schnell Objekte auf sie zukommen. Je mehr Angst im Spiel ist, umso mehr verschätzen sich Menschen mit der Distanz und Geschwindigkeit, wie schnell oder langsam etwas auf sie zukommt. Das ist evolutionsgeschichtlich natürlich sinnvoll ist, denn z. B. bei Tieren, die gefährlich sein könnten, ist es besser eine halbe Sekunde zu früh zu flüchten als eine halbe Sekunde zu spät. Daher gibt es bei Phobien beinahe immer eine deutliche Wahrnehmungsverzerrung, die aus der Sicht der Betroffenen durchaus Sinn macht. Bekanntlich nehmen Menschen nur einen Bruchteil der Sinneseindrücke aus der Umwelt bewusst wahr, denn das Gehirn filtert evolutionsbedingt vor allem jene Reize heraus, die für das Überleben wichtig sind, vor allem Reize, die Gefahr signalisieren. Dieses System gilt in besonderem Maße für Menschen mit Phobien, sei es mit einer Angst vor engen Räumen, vor dem Autofahren oder vor Tieren wie großen Hunden oder Spinnen. Sie reagieren heftiger auf phobierelevante Reize als Menschen ohne diese Ängste, denn Menschen mit Spinnenphobie berichten häufig, dass sie die Tiere größer, beeindruckender und bedrohlicher wahrnehmen. In einer Studie wurde gezeigt, dass Menschen mit Phobien ihre Umgebung tatsächlich anders sehen als andere Menschen, wobei die Angaben der Phobiker weder Übertreibungen noch Einbildung sind, denn alles deutet darauf hin, dass individuelle Unterschiede zwischen den Menschen deren Wahnehmung beeinflussen, wie sie die Umwelt wahrnehmen, wobei vermutlich letztlich die erlernte emotionale Bedeutung der Angstauslöser für die Betroffenen entscheiden ist.
Weitere Definition und Beispiel: Bei Phobien handelt es sich um gerichtete Ängste, d. h., sie sind auf ein bestimmtes Objekt oder eine ganz spezifische Situation ausgerichtet, etwa eine Spinne, eine Krankheit (HIV-Phobie, Herzphobie) oder eine Situation. Die Phobie wird vom Betroffenen bzw. von der Betroffenen wie ein Selbstheilungsversuch erlebt, jedoch ist die Angst allerdings viel übertriebener, als es die reale Bedrohung der Situation rechtfertigen würde. So gibt es Menschen, die unter einer schweren HIV-Phobie leiden, doch diese Phobie ist wie alle Phobien unbegründet. Leidet ein Mensch unter einer derartigen Phobie, so ist seine Lebensqualität viel schlechter als diejenige eines Menschen, der HIV-positiv ist und Medikamente gegen HIV einnimmt. Im Gegensatz zu HIV kann eine HIV-Phobie das Leben der Betroffenen zerstören, wenn sie chronisch ist und nicht psychotherapeutisch behandelt wird. Hinter solchen Phobien stecken oft ganz andere unbewusste Ursachen, etwa nicht bewältigte Lebens- und Existenzängste, Grundangst, kein Grundvertrauen, die oft nur in einer Psychotherapie abgebaut werden kann.
Siehe dazu Phobien… damit man weiß, wovor man sich überhaupt fürchten kann 😉
Siehe dazu auch den Artikel zur Angsterkrankung.
Literatur
https://www2.uni-mannheim.de/1/presse_uni_medien/pressemitteilungen/2014/Januar/Wir%20sehen,%20was%20wir%20f%C3%BCrchten/ (14-09-09)
https://www.schwaebische.de/ueberregional/panorama_artikel,-erlernte-aengste-woher-tierphobien-kommen-und-wie-sie-weggehen-_arid,11418031.html (21-10-05)
Herkunft vom Wort Phobie
Abgeleitet wird das Wort Phobie von altgriechisch φόβος phóbos = deutsch -> „Flucht, Furcht, panische Angst“. Phobos ist in der griechischen Mythologie die Personifikation der Furcht.
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