Unter Replikation versteht man in der wissenschaftlichen Psychologie die Wiederholung der wesentlichen Parameter eines Experiments, in der Regel mit anderen Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer in anderen Situationen. Mit Hilfe einer solchen Replikation einer Untersuchung kann festgestellt werden, ob die Grundannahmen eines Experiments sich auch auf andere Versuchsteilnehmer und andere Situationen generalisieren lassen.
Zwar sind Replikationen ein wesentliches Qualitätskriterium von Wissenschaft, doch wie ein Originalbefund falsch sein kann, kann auch eine Wiederholung falsch sein. Wenn es nicht gelingt, eine Studie zu replizieren, bedeutet das nicht grundsätzlich, dass es den gefundenen Zusammenhang nicht gibt.
Ein grundsätzliches Problem von Replikation liegt darin, dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Journalen möglichst viel publizieren müssen – publish or perish -, wobei diese Zeitschriften in der Regel neue Erkenntnisse verlangen, und nicht Untersuchungen, die bereits einmal veröffentlicht worden sind. Daher stellt sich für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch die Frage, welche Institution eine Studie finanziert, die man durchführen will, aber dann wegen solcher Publikationsrichtlinien niemals publiziert werden wird.
Da die Wissenschaft das Neue prämiert und nicht das Bestätigen von Altem, kommt es in vielen Wissenschaften, auch der Psychologie, zu einer Replikationskrise. Eine der Ursachen ist die Verwendung des heute vorherrschenden Standardansatzes zur Beurteilung wissenschaftlicher Hypothesen, die Signifikanzprüfung. Diese bringt viel zu viele positiv falsche Ergebnisse hervor, wobei es meist an methodischer Strenge mangelt. Außerdem suggeriert sie signifikante und publikationswürdige Zusammenhänge, wo es sich meist nur um interessante Auffälligkeiten handelt, die sich von bisherigen Beobachtungen nur marginal unterscheiden. Strengere statistische Verfahren könnten hier Abhilfe schaffen, wobei es generell aber auch ein viel größeres öffentliches Interesse an Replikationsstudien bräuchte. Natürlich ist die Replikationskrise auch eine Wachstumskrise, denn schließlich ist jede wissenschaftliche Veröffentlichung das Ergebnis eines Projektes, also eines entsprechenden Forschungsantrages, wobei GutachterInnen eine deutlich höhere Ablehnungsquoten durchsetzen müssten, damit das Problem der Replikation an Relevanz verliert.
Siehe auch das Stichwort Replizierbarkeit.