Das Wort Meditation ist abgeleitet aus meditatio = „Ausrichtung zur Mitte“ von lateinisch Adjektiv medius: „mittlerer“, Hauptwort medium: „die Mitte, und ist eine in vielen Religionen und Kulturen geübte spirituelle Praxis. Durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen sollen sich der Geist beruhigen und die Gedanken sammeln. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden, je nach Tradition, unterschiedlich und oft mit Begriffen wie Stille, Leere, Panorama-Bewusstsein, Eins-Sein, im Hier und Jetzt sein oder frei von Gedanken sein beschrieben. Der ursprüngliche Zweck der Meditation, der in Indien schon vor zweitausend Jahren verfolgt wurde, ist spiritueller Natur: die Welt so zu sehen, wie sie tatsächlich ist, was auch mit Begriffen wie Erleuchtung oder Befreiung umschrieben wird, wobei dieser Aspekt heute oft noch mitschwingt. Generell und sehr weit gefasst ist Meditation also etwas, was man mit voller Aufmerksamkeit und wiederholt macht, meist verbunden mit der Absicht, dass der Geist zur Ruhe kommt und leer wird. Dabei werden drei Herangehensweisen praktiziert, die häufig miteinander kombiniert werden. Eine ist fokussierte Aufmerksamkeit, d. h., man konzentriert sich auf ein Mantra wie „Om“, manche Yogis auf die Nasenspitze oder auf den Atem. Die zweite Vorgehensweise ist offenes Gewahrsein: Man beobachtet alles, was geschieht, ohne es zu bewerten. Also etwa aufsteigende Gefühle oder sich aufdrängende Gedanken. Und zur dritten gehören Meditationen, bei denen man etwas übt, wie das Gefühl der liebenden Güte. In der Vorstellung lässt man es zunächst für Menschen entstehen, die man gerne mag, später für solche, zu denen man ein neutrales Verhältnis hat und schließlich zu solchen, die man weniger mag.
Meditation und Wissenschaft waren in der klinischen Psychologie und dort vor allem bei den Vertretern der Psychoanalyse und der Meditation schon im vorletzten Jahrhundert verbunden worden. Aktuell geht es vor allem um Effizienznachweise, denn man hat herausgefunden, dass wenn Menschen meditieren, dabei etwas passiert, und zwar sowohl im Gehirn als auch im Verhalten und in den Selbsteinschätzungen. Ein Beispiel dafür ist die Mindfulness Based Stress Reduction oder auch achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach Jon Kabat-Zinn. Viele Studien zeigen, dass Stresssymptome nachlassen und Meditieren auch bei Angst und Depression, Schlafstörungen und psychosomatischen Beschwerden wie Migräne sowie bei chronischen Schmerzen hilft.
Eine internationale Untersuchung (Schlosser et al., 2019) von Menschen, die regelmäßig meditieren, zeigte, dass etwa ein Viertel davon die Übungen auch immer wieder als belastend und unangenehm empfand. Das Ziel dieser Studie war es, über die Prävalenz besonders unangenehmer meditationsbezogener Erfahrungen von regelmäßigen Meditierenden zu berichten und den Zusammenhang dieser Erfahrungen mit demographischen Merkmalen, Meditationspraxis, repetitivem negativem Denken (Grübeln), Achtsamkeit und Selbstmitgefühl zu untersuchen. In der Querschnittsbefragung beantworteten mehr als tausend regelmäßig Meditierende mit mindestens zwei Monaten Meditationserfahrung auch die Frage zu besonders unangenehmen meditationsbezogenen Erfahrungen, wobei ein Viertel der Probanden und Probandinnen von besonders unangenehmen meditationsbezogenen Erfahrungen berichteten, die ihrer Meinung nach durch ihre Meditationspraxis verursacht worden sein könnten. Die Betroffenen berichteten dabei von Angstzuständen kurz nach dem Meditieren, was vor allem bei Männern und unreligiösen Menschen, auftrat. Auch bei Befragten, die viel grübelten, verschlechterte sich die Stimmung häufig nach dem Meditieren, wobei das vermutlich auch von der Meditationstechnik abhängt, denn negative Erlebnisse gab es eher bei bestimmten Zen-Techniken oder dekonstruktiven Meditationsarten und seltener bei Achtsamkeitstechniken oder Empathie-Ansätzen. Vor allem rein aufmerksamkeitszentrierte Techniken können mitunter Stress, Angst und Zweifel durchaus verstärken. Nach Ansicht der Forscher sollte man diese Ergebnisse allerdings nicht überbewerten, denn schon bisher war bekannt, das bestimmte Formen der Meditation nicht nur zur Ruhe und Entspannung führen.
Hafenbrack & Vohs (2018) haben in einer Studie gezeigt, dass auch Achtsamkeitsmeditation vor allem bei Führungskräften nicht immer so wirkt, wie es manche erwarten. Zahlreiche Studien liefern zwar Belege für positive Effekte dieser Meditationsform, etwa im Zusammenhang mit Stress oder Zufriedenheit am Arbeitsplatz, bei Schlafproblemen und der Neigung zu prosozialem sowie ethisch korrektem Verhalten. Doch im Zusammenhang mit Arbeitsmotivation, also etwa um schwierige Aufgaben anzugehen und Ziele zu erreichen, braucht es einen gewissen Grad der Unzufriedenheit, wobei aber Meditation eher demotivierende Effekt hat, denn diese Entspannungstechnik reduziert die Motivation, Aufgaben wirklich anzupacken.
Um Meditationspraxis im Allgemeinen zu stärken und zu verbessern, ist es manchmal hilfreich ein Meditations-Retreat (einen ein ganzen Tag lang, ein Wochenende oder auch länger) zu machen, das hilft, die Meditations-Praxis zu vertiefen. Während eines solchen Meditations-Retreats werden allen Arten von Aktivitäten vermieden, um den Schwerpunkt auf eine bestimmte spirituelle Praxis bzw. Meditation zu legen, wobei es körperliche, verbale und geistige Formen gibt. Ein körperliches Retreat ist dann angebracht, wenn man sich mit einer spirituellen Motivation von anderen Menschen, Aktivitäten und Lärm isolieren und keine unwesentlichen und bedeutungslosen Handlungen mehr ausführen möchte. Ein verbales Retreat schaltet das alltägliche banale Sprachverhalten aus und fokussiert auf Zeiten der Stille. Bei einem geistigen Retreat versucht man Ablenkungen und starke Emotionen wie Wut und Eifersucht am Entstehen zu hindern, indem man sich auf Achtsamkeit und Genauigkeit fokussiert.
Meditationstechniken zielen besonders auf die Entspannung des kognitiv-affektiven Bereich ab, und bedienen sich in hohem Maße der geistigen Konzentration (z.B. Zen-Meditation, Yoga).Ziel der Meditation ist letztlich die Selbstfindung, das Finden der eigenen Mitte. Unter den verschiedenen Meditationsrichtungen lassen sich Techniken der Betrachtung und Techniken der „Tiefenmeditation“ unterscheiden. Die Betrachtungen sind an „Meditationsobjekte“ gebunden, über die meditiert werden soll – Gegenstände unserer Umwelt wie z. B. eine Blume, eine brennende Kerze, Lautmalereien (Mantra-Technik), geometrische Figuren (Mandala) etc.. Die Tiefenmeditation verzichtet auf alle materiellen Vorlagen, ihr Inhalt sind Vorstellungen, Gedanken, Fragen des Seins, Sinnfragen, und ist die höchste Form der Meditation überhaupt. Mit Hilfe der Meditation kann allmählich die Fähigkeit erreicht werden, einer Vielzahl von Situationen gewachsen zu sein, und ein Gefühl erweiterten Könnens, eine Ausweitung der in uns liegenden Kräfte und eine Zunahme unserer Fähigkeit, auch im Alltag genauer zu sehen und wirkungsvoller zu handeln.Die kognitive Ebene erscheint als erster und direkter Zugang zur Entspannung des Gesamtorganismus allerdings am wenigsten geeignet, da eine Ruhigstellung des kognitiven Bereichs eine weitgehende Ruhigstellung der anderen beiden Bereiche voraussetzt, da anderenfalls von dort ständig Reize in die kognitive Ebene gesendet werden. Aus diesem Grund schreiben auch nahezu alle Meditationstechniken umfangreiche körperliche Entspannungsübungen als Vorbereitung auf die höheren Stufen der Meditation vor.
In einer Studie von Kok et al. (2016) wurde überprüft, inwiefern verschiedene Formen und Inhalte der Meditation auch einen unterschiedlichen Effekt auf den praktizierenden Menschen haben. Im Rahmen des „ReSource-Projekts“ erlernten interessierte Laien über den Zeitraum von neun Monaten hinweg verschiedene mentale Übungen und praktizierten diese täglich, wobei die drei aufeinanderfolgende Trainingsmodule „Präsenz“, „Perspektive“ und „Affekt“ Übungen zur Achtsamkeit gegenüber körperlichen und geistigen Prozessen, zu sozio-kognitiven Fähigkeiten sowie zum konstruktiven und positiven Umgang mit den eigenen Emotionen enthielten. Es zeigte sich, dass alle Meditationsformen zu einem Anstieg positiver Emotionen, einer stärkeren Fokussierung auf das Hier und Jetzt und einer geringeren Ablenkbarkeit führten. Tatsächlich zeigte sich aber auch ein klarer Effekt der verschiedenen Meditationsinhalte, denn während das Präsenztraining mit einer verstärkten Wahrnehmung des eigenen Körpers einherging, war das Perspektiventraining mit vermehrten positiven Gedanken und Gefühlen anderen gegenüber verbunden. Das Affekttraining wiederum steigerte das Bewusstsein bezüglich der eigenen Gedanken und Gefühle. Offenbar gehen die Effekte verschiedener Meditationsformen über die allgemeine gesundheitsförderliche Wirkung hinaus.
Dass Meditation auch Einfluss auf das Schmerzempfinden haben kann, ist lange bekannt, doch auf welche Art und Weise dies funktioniert, war bisher eher unklar. Vielfach wird davon ausgegangen, dass durch die Meditation endogene Opioide freigesetzt werden, die zur Schmerzstillung beitragen, was auf der Tatsache beruht, dass durch Meditation jene Gehirnareale angeregt werden, die eine hohe Anzahl an Opioidrezeptoren besitzen. Auch alternativ-medizinische Praktiken wie Akupunktur oder der Placebo-Effekt steuern schließlich das Schmerzempfinden über die Opioidrezeptoren im Gehirn. Nun hat man aber entdeckt, dass die Wirkung der Mediation über einen anderen Weg hervorgerufen werden dürfte, also über ein anderes nozizeptives System. Hier stehen die Forschungen noch am Anfang.
Bei meditierende Menschen herrscht in deren Gehirn übrigens äußerst rege Aktivität, wie mit Hilfe von Gehirnscans herausgefunden werden konnte. Bei meditierenden Mönchen etwa waren besonders Gamma-Wellen festzustellen, die sowohl mit transzendentalen Erlebnissen als auch mit kognitiven Höchstleistungen in Verbindung stehen. Es kommt auf Grund von Meditation auch zu Veränderungen des Gehirns, wobei es in verschiedenen Arealen des Gehirns nach mehreren Wochen regelmäßigen Meditierens zu einer höheren Dichte von Neuronen kommt. Die stärksten Veränderungen finden sich dabei im vorderen cingulären Cortex, der eine wichtige Schaltstelle für die Verhaltens- und Aufmerksamkeitssteuerung und vor allem für die Regulation von Stimmungen und Emotionen darstellt. Offenbar hat das Training also eine Hirnregion ertüchtigt, die es Menschen ermöglicht, das Verhalten an ihren Zielen auszurichten und ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. In Untersuchungen (Grad et al., 2014) hatte sich auch gezeigt, dass die fluide Intelligenz bei erfahrenen Yoga-Praktizierenden und Meditierenden weniger schnell abnimmt als bei Menschen, die sich dieser Techniken nicht bedienen, aber deren Bildung und Lebensstil vergleichbar sind. Mittels Magnetresonanztomografie wurde die Gehirnaktivität von 16 Yogas, 16 Meditierenden und 15 Kontrollpersonen im Ruhezustand gemessen, und anschließend bei allen Probanden der Informationsfluss zwischen mehr als hundert Gehirnregionen überprüft. Bei jenen Studienteilnehmern, die Yoga oder Meditation praktizierten, konnte insgesamt ein effizienterer Informationsfluss nachgewiesen werden als in der Kontrollgruppe, indem die Informationen zwischen den Hirnregionen bei ihnen besser verarbeitet und eingeordnet wurden. Außerdem zeigte sich, dass die Gehirnnetzwerke der Meditierenden und Yoga-Betreibenden gegenüber simulierten Schädigungen eine größere Widerstandfähigkeit haben, denn selbst wenn die wichtigsten Areale aus der Analyse ausgeschlossen wurden, war der Informationsfluss im verbleibenden aktiven Netzwerk noch immer effizient.
Meditation und Lernen
Es ist bekannt, dass durch intensives Training der Sinne eine verstärkte Wahrnehmung erreicht werden kann, aber nun konnte man in einer Studie (Philipp et al., 2015) zeigen, dass ein passives Training in Form einer Meditation neuroplastische Prozesse auslösen kann. Probanden absolvierten drei Tage lang jeweils für zwei Stunden eine speziell für diese Studie entwickelte Finger-Meditation, in der sich diese ausschließlich auf ihren rechten Zeigefinger konzentrierten und alle spontanen Empfindungen an dieser Stelle sehr bewusst wahrnahmen. Davor und danach wurde die Zwei-Punkt-Diskriminationsschwelle bestimmt, wobei dieser Wert angibt, wie weit zwei taktile Reize voneinander entfernt sein müssen, damit sie als getrennt wahrgenommen werden können. Es zeigte sich, dass sich der Schwellenwert am Zeige- und Mittelfinger nach der Finger-Meditation im Durchschnitt um 17 Prozent verbessert hatte, wobei dieser Effekt auch noch 24 Stunden nach dem Versuch unverändert war. Die gezielte mentale Fokussierung während der Meditation kann offensichtlich ähnliche Lerneffekte hervorrufen kann wie ein langfristiges Training oder eine aktive Stimulation.
Yi-Yuan Tang (Dalian University of Technology in China) entwickelte das Integrative Body-Mind Training, eine Meditationstechnik, die an die traditionelle chinesische Medizin angelehnt ist. Bei diesem Training geht es um einen Zustand der entspannten Wachheit und nicht wie bei anderen Meditationstechniken um die Gedankenkontrolle. Über Anweisungen des Trainers, der Atemanleitungen, mentale Bilder und andere Techniken einsetzt, wird von ruhiger Musik begleitet ein Bewusstsein für Körper und Geist geschaffen. Bisher hatte sich dieses Body-Mind Training als Stresstherapie bewährt, denn chinesische Studenten, die sich vor einer wichtigen Prüfung in dieser Meditation übten, schütteten weniger Stresshormone aus. Auch hatte man in früheren Studien nachgewiesen, dass das Integrative-Body-Mind-Training Angst, Niedergeschlagenheit, Ärger und Erschöpfung abmildert, wobei auch physiologische Werte wie Puls, Atemrhythmus oder Hautwiderstand bei den Trainierten wache Entspanntheit signalisierten.
Studenten der University of Oregon nahmen an 22 Meditationssitzungen, die über einen Monat verteilt jeweils eine halbe Stunde dauerten, teil, während eine Kontrollgruppe über die gleiche Zeitspanne ein herkömmliches Entspannungstraining absolvierten. Bei der Versuchsgruppe zeigten sich Veränderungen vor allem im anterioren cingulären Kortex (ACC), also jener Gehirnregion, die neben anderen daran beteiligt ist, Konflikte zwischen unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und aufzulösen. In der frühkindlichen Entwicklung führt eine zunehmende Vernetzung des anterioren cingulären Kortex dazu, dass Kinder ihre Emotionen und Handlungen besser kontrollieren können, wobei Schäden in dieser Gehirnregion Aufmerksamkeitsstörungen und Depressionen auslösen können.
In der Psychologie zählt sie zu den Entspannungsverfahren und nimmt eine Sonderstellung dadurch ein, dass sie aus dem religiösen Bereich kommt, wobei Stressbewältigung und Entspannung eher eine Grundvorraussetzung als ein Ziel darstellen. Beim Einsatz als Entspannungsverfahren wird diese mystische Dimension oft ausgeblendet, obwohl sie positive Effekte haben kann. In zahlreichen Studien konnte die Wirksamkeit von Meditationsverfahren bewiesen werden, wobei die behandelten Störungen von allgemeiner Nervösität, Stress und Gespanntheit über Asthma, Schlafstörungen und Hypertonie bis hin zu Suchterkrankungen und neurotischen Störungen wie Angstneurosen reichten. Auch im EEG lassen sich Veränderungen durch Meditation zeigen. Auch der Selbsterfahrungsaspekt der Meditation kann sich als wertvoll erweisen, da er eine motivationale Wirkung hat und die Praktiken auch nach Therapieende fördert, allerdings birgt er auch das Risiko, dass unterdrückte Gedanken und Gefühle auftauchen.
Es hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass bei gesunden Menschen Meditation deutlich stärker wirkt als Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation, autogenes Training und Denktrainings. Meditation verbessert soziale Beziehungen, lindert Angst und vermindert negative Emotionen, und hat deutlich positive Auswirkungen auf die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, verbessert die Aufmerksamkeit, macht Lernen leichter und effizienter, verbessert das Gedächtnis und wirkt sich insgesamt positiv auf die Persönlichkeit aus, sodass man sagen kann, dass Meditation universell positiv wirkt.
Yoga als Entspannung
Eine weitere Möglichkeit, um Meditieren zu lernen, ist Yoga, denn Yoga ist sozusagen Meditation in Bewegung. Auch durch die Yoga-Übungen wird die Konzentration nach innen gerichtet, wobei m Yoga zwischen Anspannung und Entspannung gewechselt wird. Zwischen den Yoga-Übungen werden Ruhephasen eingehalten, in denen die Achtsamkeit in den Körper gelenkt wird. Yoga, das heute praktiziert wird, hat oft wenig mit dem ursprünglichen Yoga zu tun. Dazu gehören unterschiedliche Arten, die in der Regel über Körper- und Atemübungen zur Meditation hinführen sollen, wobei man sich derzeit meist nur auf das Körperliche und vielleicht die Atemübungen konzentriert. Diese Form von Yoga zeigt aber nachweislich auch positive Wirkungen.
Regelmäßiges Yoga ist auch eine gute Methode, etwas für das körperliche und seelische Gleichgewicht und die allgemeine Fitness zu tun, denn durch Yoga wird Stress reduziert und die Übungen sorgen auch für einen noch im Alter elastischen Körper. Regelmäßig angewandt, hilft Yoga unter anderem dauerhaft, die Muskeln geschmeidig und die Wirbelsäule elastisch zu halten. Bei einigen Übungen gilt insbesondere für Anfänger, es nicht zu übertreiben, d. h., die Übungen sollten angenehm sein und keine Schmerzen verursachen. Das Bild eines Yogi im Lotus-Sitz ist für viele abschreckend, doch diese Haltung ist nicht zwingend, sondern wichtig ist es, eine bequeme Position zu finden. Der Schneidersitz ist zwar eine typische Variante, doch viele Übungen sind auch im Liegen oder im Sitzen möglich. Die Augen können bei den Übungen geschlossen werden oder offen bleiben, d. h., ohne einen bestimmten Fokus in die Weite schauen. Die Zeitangaben auf dem folgenden Poster sind auch nur Richtwerte, hier sollte jeder seinen eigenen Rhythmus finden. Es empfiehlt sich, seinen Arzt zu konsultieren bzw. die ersten Übungen unter Anleitung einer Trainerin oder eines Trainers durchzuführen.
Mit dem Poster Yoga für Anfänger hat man die Grundübungen immer im Blick. Einfach gut sichtbar an die Wand hängen und loslegen! Es gibt unzählige Stellungen oder Asanas, wobei auf diesem Lernposter nur einige wenige Grundübungen gezeigt werden, die von jedem durchgeführt werden können.
Rosenkranzbeten zur Stressreduktion
Nach Ansicht der Gehirnforscherin Manuela Macedonia kann Rosenkranzbeten aufgrund seiner strukturierten Form und seiner Dauer zu anderen Arten der Meditation, wie zum Beispiel der buddhistischen Meditation der Liebe (Metta) gezählt werden. Meditation und Gebet reduzieren das Stresshormon Cortisol und sorgen für den gesunden Schaltrhythmus zwischen zwei wichtigen Netzwerken im Gehirn, dem Aufmerksamkeits- und dem Ruhemodus-Netzwerk. Das erste ist aktiv, wenn wir denken, lernen, Probleme bearbeiten, Entscheidungen treffen, usw. Das zweite löst im Wachzustand das erste ab und ermöglicht ihm eine Verschnaufpause. So schauen wir kurz in die Luft und denken an nichts. Die regelmäßige Abwechslung beider Netzwerke sorgt dafür, dass wir geistig leistungsfähig und psychisch gesund bleiben. Hat der Mensch Dauerstress, antwortet er mit Flucht- oder Angriffsverhalten, wofür er maximale Aufmerksamkeit braucht. Ergebnis: Das Ruhemodus-Netzwerk „schaltet“ sich seltener ein. Wir können nicht mehr klar denken und wir sind Burnout-gefährdet. Aus Sicht des Gehirns ist Rosenkranzbeten somit eine unbewusste Maßnahme zur Stressreduktion, eingebettet in unserer christlichen Tradition, mit Worten, die wir alle kennen, und den Werten, die wir bereits in unserer Kindheit im Katechismus gelernt haben.
Beispiel für eine Atemmeditation
Für eine einfache Atemmeditation setzt man sich in bequemer Stellung entweder auf ein Kissen auf dem Boden oder auf einen Stuhl. Man sollte dafür sorgen, dass der Rücken relativ aufrecht und der Raum frei von Ablenkungen ist. Man kann diese Übung auch auf einem ruhigen Platz im Freien machen. Man sollte versuchen wahrzunehmen, wie sich der Atem über die Haut unterhalb der Nasenlöcher und oberhalb der Lippen bewegt. Dabei sollte man nicht die Art, wie man atmet, verändern. Einfach nur den ruhigen Atem beobachten, wann fließt er frei und entspannt und wann fühlt er sich angestrengt und gehalten an. Wenn dabei die Aufmerksamkeit abschweift, sollte man sich bedanken, dass man es bemerkt hat, und die Aufmerksamkeit wieder zurückbringen. Wie fühlt sich er Atem auf der Haut an? Welche Körperteile bewegen sich beim Atmen? Kann man spüren, wie der Atem den Bauch bewegt? Die Brust? Die Schultern? Dann kann man sich vorstellen und fühlen, wie die Atemluft aus dem Körper hinaus- und hineinströmt. Wie verbindet dieses Atmen mit anderen Lebewesen?
In einer der ersten Längsschnittstudien in Österreich von Ruth Gizewski, Neuroradiologin an der Medizinischen Universität Innsbruck, mussten sich Probanden und Probandinnen, die noch nie meditiert hatten, über sieben Wochen täglich für jeweils fünfzehn Minuten ganz auf ihren Atem konzentrieren. Es zeigte sich, dass sich der Energieumsatz im Gehirn umstellt, indem er in den Basalganglien, die im Hirninneren liegen, zunimmt, während in den Arealen hinter der Stirn und der Schläfe dagegen mehr Ruhe einkehrt. Diese Regionen koordinieren Bewegung und verarbeiten Bild und Ton. Man kann diese Ergebnisse so interpretieren, dass das Gehirn in einen höheren energetischen Zustand kommt, wobei mit Hilfe von Fragebögen vor und nach dem siebenwöchigen Experiment gezeigt werden konnte, dass die Teilnehmenden hinterher weniger ängstlich waren, was ein spezifischer Effekt der Fokussierung auf den Atem sein könnte.
Buchempfehlung für Psychologen
*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Peter Sedlmeier, Professor für Forschungsmethoden und Evaluation am Institut für Psychologie der Technischen Universität Chemnitz, gibt in seinem Buch einen Überblick darüber, wie die Wirkung der Meditation in westlichen und östlichen Theorien erklärt wird, und greift dabei auf neueste zusammenfassende wissenschaftliche Studien zurück, wobei mit Wissenschaft vorrangig die Psychologie gemeint ist, doch spielen auch Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft und der Medizin eine Rolle. Das Buch richtet sich daher nicht nur an Laien, sondern auch an die wissenschaftlich interessierte Zielgruppe. Sedlmeier lässt auch Erfahrungen aus seiner eigenen Meditationspraxis einfließen und zeigt, welche Nebenwirkungen und Risiken des Meditierens zu beachten sind, und gibt zudem Anregungen für Menschen, die mit Meditation beginnen möchten.
Zitate: “Meditieren zu lernen, ist nicht nur ein Trend, sondern auch eine gute Idee. Viele Menschen berichten von positiven Effekten auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden”. “Viele wissen jedoch nicht, was man genau dabei macht, welche Meditationsformen es überhaupt gibt und was Meditation bewirken kann – und was nicht“. „Meditieren gelingt besser mit einem Lehrer und in einer Gruppe“. „Wer beispielsweise an Schizophrenie leidet, sollte Meditationstechniken meiden oder sie nur unter enger Betreuung durch einen meditationserfahrenen Therapeuten durchführen“.
Meditation und Moral
Kreplin et al. (2018) haben in einer Metaanalyse von zwanzig psychologischen Studien untersucht, ob Meditation Menschen moralischer macht oder nicht, dass solche Techniken auch einen moralischen Wert oder lebensveränderndes Potenzial besitzen. Dabei wurden fünf Merkmale erhoben, die angeblich durch Meditation (z. B. Achtsamkeitsmeditation oder Metta-Meditation) verstärkt oder abgeschwächt werden sollen: Mitleid, Einfühlungsvermögen, Aggressivität, Verbundenheit mit anderen Lebewesen, Neigung zu Vorurteilen.
Insgesamt war die methodische Qualität der Studien eher gering. Es zeigte sich auch, dass Meditation weder die Aggression senkt, Vorurteile schwächt oder das Gefühl der Verbundenheit erhöht. Nur bei Mitleid und Einfühlungsvermögen zeigte sich ein positiver Effekt, allerdings gab es einen negativen Zusammenhang mit der Qualität der Studien, d. h., je mehr eine Studie wissenschaftlichen Qualitätskriterien entsprach, desto geringer war der Effekt. Damit lässt sich natürlich keine Aussage über positive Wirkungen auf die Psyche von Menschen treffen.
Metta-Meditationen bei starken Scham- und Schuldgefühlen
Manche Menschen leiden nach traumatischen Erfahrungen an starken Scham- und Schuldgefühlen. Traumatisierungen wie sexuelle oder körperliche Gewalterfahrungen oder schwere Verkehrsunfälle können zu starken Schuld- und Schamgefühlen in Bezug auf das Erlebte führen, die sehr belastend sind und einer erfolgreichen Verarbeitung der traumatisierenden Erfahrungen im Wege stehen. Ein vielversprechender Behandlungsansatz sind die aus dem Buddhismus stammenden Metta-Meditationen („Liebende Güte“), die darauf abzielen, sich selbst und anderen Menschen bedingungsloses Wohlwollen und Freundlichkeit entgegenzubringen. Erste wissenschaftliche Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass durch das Praktizieren dieser besonderen Meditationstechnik Selbstkritik verringert und das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen verbessert werden kann. Auch für die Behandlung psychischer Störungen wie der Posttraumatischen Belastungsstörung und der Depression zeigten sich Hinweise auf die Wirksamkeit der Metta-Meditation. Das am Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität entwickelten Therapieprogramm besteht aus sechs wöchentlichen Einzelsitzungen, bei denen gemeinsam mit einer Psychotherapeutin zunächst über den Inhalt der Schuld- und Schamgefühle reflektiert wird. Dann lernen die Teilnehmenden verschiedene Metta-Meditationsübungen kennen, welche auch täglich zu Hause geübt werden sollen. Die Therapie wird durch diagnostische Untersuchungen und Fragebögen wissenschaftlich begleitet. Die bisherigen Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten berichten von einer deutlichen Erleichterung nach der Therapie, sie machten sich sehr viel weniger Vorwürfe, ihr Wohlbefinden ist verbessert.
Information und Anmeldung: Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität – Telefon: 069 798-23994 E-Mail: schuld-scham-studie@uni-frankfurt.de
Weitere Buchempfehlungen zum Einstieg in die Medidation:
Literatur
Gard, T., Taquet, M., Dixit, R., Hölzel, B. K., de Montjoye, Y.-A., Brach, N., Salat, D. H., Dickerson, B. C., Gray, J. R. & Lazar, S. W. (2014). Fluid intelligence and brain functional organization in aging yoga and meditation practitioners. Front. Aging Neurosci. 6:76. doi: 10.3389/fnagi.2014.00076.
Hafenbrack, A. C. & Vohs, K. D. (2018). Mindfulness Meditation Impairs Task Motivation but Not Performance. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 147, 1-15.
Kok, B.E. & Singer, T. (2016). Phenomenological fingerprints of four meditations: Differential state changes in affect, mind-wandering, meta-cognition, and interoception before and after daily practice across 9 months of training. Mindfulness, 1–14.
Kreplin, U., Farias, M. & Brazil, I, A. (2018). The limited prosocial effects of meditation: A systematic review and meta-analysis. Scientific Reports, 8, doi:10.1038/s41598-018-20299-z.
Philipp, S.T., Kalisch, T., Wachtler, T. & Dinse, H.R. (2015). Enhanced tactile acuity through mental states. Scientific Reports, 5, 13549.
Schlosser, M., Sparby, T., Vörös, S., Jones, R., Marchant, N. L. (2019). Unpleasant meditation-related experiences in regular meditators: Prevalence, predictors, and conceptual considerations. PLoS, doi:10.1371/journal.pone.0216643.
Tang, Y. et al. (2010). Short-term meditation induces white matter changes in the anterior cingulate. In Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.1011043107.
Interview von Andrea Freund mit dem Psychologen Peter Sedlmeier in der Frankfurter Allgemeinen vom 1. November 2014.
WWW: http://www.faz.net/aktuell/stil/leib-seele/psychologe-im-gespraech-meditation-wirkt-universell-positiv-13229776.html (14-11-01)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/psychologie-meditation-als-mittel-gegen-scham-und-schuldgefuehle/ (21-09-09)
OÖN vom 18. Dezember 2021
Wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßiges Meditieren bei Stress, Angstzuständen und depressiven Verstimmungen helfen kann, weil sich Denken und Fühlen nachhaltig verändern. Man konnte in Haarproben nachweisen, dass regelmäßiges mentales Training die Konzentration des Stresshormons Cortisol senkt, wobei man aber psychisch labilen Menschen allerdings zur Vorsicht rät.
Maria Berentzen widmet sich in einem Beitrag einigen Missverständnisse und zitiert Andy Puddicombe, der mit häufigen Annahmen über das Meditieren aufräumt, die schlicht falsch sind. Bei der Meditation geht es nicht darum, Gedanken zu stoppen, denn Meditation hat vielmehr das Ziel, die Beziehung zu den eigenen Gedanken zu verändern, sie zu beobachten und sie loszulassen. Es geht nicht darum, etwas zu erreichen oder zu tun, denn wenn man das Kommen und Gehen der Gedanken beobachtet, verlangsamt sich der Geist ganz natürlich. Deshalb ist die fokussierte Aufmerksamkeit eine der wichtigsten Techniken, d. h., der Geist erhält eine Art Anker, auf den er sich konzentrieren kann und zu dem er zurückkehren kann, wenn er einmal abgeschweift ist. Meditation hat sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt, doch die meisten davon betonen die Bedeutung von Achtsamkeit und Mitgefühl. Meditieren geht auch nicht nur im Schneidersitz, doch ist es viel wichtiger, eine Haltung zu finden, in der man sich wohlfühlt, d. h., man kann zum Meditieren sehr gut auf einem Stuhl sitzen, wobei die Arme auf den Beinen ruhen und man Arme und Beine nicht überkreuzt sein sollten. Die Füße sollten direkt auf dem Boden stehen, um sich geerdet zu fühlen. Beim Meditieren muss man nicht unbedingt die Augen schließen, sondern man kann die Augen geöffnet lassen und auf ein äußeres Objekt zu blicken, etwa auf die Flamme einer Kerze. Auch ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass es Monate oder sogar Jahre dauert, bis sich die Vorteile der Meditation bemerkbar machen, auch wenn Meditieren etwas Übung und ein ein gewisses Maß an Disziplin braucht. Entscheidend ist, konsequent zu üben und eine Routine zu entwickeln.
Quelle: https://www.msn.com/de-de/lifestyle/men/richtig-meditieren-lernen-vergessen-sie-diese-6-missverst%C3%A4ndnisse-%C3%BCber-meditation/ar-AASn4TF
Meditieren betrachten viele als Wellness und Entspannungstechnik, doch es ist aber vor allem eine Art Training für das Gehirn, denn wer in einen meditativen Zustand hineinkommt, beansprucht seinen Gehirn sehr stark, wobei das Hirn in eine Art Zustand zwischen Ordnung und Chaos kommt. Gehirnforscher sprechen hier auch vom kritischen Punkt, also einem Zustand, in dem man sehr fokussiert ist, wo der Geist also etwas tun muss, aber der zugleich keine starre Gewohnheit ist, sondern sehr flexibel bleibt. Meditieren hilft dabei, zu einer geistigen Beweglichkeit zu finden, was schon bei Einstiegsübungen geschieht, wenn man bewusst atmet, sich nur auf den Atem konzentriert und dabei herumwandernde Gedanken unterdrückt. Gerade Anfänger müssen hierfür viel Kontrolle aufwenden und erreichen aber dadurch den kritischen Punkt, doch schon diese einfache Technik verändert die Gehirndynamik. So sind auch bestimmte Erkrankungen geprägt von gedanklichen Gewohnheitsmustern, aus denen man kaum mehr herausfindet, etwa bei einer Depression oder bei der Aufmerksamkeitsstörung ADHS, wobei in diesem Fällen Meditation helfen kann, Gehirnprozesse flexibler zu machen, die Konzentration zu stärken und damit auch diese krankhaften Zustände positiv zu beeinflussen.
Quelle: www. berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/meditation-bewusstes-atmen-haelt-den-geist-flexibel-li.108527