Zum Inhalt springen

Konformitätsbias

    Der Konformitätsbias in der Psychologie bezeichnet die Tendenz von Individuen, ihre Meinungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen an eine vermeintliche Mehrheit oder an eine als normativ wahrgenommene Gruppe – meist ideologisch nahestehend – anzupassen. Dieser Bias entsteht oft durch einen vermeintlichen sozialen Druck, sich an den Erwartungen oder Normen einer Gruppe zu orientieren, um Akzeptanz zu finden oder Ablehnung zu vermeiden. Es gibt mehrere Formen der Konformität, etwa der informationale soziale Einfluss, bei dem sich eine Person anpasst, weil sie glaubt, dass die Gruppe über mehr Wissen oder bessere Informationen verfügt und dass deren Meinung daher die richtige ist. Beim normativen sozialen Einfluss folgt die Person der Gruppe, um sozial akzeptiert zu werden, und nicht, weil sie die Meinung oder das Verhalten der Gruppe für richtig hält.

    Ein Konformitätsbias findet man etwa in Gruppendiskussionen, bei der Wahl von Moden oder Trends, in Arbeitsumfeldern oder auch bei politischen Meinungen. Ein bekanntes Experiment zur Konformität ist das Asch-Konformitätsexperiment, bei dem Teilnehmer dazu neigten, falsche Antworten zu geben, um nicht von der Gruppe abzuweichen, obwohl die richtige Antwort offensichtlich war. Eine bedeutsame Rolle spielen dabei Emotionen:

    • Angst vor Ablehnung: Die Sorge, von Kollegen oder Vorgesetzten ausgeschlossen oder abgelehnt zu werden, wenn man sich nicht anpasst, kann eine starke Motivation für konformes Verhalten sein. Diese Angst kann dazu führen, dass Mitarbeiter ihre wahren Meinungen und Ideen zurückhalten.
    • Bedürfnis nach Zugehörigkeit: Das grundlegende menschliche Bedürfnis, Teil einer Gruppe zu sein und von dieser akzeptiert zu werden, kann dazu führen, dass Mitarbeiter ihre Verhaltensweisen an die Normen und Erwartungen der Gruppe anpassen, selbst wenn diese ihren persönlichen Überzeugungen widersprechen.
    • Erleichterung und Sicherheit: Konformität kann ein Gefühl der Sicherheit und Erleichterung vermitteln, besonders in unsicheren oder neuen Situationen. Das Befolgen der Gruppennormen kann als sicherer Weg empfunden werden, um Fehler oder Konflikte zu vermeiden.
    • Frustration und Resignation: Wenn Mitarbeiter wiederholt ihre eigenen Überzeugungen unterdrücken müssen, um sich anzupassen, können Frustration und Resignation entstehen. Dies kann zu einer verminderten Arbeitszufriedenheit und Motivation führen.
    • Stolz und Selbstbestätigung: In Fällen, wo die Gruppennormen mit den persönlichen Werten übereinstimmen, kann Konformität auch zu positiven Gefühlen wie Stolz und Selbstbestätigung führen. Das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein und dessen Ziele zu unterstützen, kann sehr befriedigend sein.
    • Schuld und kognitive Dissonanz: Wenn Mitarbeiter handeln in einer Weise, die ihren persönlichen Überzeugungen widerspricht, können Schuldgefühle und kognitive Dissonanz entstehen. Diese emotionalen Konflikte können zu Stress und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz führen.

    Siehe auch Konformität und Bandwagon-Effekt.

    Literatur

    Asch, S. E. (1955). Opinions and social pressure. Scientific American, 193, 31-35.
    Bond, R.,& Smith, P. B. (1996). Culture and conformity: A meta-analysis of studies using Asch’s (1952) line judgment task. Psychological Bulletin, 119, 111-137.
    Myers, D. G. (2014). Social influence. In Exploring social psychology (pp. 245-266). McGraw-Hill.
    https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/konformitaet/8055


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert