Kuscheltherapie, auch professionelles Kuscheln genannt, bietet Menschen die Möglichkeit, in einer sicheren und respektvollen Umgebung körperliche Nähe und Zuneigung zu erfahren, wobei es nicht um romantische oder sexuelle Berührungen geht, sondern um platonische Zuwendung. In der Kuscheltherapie werden somit zwei Bedürfnisse angesprochen: das Bedürfnis nach achtsamer Berührung und das Bedürfnis nach Anerkennung, d.h. gesehen und gehört zu werden. Zwischen achtsamer, absichtsloser Berührung, dem emphatischen Kuscheln, und rein funktionaler, unemotionaler Berührung, wie z.B. bei einer medizinischen Massage, einem Arzt- oder Friseurbesuch oder Berührungen im sexuellen Kontext, bestehen große Unterschiede. Sowohl in der Wahrnehmung der Berührung als auch in ihrer Wirkungsweise. Die meisten Menschen kennen nur funktionale oder sexuelle Berührungen und vielleicht noch freundschaftliche Umarmungen, aber eine Berührung ohne sexuelle oder medizinische Absicht, ein liebevolles Kuscheln, ist für viele unbekannt oder völlig neu. Aus der Forschung wissen wir, dass Menschen Streicheln und Gehaltenwerden brauchen, um sich gesehen und geliebt zu fühlen, denn nur so erfahren sie Zugehörigkeit – neben Autonomie eines der ursprünglichsten Grundbedürfnisse des Menschen -, Sicherheit und Geborgenheit. Die Kuscheltherapie setzt hier an:
- Nichtsexuelle, platonische Berührungen: Kuscheltherapeuten bieten Kuscheln, Streicheln, Händehalten und ähnliche Berührungen an, die auf die Bedürfnisse des Klienten abgestimmt sind.
- Emotionale Unterstützung: Die Therapie soll ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Akzeptanz vermitteln.
- Abbau von Stress und Ängsten: Körperliche Nähe kann nachweislich Stresshormone abbauen und das Wohlbefinden steigern.
Die Kuscheltherapie folgt einer Methode des Nichthandelns, d.h. im Gegensatz zu anderen Therapieformen, die einer zielgerichteten Handlung folgen. Kuscheln kann alles sein, vom Streicheln bis zum Drücken und Festhalten, und jede Form von nicht-sexuellem Kontakt kann in einer Kuschelsitzung vorkommen, vom Raufen bis zum Festhalten. In der Therapie kommt es jedoch weniger darauf an, was man als Therapeut tut, als darauf, was man nicht tut, wobei mit Tun absichtliches, aktives Handeln gemeint ist. Vielmehr geschieht das, was geschieht, fast unwillkürlich durch den Körper, d.h. der Körper handelt auf seine Weise, durch seine eigene Körperintelligenz.
Einige Kuschelpositionen für den Alltag mit dem Partner
Brustkuscheln: Legen Sie Ihren Kopf auf die Brust Ihres Partners und lauschen Sie seinem Herzschlag und Atem. Als liebevoller Partner streicht er Ihnen durchs Haar. Sie fühlen sich beschützt und geborgen. Natürlich können Sie die Rollen auch tauschen.
Löffelkuscheln: Hier gibt der „große Löffel” dem „kleinen Löffel” Geborgenheit und Sicherheit. Wer welche Rolle einnimmt, bleibt natürlich Ihnen überlassen.
Arm in Arm: Bei dieser Kuschelposition liegen beide Partner Bauch an Bauch und umarmen sich innig. In dieser Position ist die gegenseitige Anziehung deutlich spürbar.
Kopf im Schoß: Legen Sie einfach Ihren Kopf in den Schoß Ihres Partners und spüren Sie, wie Sie von Minute zu Minute ruhiger und entspannter werden. Eine sanfte Kopfmassage kann das Gefühl der Entspannung noch deutlich verstärken.
Literatur
„The Power of Touch: The Basis for Kuscheltherapie“ von Tiffany Field – Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über die Forschung und Praxis der Kuscheltherapie sowie deren Auswirkungen auf die körperliche und emotionale Gesundheit.
„The Science of Kuscheln: The Surprising Psychological Benefits“ von Karen Melton – Dieses Buch untersucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter der Kuscheltherapie und wie sie zur Stressreduktion, Angstbewältigung und Stärkung der Bindung beitragen kann.
„Kuscheln: Warum wir es brauchen und wie es uns glücklich macht“ von Dacher Keltner – Der Autor erkundet die evolutionären und psychologischen Gründe, warum Menschen die Berührung und Nähe suchen, und wie Kuscheln unsere emotionale Gesundheit fördern kann.
„The Kuschelrevolution: Wie wir glücklicher, gesünder und besser miteinander leben“ von Jessica Joelle Alexander und Iben Dissing Sandahl – Dieses Buch untersucht die Rolle von Kuscheln und Nähe in zwischenmenschlichen Beziehungen und wie sie dazu beitragen können, ein erfüllteres Leben zu führen.
„Kuscheln: Die sanfte Revolution“ von Tanja Konnerth – Die Autorin erforscht die therapeutische Anwendung von Kuscheln und wie es dazu beitragen kann, emotionale Blockaden zu lösen, Selbstbewusstsein zu stärken und Beziehungen zu verbessern.