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Decision Fatigue

    Entscheidungsmüdigkeit, auch bekannt als Decision Fatigue, beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem die Qualität von Entscheidungen abnimmt, nachdem eine Person über einen längeren Zeitraum viele Entscheidungen treffen musste. Das Gehirn ist gleichsam wie ein Akkumulator, der sich im Laufe des Tages entlädt, und mit jeder Entscheidung, die man trifft, wird er immer leerer und irgendwann ist die Batterie leer und man kann sich zu nichts mehr durchringen.

    In der Psychologie und in den Sozialwissenschaften generell bezeichnet Decision Fatigue bzw. Entscheidungsmüdigkeit die nachlassende Qualität der Entscheidungen, die ein Mensch nach einer langen Dauer bei einer Entscheidungsfindung trifft. Sie wird als eine der Ursachen für irrationale Abwägungen bei der Entscheidungsfindung verstanden. Entscheidungsmüdigkeit kann etwa dazu führen, dass Verbraucher bei ihren Einkäufen schlechte Entscheidungen treffen. Einige Psychologen und Wirtschaftswissenschaftler verwenden den Begriff vor allem, um Beeinträchtigungen bei der Entscheidungsfindung zu beschreiben, die sich aus einer langen Dauer des Entscheidungsfindungsprozesses ergeben, andere sehen Faktoren wie die Komplexität der zu treffenden Entscheidungen, wiederholte Selbstregulierungsakte, physiologische Ermüdung und Schlafentzug als an der Entstehung von Entscheidungsmüdigkeit beteiligt an.

    Der Begriff wurde von John Tierney geprägt, und bezeichnet also die Tendenz, dass die Entscheidungsfindung von Menschen beeinträchtigt wird, wenn sie in letzter Zeit mehrere Entscheidungen getroffen haben, wobei angenommen wird, dass die Entscheidungsmüdigkeit ein Symptom oder eine Folge der Erschöpfung des Ich darstellt. Diese Form der Ermüdung unterscheidet sich von einer allgemeinen geistigen Ermüdung, die einen psychobiologischen Zustand beschreibt, der sich aus einer längeren Dauer anspruchsvoller kognitiver Aufgaben wie Multitasking oder dem Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben ergibt.

    Menschen, die unter Entscheidungsmüdigkeit leiden, neigen eher zu Vermeidungsverhalten, wie z. B. Prokrastination und sind auch weniger bereit, sich auf eine langfristige Planung einzulassen. Menschen, die unter Entscheidungsmüdigkeit leiden, neigen eher zu Vermeidungsverhaltensweisen wie etwa Zögern oder Flucht. Darüber hinaus zeigen Menschen, die unter Entscheidungsmüdigkeit leiden, weniger Ausdauer, wenn sie sich um eine Entscheidung bemühen, und neigen daher möglicherweise dazu, die Standardoption zu wählen oder auch zu impulsivem, unberechenbarem oder kurzsichtigem Verhalten.

    Die Entscheidungsmüdigkeit kann auch die kognitiven Funktionen beeinträchtigen, denn Studien deuten darauf hin, dass die Entscheidungsmüdigkeit die exekutiven Funktionen und das logische Denken beeinflusst. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Ermüdung bei Entscheidungen die physiologische Ausdauer und die Selbstkontrolle beeinträchtigen kann, wobei Entscheidungsmüdigkeit sowohl die physiologische als auch die kognitive Selbstkontrolle beeinträchtigt.

    In der Psychologie der Entscheidungsfindung bezeichnet Decision Fatigue bzw. Entscheidungsmüdigkeit auch die nachlassende Qualität der Entscheidungen, die ein Individuum etwa nach sehr vielen Entscheidungen trifft. Entscheidungsmüdigkeit bedeutet, dass man nach einer längeren Phase der Entscheidungsfindung oder vieler Entscheidungen ermüdet ist, da Entscheidungsfindungen einen komplexen, kognitiven Prozess darstellen. Muss man also lange über etwas nachdenken, sinkt die Entscheidungsfähigkeit. Daher treffen Menschen nach sehr langen Entscheidungsprozessen viel mehr impulsive Entscheidungen und vertrauen eher auf ihr Bauchgefühl, als rein rational zu entscheiden.

    Entscheidungsmüdigkeit wird vor allem durch zu viele Entscheidungen verursacht, und auch, wenn jede einzelne davon kaum ins Gewicht fallen, wird die Summe erdrückend. Die Verhaltensmerkmale einer Entscheidungsmüdigkeit spiegeln in der Regel einen zugrundeliegenden Zustand der Ich-Erschöpfung wider und können eine unbewusste Methode symbolisieren, mit der Menschen ihr Verhalten einfach anpassen, um eine weitere Erschöpfung zu verhindern.

    Entscheidungsmüdigkeit wird oft als eine der Ursachen für irrationale Kompromisse bei Entscheidungsfindungen verstanden, wobei Entscheidungsmüdigkeit z. B. dazu führen kann, dass Menschen etwa bei ihren Einkäufen schlechte Entscheidungen treffen. Süßigkeiten und Snacks werden daher in der Nähe von Supermarktkassen platziert, um die Entscheidungsmüdigkeit der Kunden am Ende ihrer Einkäufe auszunutzen.

    Entscheidungsmüdigkeit hängt auch mit der paradoxen Situation zusammen, dass Menschen, denen es an Auswahlmöglichkeiten mangelt, sich einerseits mehr Alternativen wünschen, doch gleichzeitig finden Menschen, dass es psychologisch belastend sein kann, unter sehr vielen Wahlmöglichkeiten Entscheidungen treffen zu müssen.

    Entscheidungsmüdigkeit sollte man nicht mit Unentschlossenheit verwechseln, denn während Decision Fatigue ein mentaler Erschöpfungszustand ist, der eintritt, wenn man in einer bestimmten Zeit eine Reihe von zu vielen Entscheidungen trifft, ist Unentschlossenheit ein Persönlichkeitsmerkmal, der sich von einer chronischen Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, herleitet. Unentschlossenheit kann etwa eine Folge von geringem Selbstvertrauen sein.


    Susanne Schumann nennt in einem Beitrag für BRIGITTE ihre Regel, um eine gute Entscheidung treffen zu können: „Wenn mir etwas wichtig ist, bin ich bereit, dafür zu bezahlen.


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