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Ex-ante-Hypothese

    Der Begriff der ex ante-Hypothese bzw. der Vorab-Hypothese bezieht sich auf die vor allem im quantitativen Forschungsparadigma gängige Praxis, vor Beginn einer empirischen Studie inhaltliche Vermutungen über das zu untersuchende Phänomen zu formulieren. Bei Evaluationen und Befragungen definieren Ex-ante-Untersuchungen bzw. Ex-ante-Prüfungen oder Ex-ante-Analysen den Zustand vor einer Maßnahme und untersuchen somit die Ausgangssituation, um vorzeitig Aussagen zum späteren Verhalten treffen zu können. So werden damit etwa in der Systemtheorie ex ante festgelegte Größen bezeichnet, also Plangrößen, die mit einer Maßnahme erreicht werden sollen.

    Die Verwendung von ex-ante-Hypothesen ist in der methodologischen Diskussion umstritten, denn während sie in der quantitativen Methodologie für eine theoriegeleitete Forschung für unverzichtbar gehalten wird, lehnen qualitative Methodologen diese ab, da sie die Gefahr mit sich bringen, dem spezifischen Gegenstandsbereich vorfixierte theoretische Deutungsmuster zu oktroyieren.

    Gerade die empirischer Sozialforschung diskutiert diese Form der Hypothesen unter dem Aspekt einer Ethik der Forschung selbst, d. h., dass wissenschaftliche Redlichkeit und Wahrhaftigkeit im Sinne einer ex-ante Beschreibungen des Erkenntniszieles sei abzulehnen. Allerdings wird dabei nicht berücksichtigt, wann und unter welchen Voraussetzungen eine Falsifizierung von Hypothesen und Ansätzen sinnvoll sein könnte bzw. wie eine flexiblere Handhabung von auf spezifischen Methoden basierenden Konzeptionen und Implementationen einzuschätzen ist.

    Anmerkung: Ex ante, also im Vorhinein, ist ursprünglich ein Begriff der juristischen Fachsprache und bezeichnet eine Beurteilung aus früherer Sicht, d. h., bei einer solchen entfallen später ablaufende Vorgänge, die zu einem früheren Zeitpunkt noch nicht bekannt sein konnten. Einer Betrachtung ex ante steht die Betrachtung ex post, also im Nachhinein, gegenüber.

    Literatur

    Meinefeld, Werner (1985). Die Rezeption empirischer Forschungsergebnisse – eine Frage von Treu und Glauben? Zeitschrift für Soziologie, 4, 297-314.
    Meinefeld, Werner (1997). Ex – ante Hypothesen in der Qualitativen Sozialforschung zwischen „fehl am Platz“ und „unverzichtbar“. Zeitschrift für Soziologie, 26, 22-34.


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