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Gesichtsfeedback-Hypothese

    Die Hypothese des Gesichtsfeedbacks – Facial-Feedback-Hypothese – besagt, dass die subjektive Gefühlserfahrung eines Menschen durch den eigenen Gesichtsausdruck beeinflusst wird, d. h., dass Gesichtsmuskelbewegungen das eigene emotionale Erleben beeinflussen. Menschen, die etwa angehalten werden, in einer bestimmten Situation zu lächeln, werden diese Situation im Nachhinein  als positiver und angenehmer erinnern als Menschen, die dabei ein finsteres Gesicht gemacht haben. Menschen finden also Comics lustiger, wenn sie beim Betrachten selber lächeln, und sie reagieren auch auf emotionale Sätze gefühlvoller, wenn ihr eigenes Gesicht die entsprechende Emotion ausdrückt. Die Effekte waren in allen Studien in der Regel äußerst gering, d. h., ein aufgesetztes Lächeln alleine reicht noch nicht aus, um selber positive Emotionen zu entwickeln. Allerdings werden einige Studienergebnisse kontroversiell diskutiert, da viele Effekte nicht repliziert werden konnten.

    Zwei Pilotstudien von Coles (2019) scheinen nun aber die Facial-Feedback-Hypothese zu bestätigen, dass Lächeln sowohl ein anhaltende Glücksgefühl vergrößern als auch das Glücksgefühl in ansonsten unemotionalen Szenarien initiieren kann.

    Coles et al. (2022) haben zuletzt eine globale, kontradiktorische Zusammenarbeit gebildet und eine vorab registrierte, multizentrische Studie durchgeführt, um die Bedingungen zu spezifizieren und zu testen, die am zuverlässigsten Effekte des Gesichtsfeedbacks hervorrufen sollten. Eine Probandengruppe sollte einen lächelnden Schauspieler imitieren, eine andere wurde angewiesen, die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Eine dritte Gruppe musste auf einen Stift beißen, ohne ihn mit den Lippen zu berühren. Danach sollten alle Teilnehmer auf einer Skala von eins bis sieben angeben, wie glücklich sie sich in diesem Moment fühlen. Die Daten von annähernd viertausend Teilnehmern aus knapp zwanzig Ländern zeigten, dass die Aufgabe zur Gesichtsmimik und zu freiwilligen Gesichtsaktionen Glücksgefühle sowohl verstärken als auch auslösen kann. Der Nachweis von Gesichtsfeedback-Effekten war jedoch weniger schlüssig, wenn das Gesichtsfeedback unauffällig durch eine Stift-in-Mund-Aufgabe manipuliert wurde. Man vermutet, dass bei diesem Experiment die Muskelanspannung für Beißen die Konstellation für Lächeln überlagern könnte. Allerdings waren die Effekte eher sehr gering, dennoch vermutet man, dass sich relativ kleine Gesichts-Rückkopplungs-Effekte im Laufe der Zeit zu bedeutenden Veränderungen des Wohlbefindens summieren könnten.

    Länger bekannt und auch eindeutig nachgewiesen ist übrigens, dass die Körperhaltung die eigenen Emotionen beeinflussen kann. So verbessert eine aufrechte Körperhaltung die eigene Stimmung, während ein gekrümmter Rücken hingegen die Stimmung verschlechtert.

    Literatur

    Coles, Nicholas (2019). The Many Smiles Collaboration: A Multi-Lab Foundational Test of the Facial Feedback Hypothesis. Nature Human Behaviour, doi:10.31234/osf.io/cvpuw.
    Coles, Nicholas A., March, David S., Marmolejo-Ramos, Fernando, Larsen, Jeff T., Arinze, Nwadiogo C., Ndukaihe, Izuchukwu L. G., Willis, Megan L., Foroni, Francesco, Reggev, Niv, Mokady, Aviv, Forscher, Patrick S., Hunter, John F., Kaminski, Gwenaël, Yüvrük, Elif, Kapucu, Aycan, Nagy, Tamás, Hajdu, Nandor, Tejada, Julian, Freitag, Raquel M. K., Zambrano, Danilo, Som, Bidisha, Aczel, Balazs, Barzykowski, Krystian, Adamus, Sylwia, Filip, Katarzyna, Yamada, Yuki, Ikeda, Ayumi, Eaves, Daniel L., Levitan, Carmel A., Leiweke, Sydney, Parzuchowski, Michal, Butcher, Natalie, Pfuhl, Gerit, Basnight-Brown, Dana M., Hinojosa, José A., Montoro, Pedro R., Javela D, Lady G., Vezirian, Kevin, IJzerman, Hans, Trujillo, Natalia, Pressman, Sarah D., Gygax, Pascal M., ÖzdoÄru, Asil A., Ruiz-Fernandez, Susana, Ellsworth, Phoebe C., Gaertner, Lowell, Strack, Fritz, Marozzi, Marco & Liuzza, Marco Tullio (2022). A multi-lab test of the facial feedback hypothesis by the Many Smiles Collaboration. Nature Human Behaviour, doi:10.1038/s41562-022-01458-9.
    Stangl, W. (2022, 24. Oktober). Macht erzwungenes Lächeln auch glücklicher?  Stangl notiert …
    https:// notiert.stangl-taller.at/kurioses/macht-erzwungenes-laecheln-auch-gluecklicher/
    Strack, F, Martin, L. L & Stepper, S. (1988). Inhibiting and Facilitating Conditions of the Human Smile: A Nonobtrusive Test of the Facial Feedback Hypothesis. Journal of Personality an Social Psychology, 54, 768-777.


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