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Ich-Stärke

    Die stärkste Kraft reicht nicht an die Energie heran, mit der manch einer seine Schwäche verteidigt.
    Karl Kraus

    Ich-Stärke [ego strength] bezeichnet in der Psychologie die Leistungsfähigkeit des Ichs bei der Anpassung an die soziale Wirklichkeit und bei der Verarbeitung von Belastungen. Mangelnde Ich-Stärke kann eine Bedingung sein für die Entstehung von Neurosen und Psychosen (Ich-Schwäche).

    In der Psychoanalyse ist die Ich-Stärke der Grad der Regulationsfähigkeit über verschiedene Ich-Funktionen, wie den Grad der Integration, Stabilität und Flexibilität, Angsttoleranz, Impulskontrolle, Denkorganisation, Sublimierungsfähigkeit, den Grad der Realitätsnähe und Triebbefriedigung sozialer Beziehungen, und schließlich den Grad der symptomatischen Äußerung von innerpersönlichen Fehlfunktionen. Das Konzept ist aus der psychoanalytischen Instanzenlehre von Sigmund Freud abgleitet.


    1. Definition
    „Ich-Stärke, in der Psychoanalyse Bezeichnung für das Ausmaß, in dem das Ich die Kontrolle über Triebregungen ausübt und eine Anpassung an Erfordernisse der Realität, auch gegen innere oder äußere Widerstände, zu leisten vermag“ (Ohne Autor, 1995, S.183).

    2. Definition
    „Fähigkeit der Person, sich in ihrem Erleben und Verhalten am Realitätsprinzip zu orientieren. Der Begriff kommt aus der Theorie der Psychoanalyse und beschreibt die integrativen Kräfte des Ichs bei den Bemühungen, die Triebpotentiale aus dem Es und die normativen Anforderungen des Über-Ichs mit den Gegebenheiten der Realität in Einklang zu bringen“ (Ohne Autor, 1992, S.156).

    3. Definition
    „Ich-Stärke bezeichnet das Ausmaß an Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, mit dem sich ein Individuum in den Aufbau seiner Ich-Identität einbringt bzw. einbringen kann. Merkmale einer ausgeprägten Ich-Stärke sind z.B. Aktivität, Kreativität, Entschlussfähigkeit, Sicherheit, Ausgeglichenheit, Toleranz“ (Köck & Ott, 1994, S.310).

    4. Definition
    Das Ich in psychoanalytischer Sichtweise wird als Organisationsinstanz von Verhalten und Erleben aufgefasst (Realitätsprinzip). Die Ich-Stärke bezeichnet das Ausmaß der Kontrolle des Ichs gegenüber konkurrierenden Trieben und Bedürfnissen. (vgl. Ohne Autor, 1971, S. 152)

    5. Definition
    Fast jede neurotische Symptombildung repräsentiert bis zu einem gewissen Grad eine Einschränkung der Kontrolle des Ichs über seine Funktionen. Die Fähigkeit des Ichs, Widerstand gegen die Tendenz regressiver Belastungen seiner stabilisierten, sekundär  Funktionen während eines intrapsychischen Konfliktes zu leisten, gehört somit zu den wichtigsten Fähigkeiten des Ichs. (vgl. Arlow & Brenner, 1974, S.69)

    Literatur

    Arlow, J. & Brenner C. (1974). Grundbegriffe der Psychoanalyse. Die Entwicklung von der topografischen zur strukturellen Theorie der psychischen Systeme. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
    Kernberg, O. F. (1993). Psychodynamische Therapie bei Borderline-Patienten. Bern: Huber.
    Köck, P. & Ott, H. (1994). Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. Donauwörth: Verlag Ludwig Auer.
    Ohne Autor (1995). Ich-Stärke (S. 183). Lexikon der Psychologie. Gütersloh: Bertelsmann Lexikon Verlag.
    Ohne Autor (1992). Ich-Stärke (S.156). Psychologie-Lexikon. München: R.Oldenbourg.
    Ohne Autor (1971). Ich II (S. 152). Lexikon der Psychologie. Zweiter Band. Graphologie bis Prompting. Freiburg: Herder.


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