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extrinsische Motivation

    Extrinsisch bedeutet von außen her (angeregt), nicht aus eigenem Antrieb erfolgend. Der Gegenbegriff lautet intrinsisch (von innen her, durch in der Sache liegende Anreize bedingt). Motivationstheorien erklären: Eine Person ist extrinsisch motiviert, wenn äußere Anreize wie z. B.Entlohnung, Beförderung, Anerkennung etc. für das eigene Handeln die ausschlaggebende Rolle spielen. In der Schulpädagogik spricht man von extrinsisch motivierten Schülern, wenn sie nicht aus eigenem Interesse, sondern aus Angst vor Sanktionen (schlechte Noten, Verweis, Ausschluss vom Unterricht) lernen. Als extrinsisch motiviert bezeichnet man also Tätigkeiten, die nicht um ihrer selbst Willen ausgeübt werden (Selbstzweck: Sinn oder Spaß), sondern zum Beispiel für Geld oder Anerkennung (Mittel zum Zweck) oder dem Entgehen einer Strafe. Intrinsische und extrinsische Motivation schließen sich nicht notwendigerweise gegenseitig aus. Auch Berufstätige können eine hohe intrinsische Motivation haben, obwohl sie für ihre Tätigkeit entlohnt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie einer Arbeit nachgehen, die verantwortungsvoll oder bedeutsam ist und mit der sie sich identifizieren können.

    Anmerkung: Intrinsische und extrinsische Motivation werden oft als Gegensätze betrachtet, etwa im Sinne von gut und erwünscht oder schlecht und unerwünscht. Tatsächlich gibt es aber sehr unterschiedliche Formen extrinsischer Motivation, die sich auch allmählich in intrinsische Motivation umwandeln kann. Es handelt sich also eher um ein Kontinuum zwischen den beiden Formen. Intrinsische Lesemotivation kann z.B. durch gemeinsame Leseerlebnisse oder Kompetenzerfahrungen beim Lesen geweckt werden, aber auch ein Lesetagebuch kann die Motivation unterstützen. 

    Man weiß, dass Bonuszahlungen die Motivation von MitarbeiterInnen steigert, doch Studien zeigen, dass ein messbarer Effekt bei der Mitarbeitermotivation nur dann zu sehen ist, wenn die Bonuszahlung mindestens sieben Prozent des jährlichen Bruttogehalts ausmacht, d. h., gibt es weniger Geld, strengen sich viele nicht mehr an. Außerdem muss ein solches System der finanziellen Anreize als fair empfunden werden, denn wird es als unfair angesehen, demotiviert es eher.

    Formal betrachtet: Extrinsisch ist ein Handeln dann, wenn Mittel (Handlung) und Zweck (Handlungsziel) thematisch nicht übereinstimmen, also andersthematisch (exogen) sind. Handeln ist in diesem Fall Mittel für das Eintreten andersartiger Ziele, die nicht handlungsinhärent sind, sondern in eine willkürliche Instrumentalitätsbeziehung zum Handlungsergebnis gebracht wurden. Intrinsisch ist im Gegenzug demnach eine Handlung dann, wenn Mittel (Handlung) und Zweck (Handlungsziel) thematisch übereinstimmen, also gleichthematisch (endogen) sind. Die Einstufung von Handlungen als endogen und/oder exogen basiert auf dem unterschiedlichen Gewicht von intrinsischen Anreizwerten (der gleichthematischen Folgen des Handlungsergebnisses) und von extrinsischen Anreizwerten (der andersthematischen Folgen des Handlungsergebnisses).

    Die wissenschaftliche Diskussion, ob eine externe Belohnung die vermindert (intrinsische Motivation – Korrumpierungseffekt), ist nicht abgeschlossen. Attributionale Prozesse sprechen für eine Verminderung. Zum Beispiel vermutet man, dass als Reaktion auf die Einführung des Notensystems in der Grundschule bei den Schülern Neubewertungsprozesse stattfinden („Ich lerne nicht mehr, weil es mir Spaß macht, sondern weil ich eine gute Note erzielen will“). Solche Attributionen sind dann dem selbstgesteuerten Lernen nicht förderlich. Andererseits lässt sich auch argumentieren, dass externe Belohnungen die intrinsische Motivation dann erhöhen können, wenn sie als Signal für die Kompetenz der Person gewertet werden oder wenn sie für die Erfüllung von Leistungszielen vergeben werden.

    Kuhbandner et al. (2016) haben in einer Studie neuerlich untersucht, welche Auswirkungen eine direkte extrinsische Belohnung  auf einen langfristigen Lernerfolg hat. Probanden im Alter zwischen 19 und 33 Jahren hatten die Aufgabe, Suaheli-Vokabeln zu lernen, wobei in einem direkt anschließenden Test dann ein Teil dieser Vokabeln abgefragt wurde, während andere Vokabeln noch einmal geübt werden durften. Eine Hälfte der Probanden hatte vor dem Versuch die Information erhalten, dass sie für jede richtig erinnerte Vokabel einen Euro erhalten würde, die anderen Probanden erhielten keine materielle Belohnung. Nach einer Woche wurde geprüft, an wie viele Wörter sich die Probanden erinnern konnten. Die Gruppe, der eine Belohnung versprochen worden war, hatte dabei schon im ersten Test eine schlechtere Leistung und dieser Unterschied war auch eine Woche später nachweisbar, wobei die Belohnungsgruppe sich an die eine Woche zuvor noch richtig erinnerten Vokabeln schlechter erinnern als die Gruppe ohne monetäres Versprechen.

    intrinsisch-extrinsisch

    Literatur

    http://de.wikipedia.org/wiki/Intrinsische_und_extrinsische_Motivation (10-03-04)
    Allport, G. W. (1967). Autobiography. In E. G. Boring & G. Lindzey (Eds.), A history of psychology in autobiography (Vol. 5, pp. 3-25). New York: Appleton-Century-Crofts.
    Edelmann, Walter (2003). Intrinsische und extrinsische Motivation. Grundschule, 35 (2003) 4, 30-32.
    Kuhbandner, C., Aslan, A., Emmerdinger, K. & Murayama, K. (2016). Providing Extrinsic Reward for Test Performance Undermines Long-Term Memory Acquisition. Front. Psychol. 7:79. Doi:10.3389/fpsyg.2016.00079.


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    2 Gedanken zu „extrinsische Motivation“

    1. Welches ist das Plugin an der Seite? Das brauche ich auch!

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