Die klärungsorientierte Psychotherapie – auch zielorientierte Psychotherapie – ist eine psychologisch gut fundierte, empirisch validierte Psychotherapieform, die zwei Hauptaufgaben verfolgt: Klärung auf der Basis einer vom Therapeuten aktiv hergestellten vertrauensvollen Therapeut-Klient-Beziehung der aktuellen Motive des Klienten, zu denen dieser im Augenblick keinen Zugang hat und Aufhebung der Alienation; Repräsentation der dysfunktionalen, d. h., der problem-(mit-)determinierenden Schemata eines Klienten, damit sie therapeutisch bearbeitet und verändert werden können, sodass der Klient im Alltag konstruktiver und flexibler handeln kann, weniger oder keine störenden Symptome mehr aufweist, Alltagssituationen kognitiv und affektiv besser verarbeiten kann und selbstregulativer und zufriedener leben kann. Die klärungsorientierte Psychotherapie wurde auf der Grundlage der Gesprächspsychotherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt.
*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Die klärungsorientierte Psychotherapie klärt daher in erster Linie die störenden Schemata und Motive des Klienten, die im Anschluss bearbeitet werden. Zentrum dieser therapeutischen Arbeit ist das Ein-Personen-Rollenspiel, d. h., der Klient spielt zwei Personen: sich selbst und den Therapeuten, wobei der wirkliche Therapeut zum Supervisor wird. Wichtigstes Ziel der Therapie ist daher zunächst, dem Klienten die vorher unbewussten und unkontrollierbaren Schemata bewusst zu machen, sodass er dann die Möglichkeit erhält, selbstverständliche Gewohnheiten, Überzeugungen, Wünsche etc. in Frage zu stellen, zu korrigieren und neue Erfahrungen an sich heranzulassen. Häufige Schemata bzw. Grundannahmen sind dabei die Einstellung „Ich bin ein Versager“, „Niemand interessiert sich für mich“ oder „Beziehungen sind nicht verlässlich“.
Auf der Klienten-Position vertritt der Betroffene seine unzuträglichen Schemata, auf der Therapeuten-Position widerspricht er und argumentiert mit therapeutischen Empfehlungen, gelegentlich unterstützt durch den Supervisor.
Dieses Spiel erfüllt wesentliche Bedingungen eines konstruktiven Therapieprozesses und dient dazu, die Klientin oder den Klienten zu motivieren, es enthält aber auch Klärungs- und Bearbeitungsprozesse, berücksichtigt affektive Schema-Aspekte und affektive Veränderungsprozesse. Letztlich bringt es die Klientin bzw. den Klienten dazu, die Perspektive zu wechseln, sich selbstkritisch mit seinen eigenen Annahmen auseinanderzusetzen und als eigener Therapeut zu fungieren. Dadurch werden Ressourcen und positive Schemata des Klienten aktiviert und es wird die Auslagerung an das zu bearbeitende negative, dysfunktionale Schema ermöglicht.
Dieses Spiel kann sogar soweit gehen, dass die Klientin bzw. der Klient aufgehetzt wird, sodass die Betroffenen gegen ihr Schema – nicht gegen ihre Person! – wütend werden. Diese Wut energetisiert die Klientin bzw. den Klienten und schafft eine Gegenkraft gegen die dysfunktionalen Schemata. Allerdings hilft Wut noch nicht allein als Gegenaffekt gegen affektive Schemata, denn Gegenaffekte müssen auch Gegenbedeutungen zu den negativen Affekten implizieren, also gewissermaßen zu den negativen Affekten passen, was Wut aber in der Regel tut.
Literatur
Sachse, R., Fasbender, J., Breil, J. & Sachse, M. (Hrsg.) (2011). Perspektiven Klärungsorientierter Psychotherapie II. Pabst.