Evolutionspädagogik ist ein pädagogisches Konzept, das darauf abzielt, die natürliche Entwicklung von Kindern und Erwachsenen durch das Verständnis und die Anwendung der Evolutionsstufen zu fördern, wobei diese Methode auf der Annahme basiert, dass sich das menschliche Gehirn und Verhalten im Laufe der Evolution in bestimmten Stufen entwickelt haben, die jeweils spezifische Fähigkeiten und Verhaltensweisen ermöglichen. Die Evolutionspädagogik findet Anwendung in verschiedenen Bereichen wie Schule, Therapie, Coaching und Beratung und zielt darauf ab, sowohl Kindern als auch Erwachsenen zu helfen, ihre Potenziale zu entfalten und Entwicklungshemmnisse zu überwinden.
Prinzipien und Ansätze der Evolutionspädagogik
- Evolutionsstufen: Die Theorie geht davon aus, dass sich das menschliche Verhalten und Denken in sieben wesentlichen Stufen entwickelt, die den evolutionären Phasen des Menschen entsprechen, wobei jede Stufe mit bestimmten Fähigkeiten und Herausforderungen verbunden ist.
- Diagnose und Intervention: In der Evolutionspädagogik wird versucht, Entwicklungsblockaden oder -defizite durch die Identifikation der jeweiligen Evolutionsstufe zu erkennen. Darauf basierend werden gezielte Übungen und Interventionen entwickelt, um diese Blockaden zu lösen und die natürliche Entwicklung zu fördern.
- Körperliche Bewegung: Körperliche Übungen und Bewegungsprogramme spielen eine zentrale Rolle in der Evolutionspädagogik, denn durch spezifische Bewegungen sollen neuronale Verbindungen gestärkt und die Entwicklung des Gehirns unterstützt werden.
- Ganzheitlicher Ansatz: Die Evolutionspädagogik betrachtet den Menschen als Ganzes und bezieht sowohl körperliche als auch geistige Aspekte in die pädagogische Arbeit ein, denn es wird davon ausgegangen, dass sich körperliche und geistige Entwicklung gegenseitig beeinflussen.
- Lernumfeld: Ein wesentlicher Bestandteil der Evolutionspädagogik ist die Schaffung eines unterstützenden und anregenden Lernumfelds, das auf die individuellen Entwicklungsbedürfnisse der Lernenden abgestimmt ist.
Die Evolutionspädagogik wurde von Ludwig Koneberg entwickelt, einem Lernberater nach eignen Aussagen als Gegenpol zur traditionellen Pädagogik, die seiner Meinung nach nicht genügend Lösungswege bei Lern- und Verhaltensproblemen sowie der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen bietet.. Koneberg, ein deutscher Pädagoge und Therapeut, gründete das Institut für Praktische Pädagogik (IPP) in München, wo er seine Konzepte und Methoden weiterentwickelte und verbreitete. Koneberg kombinierte seine Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen wie Pädagogik, Psychologie und Neurowissenschaften, um ein ganzheitliches pädagogisches Konzept zu schaffen, und wollte durch die Verbindung von evolutionären Entwicklungsstufen und gezielten Bewegungsübungen eine Methode entwickeln, die Menschen dabei hilft, ihre individuellen Entwicklungsblockaden zu überwinden und ihre natürlichen Potenziale zu entfalten. Konebergs Arbeit basiert auf der Idee, dass die menschliche Entwicklung in bestimmten evolutionären Stufen verläuft und dass diese Stufen durch spezifische Bewegungen und Übungen gefördert werden können. Dieser Ansatz hat sich in verschiedenen pädagogischen und therapeutischen Kontexten bewährt und wird heute in Schulen, Beratungsstellen und Therapiezentren angewendet.
Die Evolutionspädagogik – von den Protagonisten auch Praktische Pädagogik genannt – ist aus fachlicher Sicht eine ziemlich esoterisch angehauchte Version einer Lebensberatung besonders kritisch zu betrachten ist, dass man in nur zwei bis vier Sitzungen spontan und situationsbezogen reagieren und agieren lernen kann. Die Evolutionspädagogik wird seit 1990 gelehrt und soll eine moderne Form von Problemlösungsstrategien bieten, indem sie wie so viele dieser „Lehren“ neuste Erkenntnisse aus der Gehirnforschung mit dem Wissen über die Evolution und pädagogische Kinesiologie verbindet. Auf einer einschlägigen Seite findet man folgende kurze Beschreibung: „Unter Evolutionspädagogik versteht man einen ganzheitlichen Ansatz, der dazu eingesetzt wird, um verschiedene Probleme und Blockaden von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu beheben. Das Konzept baut sowohl auf der Evolutionstheorie von Charles Darwin als auch auf neuesten Erkenntnissen der Lern- und Gehirnforschung auf. Mittels verschiedensten und eintach umzusetzenden Bewegungsübungen werden Neuronenverbindungen im Gehirn verknüpft und aktiviert. Diese Vernetzungen führen zu Änderungen im Denken, Handeln und Verhalten.“
Die Wurzeln der Evolutionspädagogik
Die Evolutionspädagogik beruht dabei auf sieben Stufen der Evolution, die besagt, dass in der kindlichen Entwicklung die gesamte Evolution im Zeitraffer noch einmal abläuft (siehe dazu das umstrittene biogenetischen Grundgesetz von Ernst Häckel, nach dem in der Ontogenese Merkmale der Phylogenese sichtbar werden). Das Lernen des Kindes ist somit ein langsames Aufrichten, die von sieben Sicherheiten, die sieben Stufen der Evolution entsprechen, geprägt sind (s. u.). Auf jeder dieser Evolutionsstufen werden bestimmte Fähigkeiten ausgebildet, die den Grund für die weitere Entwicklung legen, wobei beim Fehlen einer dieser Stufen die Sicherheit fehlt und das Kind möglicherweise auffällige Verhaltensformen entwickelt, etwa Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten, Lernschwierigkeiten, Lernprobleme und Ängste. Jeder Mensch durchläuft somit von der Zeugung über die Schwangerschaft und Geburt bis zum dritten/vierten Lebensjahr eine von der Evolution festgelegte Abfolge von biologischen und motorischen Entwicklungsschritten, , wobei sich jeder Schritt auch im Gehirnaufbau über die Vernetzung von Nervenzellen widerspiegelt, sodass aus jedem Kind ein unverwechselbares Individuum entsteht. Die Evolutionspädagogik arbeitet dabei nicht an den Symptomen, sondern geht an die Ursachen, die nach Ansicht der Vertreter stressbesetzte oder unzureichende neuronale Verschaltungen im Gehirn sind. Nicht zuletzt beruft man sich auf das Modell von Charles Darwin, nach dem sich Bewegungsmuster und Reflexe vom Fisch über Amphibie, Reptil zu Säugetier, Affe, Urmensch bis hin zum heutigen modernen Menschen entwickeln, wobei jede Stufe für eine bestimmte Entwicklungskompetenz steht:
- Fisch — Urvertrauen — Vertrauenskompetenz
- Amphibie — Erlebnissicherheit — Innovationskompetenz
- Reptil — Körpersicherheit — Powerkompetenz
- Säugetier — Gefühlssicherheit — Emotionskompetenz
- Affe — Gruppensicherheit — Teamkompetenz
- Urmensch — Sprachsicherheit — Motivationskompetenz
- Mensch — Kommunikations- und Kooperationssicherheit — Universalkompetenz
Zentrale Lerninhalte
Die Evolutionspädagogik setzt sich nach einer neueren Quelle aus drei wesentlichen Lerninhalten zusammen: Die Evolutionspädagogik beschäftigt sich mit Übungen aus der pädagogischen Kinesiologie, der Gehirnkunde und der evolutiven Vergangenheit, die Menschen mit und in sich tragen. Daraus setzt sich eine sanfte und achtsame Methode zusammen, die nicht nur in der Vorschul- und Schulpädagogik angewendet werden kann, sondern auch der Talententdeckung und Förderung aller Altersstufen dient. Sie wird zur Konfliktlösung genauso eingesetzt, wie zur Bewältigung spezifischer Lebensprobleme. Nach einer Ausbildung in Evolutionspädagogik verfügt man über das Wissen und die Kompetenz, eine eigene pädagogische Beratungspraxis zu gründen und zu führen, wobei sie auch eine Zusatzqualifikation für alle pädagogischen Berufsgruppen (Inklusionsfachkräfte, Erzieherinnen, Lehrerinnen, Sozialpädagoginnen, etc.) sein sowie in der Jugend- und Erwachsenenarbeit eingesetzt werden kann.
Literatur
http://www.institut-pp.com/ (15-03-21)
http://www.evolutions-paedagogik.ch/ (15-03-21)
http://www.evo-bildungszentrum.de/ (15-03-21)