Die Musiktherapie als spezielle Form einer Kunsttherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der durch gezielten Einsatz von Musik eine therapeutische Wirkung erzielt werden soll. Musiktherapie dient meist der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung psychischer und körperlicher Gesundheit. In der rezeptiven Musiktherapie wird therapeutische Wirkung durch das Hören von Musik erzielt, während in der aktiven Musiktherapie der Klient zum Musizieren motiviert und dadurch therapiert wird.
Die Musiktherapie ist vor allem im stationär klinischen Bereich etabliert, wobei hier der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit eingesetzt wird. Bereits vor mehr als viertausend Jahren soll Musik als Heilungsmittel für Krankheiten eingesetzt worden sein und über die Jahrhunderte entwickelte sich das Konzept einer vor allem psychologischen Behandlung mit Musikelementen bis hin zur heutigen Wissenschaft der Musiktherapie. Diese ist heute im Wesentlichen eine praxisorientierte Disziplin, deren wissenschaftliche Grundlagen in enger Wechselbeziehung zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen stehen, insbesondere der Medizin, den Sozialwissenschaften, der Psychologie, der Musikwissenschaft und der Pädagogik. Sie wird heute etwa eingesetzt, um Schmerzen zu lindern, Erinnerungen wachzurufen, psychische Barrieren zu überwinden und um Kommunikation zu ermöglichen. Auch Neurowissenschaftler:innen und Evolutionsforscher:innen beschäftigen sich mittlerweile damit und versuchen, daran die Gehirnentwicklung des Menschen zu erklären.
Erste gezielte Einsätze der Musik als Therapieform gehen bereits auf das 19. Jahrhundert zurück, trotzdem hatte Musiktherapie lange im im medizinischen Kontext ein Rechtfertigungsproblem, denn für viele Mediziner ist sie nur eine Beschäftigungstherapie für ihre Patienten gewesen. Das liegt vor allem daran, dass man noch recht wenig darüber weiß, wie genau Musik auf den Körper und die Psyche wirkt. Auch in der Hirnforschung, die seit einigen Jahren ein spezielles Interesse an der Musik hat, gibt es bisher nur einzelne Anhaltspunkte, etwa dass Musik viele Hirnareale anspricht, denn Musik ist an vielen Stellen im Gehirn abgespeichert. Wenn über eine Melodie, die jemand singt, diese Netzwerke im Gehirn aktiviert werden, wird ein Rückgriff auf sehr alte Gedächtnisinhalte möglich. Das Hören von Musik erleichtert offenbar den Abruf episodischer Gedächtnisinhalte.
In der Musiktherapie wird z. B. versucht, über musikalische Rhythmen zu einer Harmonisierung der körperlichen Funktionen beizutragen, je nach Person oder Krankheitszustand wird dabei ein mehr aktivierender oder ein mehr beruhigender Impuls gegeben. In der Musiktherapie schaffen es etwa Parkinsonpatienten zu rhythmischen Klängen ihre Schritte wieder zu kontrollieren, autistische Kinder lernen neue Wörter, wenn sie gesungen werden, Demenzkranke erinnern sich an längst Vergessenes, wenn sie vertraute Melodien hören.
*** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Stefan Kölsch versucht Musik und Psychologie zusammenzubringen und hat über seine Erfahrungen ein Buch geschrieben: „Good Vibrations – Die heilende Kraft der Musik„. Musik ist seiner Meinung nach sehr tief in den Menschen verankert, wobei es keinen Bereich des Gehirns gibt, der nicht auch durch Musik beeinflusst werden kann. Kölsch stützt sich dabei auf Studien, bei denen man unter anderem den Herzschlag, die Hormone oder die Gehirnaktivität beim Musik-Machen oder -Hören untersucht hat. Dabei zeigte sich, dass Musik das Spaßnetzwerk im Gehirn aktivieren kann und dieses Netzwerk überlappt sich im Gehirn mit dem Schmerznetzwerk. Das bedeutet, wenn jemand unter Schmerzen leidet, und man es schafft, das Spaßnetzwerk gleichzeitig ein klein wenig zu aktivieren, dann werden dadurch die Schmerzen etwas weniger. Er empfiehlt konkret, sich beim Hören auf die musikalische Struktur des Stücks zu konzentrieren, bewusst zu hören, wie Phrasen anfangen, weitergesponnen werden und zu Ende gehen. Man sollte dabei auch hören, wie erwartet oder unerwartet sich die musikalischen Ereignisse anhören, was oft besonders gut funktioniert, wenn man die Melodie innerlich mitsingt, selbst wenn man das Stück gar nicht kennt.
Siehe auch Neurologische Musiktherapie.
Literatur
http://oe1.orf.at/artikel/640155 (17-12-14)