Ergophobie

Ergophobie ist die Angst vor Arbeit und stellt ein bedeutendes, wenn nicht sogar das beherrschende Vermittlungshemmnis arbeitsloser Menschen dar. Aus der Primärangst vor der Arbeit folgen sekundär weitere schwerwiegende gesundheitliche und psychische Beeinträchtigungen, die ebenfalls in Vermittlungshemmnissen münden, die es den Vermittlern auf dem Arbeitsmarkt zunehmend erschweren und manchmal sogar unmöglich machen, diese Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Hinter der Problematik der Angst vor Arbeit stehen häufig die angstauslösenden Faktoren in Betrieben und Unternehmen, also die Angst bei der Arbeit, da aus Angst bei der Arbeit sich zwangsläufig auch die Angst vor der Arbeit ergibt und eine Art von Angstkreislauf in Gang setzt. Schon der bloße Gedanke an eine Bewerbung oder ein Vorstellungsgespräch löst starke Panikattacken aus und blockiert somit die Handlungsebene.

Ein allen Phobien gemeinsames Element ist der Kontrollverlust, denn die Handlungsebene des Betroffenen gehorcht nicht mehr dem Verstand, ebenso ist die Wahrnehmung der Realität gestört. Die Angst vor Arbeit hat heute oft ihre Wurzeln in der Angst vor Mobbing. Mobbing bedeutet immer eine persönliche Kränkung des betroffenen Mitarbeiters und ist die systematische Ausgrenzung von Mitarbeitern durch Verachtung, Nichtbeachtung, Anschwärzung bei den Vorgesetzten, oder dadurch, dass schlecht hinter seinem Rücken über ihn geredet wird. Sie kann begründet sein durch eine von den Kollegen erkannte Inkompetenz oder besonders hohe Kompetenz, kann aber auch auf völlig subjektiven Gründen im Erscheinungsbild oder in der Persönlichkeit des Mitarbeiters beruhen. Die Angst betrifft sowohl Menschen, die schon einmal gemobbt wurden,, aber auch Menschen, die zum allerersten Mal mit Mobbing in Berührung kommen. Mobbing wird meist im Kollektiv betrieben und hat oft zur Folge, dass der Betroffene die Arbeit aus psychischen Gründen, die sich auch bald in körperlichen Symptomen äußert, aufgeben muss.

Auslöser können daher oft sehr weit in die Vergangenheit zurück liegen, wobei Ergophobiker oft als Drückeberger abgestempelt werden, denn die Gesellschaft unterstellt ihnen mangelnden Arbeitswillen und bezeichnet sie als Sozialschmarotzer. Daher gibt es eine hohe Dunkelziffer dieser Erkrankung, denn die meisten Betroffenen schweigen aus Scham und aus Angst vor einer sozialen Ausgrenzung, was auch das Finden und Annehmen von Hilfsangeboten oder Therapien verhindert.


Angst am Arbeitsplatz ist übrigens ein weit verbreitetes Phänomen, das verschiedene Formen annehmen kann und erhebliche Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden sowie die berufliche Leistungsfähigkeit hat. Die Psychologin Beate Muschalla (2021) identifiziert drei zentrale Formen von Angst im beruflichen Kontext: Sorgenangst, Arbeitsplatzphobie und soziale Angst. Sorgenangst beschreibt eine ständige gedankliche Beschäftigung mit möglichen Fehlern oder zukünftigen Problemen, wobei die Betroffenen oft unter einem chronischen inneren Druck stehen. Arbeitsplatzphobie äußert sich in körperlichen Panikreaktionen bereits bei der Vorstellung, zur Arbeit gehen zu müssen. Diese Form der Angst kann zu Vermeidungsverhalten bis hin zur völligen Arbeitsunfähigkeit führen. Soziale Angst wiederum betrifft die Interaktion mit anderen Menschen am Arbeitsplatz und kann sich als übermäßige Nervosität in Besprechungen, Vermeidung von Augenkontakt oder starke Selbstzweifel im Umgang mit Kolleginnen, Vorgesetzten oder Kunden zeigen. Solche Ängste sind häufig mit einem erhöhten Risiko für depressive Symptome, verminderte Arbeitszufriedenheit und erhöhte Fehlzeiten verbunden (Stangl, 2025).
Literatur
Muschalla, B. & Linden, M. (2013). Arbeitsplatzbezogene Ängste und Arbeitsplatzphobie: Phänomenologie, Diagnostik, Behandlung, Sozialmedizin. Kohlhammer. Muschalla, B. (2021). Angst im Job: Wie psychische Belastungen am Arbeitsplatz entstehen und was man dagegen tun kann. Springer.

Stangl, W. (2025, 21. Mai). Ängste am Arbeitsplatz. Psychologie-News.
https:// psychologie-news.stangl.eu/5832/aengste-am-arbeitsplatz.

http://www.merz-bau.de/images/angst_projektarbeit.pdf


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