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strukturbezogene Psychotherapie

    Bei der Behandlung von Menschen mit schweren Störungen der Selbststruktur – z. B. bei der Borderline-Störung – stößt die klassische Psychoanalyse an ihre Grenzen, denn strukturgeschädigte Menschen sind vielfach kaum zur selbstkritischen Reflexion fähig, sodass die analytische Standardbehandlung mit Deutungen, Übertragung und Gegenübertragung nur wenig Erfolg zeigt.

    Die strukturbezogene Psychotherapie vermittelt elementare Fähigkeiten, die es erlauben, unterschiedliche Krisen zu bewältigen, ohne Symptome entwickeln oder auf diese überschießend reagieren zu müssen.  Zu den Besonderheiten strukturbezogener Psychotherapie gehört zum Beispiel die Haltung des Therapeuten, sich ausdrücklich und bewusst hinter den Patienten zu stellen. Das bedeutet: die Sicht des Patienten zu teilen, seine Klagen aufzunehmen und emotional zu verarbeiten, sich für sein Leiden zu erbarmen, ihm „Hilfs-Ich-Funktionen“ zur Verfügung zu stellen, Schaden durch Vorsorge zu vermeiden und ihn als Mentor, Coach oder Elternersatz zu unterstützen. Außerdem gilt es, sich neben ihn zu stellen. Der Therapeut soll also die Aufmerksamkeit des Patienten für dessen Situation teilen und diese zusammen mit ihm wie ein Drittes untersuchen. Schließlich soll er sich auch dem Patienten gegenüberstellen. Hier ist gemeint, dass der Therapeut den Patienten spiegelt (ihm seine eigene Wahrnehmung zur Verfügung stellt und ihm sein Bild zurückgibt), dass er ihm antwortet (ihm also seine emotionale Resonanz zeigt), dass er sein eigenes Anderssein betont und dass er ihn konfrontiert (mit Aspekten der Realität und der eigenen Verantwortung). Dementsprechend spezifisch sind auch die eingesetzten Methoden (wie Anregungen zu psychischen Produktionen, klärende Fragen, Einladungen zur Selbstreflektion, antwortende Mitteilungen, spiegelnde Äußerungen, strukturierende Interventionen, aufzeigende und hypothesengeleitete Interventionen sowie eine Chronikführung für ihre Erfahrungen (vgl. Rudolf, 2006, S. 151).

    Literatur
    Rudolf, Gerd (2006). Strukturbezogene Psychotherapie. Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Störungen. Stuttgart: Schattauer.


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