Als geisteswissenschaftliche Pädagogik wird jene Pädagogik bezeichnet, die Erziehung und Bildung als geistig-kulturelles und geschichtliches Phänomen betrachtet und zu verstehen versucht. Die Erziehungswirklichkeit ist dabei immer das Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung, was bedeutet, dass man die Bedeutung einer Erziehungssituation nur dann verstehen kann, wenn man die Geschichte des Educanden und die Geschichte seines Umfelds mit einbezieht Die geisteswissenschaftliche Pädagogik grenzt sich dabei von normativen Wissenschaften ab, wobei die grundlegende Erkenntnismethode der geisteswissenschaftlichen Pädagogik die Hermeneutik darstellt. Die geisteswissenschaftliche Pädagogik geht auch nicht von vorgegebenen Glaubenssetzungen oder Wertesystemen aus, sondern versucht eine relativ eigenständige Wissenschaft aus der geschichtlichen Erfahrung heraus zu begründen. Durch das Primat der Praxis wird eine pädagogische Theorie stets neu aus der pädagogischen Praxis hervorgehend und als reflexive Instanz verstanden, da man als Erzieher individuellen und
neuen Situationen nicht mit tradierten Theorien entgegenwirken kann.
Das hermeneutische Paradigma nach Wilhelm Dilthey betrachtet Erziehung als ein geistiges, kulturelles und geschichtliches Phänomen, d.h., sie versucht, ein Ereignis oder eine Situation der Erziehungswirklichkeit über den betreffenden übergeordneten Lebens- oder Sinnzusammenhang heraus zu deuten bzw. zu verstehen. Das Ziel besteht in der Auslegung und Interpretation von Informationen, um die Sinn- und Bedeutungszusammenhänge dieser Information zu erfassen und zu verstehen.
Siehe dazu Die Entstehung der Hermeneutik.