Wachtherapie bzw. Schlafentzug wurde als Therapie bei depressiven Erkrankungen eingeführt, da bei sechzig bis siebzig Prozent der Betroffenen der Schlafentzug eine deutliche positive Wirkung zeigt. Ein Schlafentzug bedeutet, dass man eine ganze Nacht nicht schläft und auch den folgenden Tag bis zur gewohnten Zeit wach bleibt. Nach einer durchwachten Nacht, d.h., nach einer vollständig durchwachten Nacht oder nach Wachbleiben in der 2. Nachthälfte, etwa ab 1.00 Uhr, zeigen viele der depressiven KlientInnen eine deutliche Besserung der Symptome. Besonders Betroffene mit melancholischer Depression, mit starken Tagesschwankungen und bei Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung sprechen auf eine Schlafentzugstherapie gut an. Meist wird diese Therapie in Kliniken in Gruppen durchgeführt, wobei in der Nacht die verschiedensten Aktivitäten (Spaziergänge, Spiele, Kochen usw.) unternommen werden, um die Langeweile zu unterdrücken.
Es gibt Hinweise, dass die Schlafzyklen am Morgen Depressionen verstärken können und durch den Schlafentzug diese Zyklen unterbrochen werden, wobei zusätzlich die gestörte Regulation des Schlafes günstig beeinflusst wird. Normalerweise wird der gesunde Schlaf nach dem Einschlafen nach einem Rhythmus von vier Stadien immer tiefer, wobei die letzte dieser Stadien der Tiefschlaf ist. Nach dieser kommt eine REM-Phase, die pro Nacht vier- bis sechsmal auftritt, die aber bei einem depressiven Menschen jedoch gestört ist, wobei sich bei manchen die erste REM-Phase früher einstellt, bei manchen diese Phasen sich mehr in die erste Hälfte der Nacht verschieben, während die Tiefschlafphasen sich verringern oder es zu einem häufigen nächtlichen Erwachen kommt.
Allerdings hält der positive Effekt normalerweise nur einen Tag lang an, doch eine Verlagerung der Schlafphasen nach einem Schlafentzug kann diesen Effekt jedoch stabilisieren, wenn nach ein bis zwei normalen Nächten ein Schlafentzug stattfindet. Vermutlich bringt das Wachbleiben den Hormonhaushalt und Botenstoffe im Gehirn in einen neuen Takt, jedoch nicht dauerhaft, denn nur bei etwa fünfzehn Prozent der Betroffenen hält der Effekt lange an, während die meisten schon nach dem nächsten Nachtschlaf zurück ins Tief fallen. Allerdings ist die persönliche Erfahrung, dass die Stimmung tatsächlich auch wieder besser sein kann, ist für die meisten Depressiven aufhellend, denn sie erkennen, dass sie ihre Erkrankung selbst beeinflussen können, was bei Medikamenten nicht der Fall ist. Eine an den Schlafentzug anschließende Vorverlagerung der Schlafphasen, die dann stufenweise wieder zurückverlagert wird, oder teilweise Schlafentzüge in der 2. Nachthälfte können vor einem möglichen Rückfall schützen.
Eine weitere Möglichkeit ist ein partieller Schlafentzug, die viele Depressive gerade in den Morgenstunden intensive REM-Phasen haben, sodass der Schlaf morgens ziemlich früh abgebrochen wird.
Literatur
http://www.depressionen-depression.net/behandlung-einer-depression/schlafentzug-wachtherapie.htm (11-12-11)