In den letzten Jahren wird Wissen in der Ausbildung immer mehr mit praktischen Anwendungen verknüpft, wobei häufig problemorientiertes Lernen im Mittelpunkt steht. Das entdeckende Lernen setzt ein vorgegebenes Problem mit einem Lösungsweg voraus, während beim forschenden Lernen der Lernende selbst die Problemlösungsstrategie entwickelt. Unter entdeckendes Lernen fallen z. B. fallbasiertes Lernen, Projektseminare und Planspiele. Beim problemorientierten Lernen geht es zunächst immer darum, eine Problemsituation zunächst zu verstehen und diese anschließend durch schlussfolgerndes und planendes Denken schrittweise zu verändern. Hauptziel einer solchen Strategie ist die selbstständige und auf Verständnis ausgerichtete Auseinandersetzung der Lernenden mit einem Problem.
Um Grundwissen zu vermitteln ist problemorientiertes Lernen wenig geeignet, jedoch können durch problemorientiertes Lernen Schlüsselkompetenzen näher gebracht werden, die auch die Motivation der Lernenden steigern. Probleme sind häufig die erfolgreichsten Anstifter, wenn es darum geht, die eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln, denn Menschen, denen die Lösung eines sie betreffenden Problems am Herzen liegt, setzen viel Energie und Mühe darein, eine Lösung zu finden. Bei der Lösung verspüren sie nicht nur ein Erfolgserlebnis, sondern haben in der Regel sowohl etwas über die Sache selbst als auch über die Methoden, wie man ein Problem lösen kann, gelernt. Auf diese Weise erwirbt man nicht nur Fachwissen, sondern gleichzeitig auch Kenntnisse über diverse Methoden, die die Lösung neuartiger Probleme erleichtern. Lernen lernen – also das Lernen, wie man lernt, rückt immer mehr in den Fokus gesellschaftlichen Interesses. Diese Form des Studierens hat zum Ziel, durch kontextuelles Lernen die Nachhaltigkeit des Gelernten und die Kompetenz der Lernenden zu fördern. Daher sind weitere Ziele die Stärkung des Gruppenverhaltens (Sozialkompetenz), der Selbstverantwortung und die Förderung der kommunikativen Fähigkeiten. Das problemorientierte Lernen lehnt sich stark an lernpsychologische sowie didaktische Erkenntnisse an, wonach Lernen, Memorieren und der Transfer von Wissen nicht allein von kognitiven Fertigkeiten eines Lernenden bestimmt werden, sondern die affektiven und psychomotorischen Aspekte der Person ebenso angesprochen werden müssen, um eine positive und dauerhafte Lernerfahrung zu erzeugen
Kurz zusammengefasst: Problembasiertes Lernen oder problemorientiertes Lernen ist eine studierendenzentrierte Lehr- und Lernform, bei der eine kleine Gruppe von Studierenden unter Aufsicht eines Tutors selbstständig ein Fallbeispiel bearbeitet. Problembasiertes Lernen geht nicht von einem genau vorgegebenen Sachkatalog aus, sondern definiert lediglich einen thematischen Rahmen und die generell zu erreichenden Ausbildungsziele – Detailinhalte sind nicht abschliessend vorgegeben. Inhalte werden von Jahr zu Jahr spiralförmig vertiefend aufgebaut, wobei je nach den für das Curriculum formulierten Zielvorstellungen unterschiedliche, sich jeweils gegenseitig ergänzende Unterrichtsformen eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Studierenden nicht linear von Dozierenden durch ihre Ausbildung geführt werden, sondern sich die detaillierten Lerninhalte in der Tutoratsgruppe und im Selbststudium selber erarbeiten müssen. Dadurch definieren sie ihre Lerngeschwindigkeit in bestimmtem Rahmen selber.
Siehe dazu auch Forschendes Lernen.
Literatur
Gräsel, C. & Mandl, H. (1999). Problemorientiertes Lernen in der. Methodenausbildung des Pädagogikstudiums. Empirische Pädagogik, 13, 371-391.