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Anschlussmotivation

    Das Anschlussmotiv kennzeichnet das Bedürfnis eines Menschen nach Vertrautwerden und Geselligsein mit anderen und den damit verbundenen Gefühlen von Zugehörigkeit und Geborgenheit. Unter Anschlussmotivation bzw. Affiliationsbedürfnis versteht man also in der Psychologie einerseits die Hoffnung auf Anschluss, also der Erwartung eines befriedigenden, positiven Kontakts zu anderen Menschen, und zum anderen die Furcht vor Zurückweisung, also der Befürchtung, von anderen Menschen nicht gemocht oder von ihnen gar zurückgewiesen zu werden. Menschen unterscheiden sich  auch in der Stärke ihrer Motive, sodass nicht alle Menschen gleich stark anschlussmotiviert sind, denn es gibt einerseits Menschen, denen nichts wichtiger erscheint als sich um positive Beziehungen zu anderen Menschen zu kümmern, während andere froh sind, im Alltag nichts mit Menschen zu tun zu haben. Das Anschlussmotiv wird aktiviert, wenn Menschen sich in Situationen befinden, in denen sie gesellige und vertraute Beziehungen herstellen können. Es stellen sich Affekte der Zugehörigkeit und Geborgenheit bei antizipierten positiven Beziehungen bzw. der Zurückweisung und des Ausgeschlossenseins bei antizipierten negativen Beziehungen ein. Diese Affekte bestimmen die zukünftigen Handlungen und führen wiederum zu einem Aufsuchen bzw. Vermeiden entsprechender situativer Anreize.

    Auf Grund der überlebensnotwendigen Funktion sozialer Beziehungen entwickelte sich bei Menschen daher ein angeborenes Bedürfnis nach Zugehörigkeit, wobei dieses fundamentale Motiv, von anderen Menschen akzeptiert und anerkannt zu werden, auch Einfluss auf Kognition, Emotion und Verhalten hat. Menschen unterscheiden sich bekanntlich auch in der Stärke ihrer Motive, sodass nicht alle Menschen gleich stark anschlussmotiviert sind, denn es gibt einige, denen nichts wichtiger erscheint als sich um positive Beziehungen zu anderen Menschen zu kümmern, während andere froh sind, im Alltag nichts mit Menschen zu tun zu haben. Auch gibt es Unterschiede hinsichtlich der relativen Stärke der oben genannten Komponenten des Anschlussmotivs, denn manche Personen sind beim Kontakt mit anderen eher hoffnungsmotiviert, während andere eher furchtmotiviert im Umgang mit anderen Menschen sind.

    Nach Deci & Ryan (1993) hat der Mensch die natürliche Tendenz hat, sich die Regulationsmechanismen der sozialen Welt (unbewusst) zu eigen zu machen, um sich mit anderen Personen verbunden zu fühlen und Mitglied der sozialen Welt zu werden. Im Bemühen, sich mit anderen Personen verbunden zu fühlen und gleichzeitig die eigenen Handlungen autonom zu bestimmen, übernimmt und integriert die Person also Ziele und Verhaltensnormen in das eigene Selbstkonzept. Voraussetzungen dafür sind Angebote und Anforderungen in einem akzeptierten Milieu, das die entsprechenden Verhaltenstendenzen verstärkt. Der Mensch strebt also danach, etwas zu bewirken und sich dabei als wirksam und in der Folge als kompetent zu erleben. Er hat zudem den Drang, mit anderen verbunden zu sein und von diesen akzeptiert und anerkannt zu werden. Und schließlich will er sich mit und in seinem Tun als kohärent erleben und das Gefühl haben, das eigene Handeln selbst bestimmen zu können. Jedes dieser drei grundlegenden Bedürfnisse muss zumindest auf einem minimalen Niveau erfüllt werden, damit sich eine Person mit ihren Stärken entwickeln, sich wohl fühlen und so etwas wie ein Selbst aufbauen kann.

    Literatur

    Deci, E. & Ryan, R. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39, 223-238.


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