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Korrumpierungseffekt

    Der Korrumpierungseffekt beschreibt den beinahe paradoxen Effekt, dass äußere Anreize  eine innere Motivation schwächen oder gar zerstören können.  Zwar können intrinsische und extrinsische Motivationen grundsätzlich nebeneinander wirksam sein, d.h., etwa wenn jemand gerne seine Arbeit verrichtet, obwohl er dafür Geld bekommt. Bekommt man aber für etwas, das man bisher freiwillig und gern getan hat, plötzlich eine größere Belohnung, so bewertet man diese Tätigkeit auf einmal neu, und diese äußere Belohnung korrumpiert nun die eigene Bewertung der Situation, sodass man die Freude an der Aufgabe verliert und man sich im Lauf der Zeit immer stärker darauf fokussiert, eine Belohnung zu bekommen, als darauf, dass man Freude an der Tätigkeit hat.

    Der Korrumpierungseffekt tritt immer dann auf, wenn ein externer Anreiz die intrinsische Motivation eines Menschen reduziert, ein Verhalten auszuführen oder an einer Aktivität teilzunehmen. Man hat dabei herausgefunden, dass bei der Vergabe von extrinsischen Belohnungen, wie Geld oder Preisen für Handlungen, die Menschen bereits an sich als lohnend empfinden, diese in der Folge weniger internal motiviert sind.

    In einem Experiment (Lepper et al., 1982) mit Kindern zeigte sich, dass Kinder, die für die Erledigung einer Aufgabe, die ihnen an und für sich Spaß machte, mit Geld belohnt werden, deutlich schlechter motiviert sind und eine schlechtere Leistung erbringen als Kinder, die nicht belohnt wurden.

    Förderung der Lernmotivation RheinbergUnter dem Titel „Zerstört Verstärkung die „intrinsische Motivation„?“ fasst Christoph Bördlein, der schon das Konzept der intrinsischen Motivation als widersprüchlich bzw. teilweise unlogisch empfindet, die zahlreichen Forschungsergebnisse zusammen und schreibt: „Die empirische Forschung liefert bei kritischer Betrachtung keinen eindeutigen Beleg für den behaupteten Effekt. Ein Großteil der Forschung krankt zudem an methodischen Schwächen. Gegenteilige Befunde, die zeigen, dass „externe“ Verstärkung auch ein Verhalten, das zuvor schon mit einer hohen Rate auftrat, noch weiter stärkt oder zumindest nicht schwächt, gibt es dagegen zuhauf. Die etwaigen negativen Nebeneffekte eines unreflektierten Einsatzes von „Belohnungen“ lassen sich durch die Berücksichtigung grundlegender verhaltensanalytischer Prinzipien des Verstärkereinsatzes leicht vermeiden.“

    Literatur

    Bördlein, Christoph (2005). Zerstört Verstärkung die „intrinsische Motivation“? WWW: http://www.verhalten.org/grundlagen/intrinsisch.html (05-11-06)<
    Lepper, M. R., Sagotsky, G., Dafoe, J. L., & Greene, D. (1982). Consequences of superfluous social constraints: Effects on young children’s social inferences and subsequent intrinsic interest. Journal of Personality and Social Psychology, 42, 51-64.
    Stangl, W. (2019). Stichwort: ‚Overjustification Effect‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
    WWW: https://lexikon.stangl.eu/722/overjustification-effect/ (2019-10-27)
    Stangl, W. (2024, 26. Jänner). Lernmotive und Lernmotivation. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/Lernmotivation.shtml

     


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