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Impulskontrolle

    Unter Impulskontrolle versteht man in der Psychologie die bewusste und erwünschte Kontrolle der eigenen Gefühle und Affekte. Impulsivität kann als eine Reihe unerwarteter, exzessiver und mehr oder weniger unvernünftiger Reaktionen definiert werden, die Menschen in einer Situation zeigen können, in der es um die Erfüllung eines Bedürfnisses geht.  Nicht jedes impulsive Verhalten weist dabei auf ein psychisches Problem hin. Eine Störung der Impulskontrolle ist dadurch definiert, dass ein Mensch unter einem unangenehmen Spannungszustand leidet und diesen mit impulsivem Verhalten aufzulösen versucht, wobei sich die Handlungen meist unmotiviert wiederholen und nicht vollständig willentlich kontrolliert werde können. Meist wird das impulsive Verhalten zwanghaft und automatisiert ausgeführt, sodass es sich bei einer Impulskontrollstörung auch um eine Volitionsstörung handelt und die Beherrschung des jeweiligen impulsiven Verhaltens unmöglich ist. Die Bandbreite der Handlungen reicht vom Nägelkauen, Diebstahl, Brandstiftung, Selbstverletzungen bis zu sexuellen Handlungen. Bei einer Störung der Impulskontrolle ist sich der Betroffene seines Verhaltens bewusst, wodurch häufig ein hoher Leidensdruck entsteht.

    Impulskontrolle spielt im Resilienzmodell eine wichtige Rolle, denn resiliente Menschen sind in der Lage, auch in Drucksituationen ihre ersten Impulse effektiv zu steuern. Im Zusammenhang mit Resilienz bedeutet Impulskontrolle die Konzentration und Achtsamkeit im Umgang mit gestellten Aufgaben und das konsequente Verfolgen von Handlungszielen. Im Alltag ist die Impulskontrolle vor allem dann bedeutsam, wenn es um die Erledigung von eher unangenehmen Aufgaben geht, die im Alltag eines jeden Menschen anzutreffen sind, und die negative Spannungszustände auslösen.

    Ein als Präimpulskontrolle bezeichneter Mechanismus hilft Menschen, laute Geräusche richtig einzuschätzen und angemessen darauf zu reagieren. So ist eine Schreckreaktion im Lesesaal einer Bibliothek angemessen, wenn plötzlich jemand aufschreit, doch inmitten der Menschenmasse eines Heavy-Metal-Festivals wird beim gleichen Geräusch niemand auch nur mit der Wimper zucken, d. h., man hat gelernt, solchen Lärm in dieser Umgebung als normal einzustufen. Bei vielen psychischen Erkrankungen ist diese Fähigkeit gestört, sodass es zu überschießenden Reaktionen kommt. Nach neuesten Untersuchungen vermutet man, dass dabei ringförmige Micro-RNAs im Gehirn verantwortlich sein könnten, die die Weiterleitung von Reizen stören, sodass Lernvorgänge, wie sie für die Präimpulskontrolle notwendig sind, nicht mehr wie gewohnt ablaufen können.

    Sitz der Impulskontrolle im Gehirn

    Berger et al. (2022) haben nun untersucht, welche Gehirnstrukturen mit der Entwicklung dieser wichtigen Fähigkeit zusammenhängen, indem sie mithilfe eines multimodalen Ansatzes ausgeprägte Verhaltensverbesserungen (Marshmallow-Test) in verschiedenen Bereichen der hemmenden Kontrolle bei 3- und 4-Jährigen in Beziehung zu strukturellen Indizes für die Reifung des sich entwickelnden Gehirns setzten. Die Ergebnisse zeigen, dass die kortikale und subkortikale Struktur von Kernregionen des kognitiven Kontrollnetzwerks von Erwachsenen, einschließlich des präfrontalen Cortex, des Thalamus und der inferioren parietalen Kortizes, mit der frühen inhibitorischen Funktion bei Vorschulkindern in Verbindung steht.
    Mithilfe eines multimodalen Ansatzes, der Analysen der kortikalen Oberflächenstruktur, der subkortikalen Strukturen und der Konnektivität der weißen Substanz kombiniert, zeigen diese Ergebnisse die strukturellen Hirnnetzwerke und die Konnektivität im Zusammenhang mit dieser zentralen Fähigkeit der menschlichen Kognition. Bemerkenswert an den Ergebnissen ist, dass diese Assoziationen mit der Hirnstruktur für verschiedene Facetten der frühen Hemmungskontrolle, die oft als motivationale (heiße) und kognitive (kalte) Hemmungskontrolle bezeichnet werden, unterschiedlich waren. Für die Kontrolle „heißer“, emotionsträchtiger Impulse spielten nämlich Stirnhirn und Scheitellappen bei den Kindern eine geringere Rolle, vielmehr war dafür das Volumen der rechten Thalamushälfte und die Reifung des Gyrus supramarginalis entscheidend, der eng mit der Aufmerksamkeitssteuerung verknüpft ist. Diese Ergebnisse offenbaren somit die strukturellen Gehirnnetzwerke und die Konnektivität, die mit der Entstehung dieser zentralen Fähigkeit der menschlichen Kognition zusammenhängen.

    Literatur

    Berger, Philipp, Friederici, Angela D. & Grosse Wiesmann, Charlotte (2022). Maturational indices of the cognitive control network are associated with inhibitory control in early childhood. The Journal of Neuroscience, doi:10.1523/JNEUROSCI.2235-21.2022.
    Stangl, W. (2022, 25. Juli). Gehirnnetzwerke zur Impulskontrolle. Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/4262/gehirnnetzwerke-zur-impulskontrolle
    http://www.tagesspiegel.de/wissen/genforschung-der-mensch-denkt-in-kringeln/20223152.html (17-08-22)


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    Ein Gedanke zu „Impulskontrolle“

    1. Psychotherapeut

      Ein Psychotherapeut empfiehlt übrigens unter anderem Folgendes, um sich aus Spannungszuständen zu befreien:
      ein Eisgelkissen in den Nacken oder auf die Stirn legen
      laute Musik hören
      eiskaltes Duschen
      einfach Schreien
      Muskeln anspannen und loslassen
      Krafttraining machen
      Ammoniak oder an Stinkerkäse riechen
      Knoblauch roh essen
      frischen Zitronensaft trinken
      scharfe Zahnpasta in den Mund nehmen
      Chillischoten kauen
      Liegestütz machen
      Brennnesselsalbe auf den Unterarm streichen

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