Als Neurasthenie oder Erschöpfungssyndrom oder chronic fatigue syndrom (CFS) bezeichnet man in der Psychologie eine Erschöpfung oder Schwäche, die durch Stress und Überarbeitung oder sonstige äußere Einflüsse ausgelöst wird. Menschen, die unter einer chronischen Erschöpfung leiden, sind nicht mehr den Anforderungen im Beruf, in der Partnerschaft oder Familie gewachsen, da sie nur noch über wenig Energiereserven verfügen. Laut Pschyrembel äußert sich Neurasthenie durch anhaltende Klagen über mangelnde Belastbarkeit und gesteigerte Ermüdbarkeit oder körperliche Schwäche und Erschöpfung, häufig begleitet von Kopfschmerz, Gliederschmerzen, Muskelverspannungen, Unfähigkeit zu entspannen. Als alternative Erklärungen werden dabei die Angststörung, Depression und das Burnout-Syndrom genannt.
Das Erschöpfungssyndrom ist gekennzeichnet durch folgende Kriterien:
- Bereits nach geringer geistiger oder körperlicher Anstrengung bei alltäglichen Arbeiten kommt es zu einem anhaltenden und quälenden Erschöpfungsgefühl.
- Betroffene benötigen über den normalen Zeitraum hinaus, um sich von Anstrengungen zu erholen.
- Die Probleme bestehen seit mindestens drei Monaten.
Medizinisch gilt das chronische Erschöpfungssyndrom als Multsystemerkrankung, wobei vor allem das Nerven- und auch das Immunsystem betroffen sind. Die Betroffenen klagen über eine massive geistige und körperliche Erschöpfung und Müdigkeit, die sich nicht durch eine bekannte körperliche Ursache oder spezifische psychische Störung erklären lassen.
Die Ursachen für das CFS-Syndrom sind nicht geklärt, wobei es aber eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren relevant zu sein scheint. In der Regel beginnt die Erkrankung nach viralen oder bakteriellen Infektionen, auch nach SARS-Cov-2-Infektionen als eine von vielen Long-Covid-Erscheinungen.
Neben den genannten Symptomen weisen die Betroffenen noch verschiedenste weitere Beschwerden auf, wobei es für diese fatal ist, dass sich die Symptomatik nicht alleine durch Schonung bessert. Die Vielschichtigkeit der Erkrankung wird zudem in den internationalen CFS-Kriterien abgebildet.
Die Symptomkonstellation bleibt noch Monate nach einer Infektion bestehe, wobei Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszustände, Kopfschmerzen, Sensibilitätsstörungen und Depressionen auftreten können. Gerade diese Heterogenität der Symptome stelle die Forschung und die Entwicklung von Behandlungsansätzen vor enorme Herausforderungen.
Der Begriff Neurasthenie (griechisch „neuron“ für Nerv und „astheneía“ für kraftlos und schwach; also Nervenschwäche) wurde ab 1880 durch den New Yorker Nervenarzt George M. Beard bekannt und war zu dieser Zeit eine häufige Diagnose, ähnlich der Hysterie (von altgriechisch „hystéra“ für Gebärmutter), die vor allem bei Frauen festgestellt wurde. Die Neurasthenie wurde vielfach mit Fernwirkungen der elektrischen Revolution jener Zeit in Verbindung gebracht, ähnlich wie heute Burnout mit der elektronischen Revolution, der Reizüberflutung durch das Internet und der ständigen Erreichbarkeit über das Mobiltelefon. Als weitere Ursache galt in der zeitgenössischen Literatur das Hetzen und Jagen des modernen Wirtschaftslebens, wobei auch sexuelle Frustrationen stark im Spiel waren, was etwa Sigmund Freuds Fixierung auf sexuelle Ursprünge der Neurosen erklärt.