Der französische Ingenieur Maximilian Ringelmann entdeckte Ende des 19. Jahrhunderts in einem Versuch, bei dem Menschen an einem Seil ziehen sollten, das Phänomen des sozialen Faulenzens, denn die Zugkraft nahm je Teammitglied ab, je größer die Gruppe wurde. In dem Experiment, bei dem Studierende einzeln oder in Gruppen an einem Tau ziehen sollten, entdeckte er, dass die Kraft, mit der am Tau gezogen wurde, nicht proportional mit der Anzahl der Personen anstieg, was bei einem gleichbleibendem Kraftaufwand pro Studierenden aber der Fall hätte sein müssen. So zog eine Person etwa im Durchschnitt 63 Kilogramm, drei aber nur noch 160 Kilogramm und acht sogar nur noch 248 Kilogramm. Je mehr Personen also gleichzeitig am Tau gezogen haben, desto weniger hatte sich das einzelne Individuum angestrengt
Teams fördern also seiner Meinung nach Drückebergertum, indem mit steigender Anzahl der Gruppenmitglieder die Leistung des Einzelnen sinkt. Man hält es für eines der ersten sozialpsychologischen Experimente zur Leistungsfähigkeit von Menschen in Gruppen.
Allerdings ist beim Ringelmann-Effekt unklar, ob der Leistungsabfall in der Gruppe durch den Motivationsverlust herrührt oder durch die fehlende bzw. mangelnde Koordination der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. Bei späteren Überprüfungen des Ringelmann-Effekts bestätigte sich bei Tauziehversuchen eine reduzierte Kraft der einzelnen Personen mit steigender Gruppengröße, die aber auf Grund problematischen Experimentaldesigns nicht immer eindeutig einer der beiden Erklärungsmöglichkeiten zuordenbar war.
Siehe auch den Numbers-Effekt
Literatur
Ingham, A.G., Levinger, G., Graves, J. and Peckham, V. (1974). The Ringelmann Effect: Studies of group size and group performance. Journal of Experimental Social Psychology, 10, 371–384.
Stangl, W. (1998). Lernen in Gruppen.
WWW: https://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/Gruppenlernen.shtml (98-02-05)