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differentielle Psychologie

    Während sich die Allgemeine Psychologie mit den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Erlebens und Verhaltens beschäftigt, kann man dennoch beobachten, dass Menschen auch in gleichen Situationen unterschiedlich reagieren. Diese interindividuellen Unterschiede im Verhalten sind Gegenstand der Differentiellen Psychologie und Persönlichkeitspsychologie. Angenommen wird dabei, dass menschliches Verhalten innerhalb einer Person (d.h. intraindividuell) eine gewisse Konsistenz über verschiedene Situationen hinweg zeigt. Eine Person, die bei Parties eher ruhig und schüchtern ist, und sich im Hintergrund hält, wird im allgemeinen auch bei Seminaren nicht besonders aus sich herausgehen.Die Differentielle und Persönlichkeitspsychologie hat demnach Antworten auf Fragen, die sich mit Unterschieden zwischen Menschen, mit interindividuellen Unterschieden, also letztlich mit Persönlichkeitsunterschieden befassen: Warum sind manche Menschen klüger als andere? Warum sind manche Menschen auch unter Stress so fröhlich und gelassen? Warum haben manche Menschen so viel Angst vor einer wichtigen Prüfung und andere nicht? Und warum sind manche Menschen so egoistisch, kalt und gefühllos? Gibt es wirklich signifikante Geschlechtsunterschiede bei psychischen Merkmalen wie zum Beispiel dem räumlichen Vorstellungsvermögen? Wie vererbt sich Intelligenz?

    Die differentielle Psychologie beschäftigt sich daher mit der Erforschung individueller Unterschiede von Menschen und geht der Frage nach, wie die Unterschiede zwischen Menschen im Denken, Fühlen, Erleben und Verhalten beschrieben und erklärt werden können. Um diese Unterschiede zu beschreiben und zu erklären, spielen z.B. Bedürfnisse, Interessen, Einstellungen, Fähigkeiten sowie Temperaments- und Persönlichkeitsmerkmale, aber auch morphologische (z.B. Größe und Gewicht) und physiologische (z.B. Pulsschlag, Blutdruck) Merkmale eine Rolle. In diesem Fach erforscht man auch, dass und in welchem Ausmaß solche interindividuellen Unterschiede wichtige Kriterien wie beruflichen Erfolg und Beziehungszufriedenheit oder Gesundheit und Wohlbefinden vorhersagen. Wir wissen heute, dass solche Persönlichkeitsunterschiede durch das Zusammenspiel von Umwelteinflüssen (Sozialisation, Kultur) und biologischen, insbesondere (molekular-)genetischen Voraussetzungen entstehen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Frage, wie Persönlichkeitsunterschiede und situative Bedingungen zusammenwirken und das Erleben und Verhalten von Menschen beeinflussen.

    1. Definition
    „Der von W. STERN (1911) eingeführte Name stellt diese Teilgebiete der Psychol. der sog. Allgemeinen Psychologie in dem Sinn gegenüber, daß in ihm die Abhängigkeiten des Erlebens und Verhaltens vom jeweiligen Zustand (z. B. Einstellung) von den zeitlichen relativ stabilen Merkmalen (Eigenschaften, Fähigkeiten) und von der sozialen Stellung (Klassenzugehörigkeit) des Individuums untersucht wird“ (Hofstätter, 1970, S. 304).

    2. Definition
    „Persönlichkeitspsychologie zielt darauf, Individuen in ihrer Einzigartigkeit zu erfassen. Diese Zielsetzung schließt den Versuch ein, Individuen voneinander abzuheben. Um diesen Aspekt herauszustellen, wird die Disziplin auch „Differentielle Psychologie“ genannt. Die Bezeichnung hat Stern geprägt (1900). Zwischen Individuen, meist Gruppen von Individuen – etwa Frauen und Männer, Introvertierten und Extrovertierten – werden gesetzmäßige „Differenzen“ ermittelt und, wenn möglich, begründet“ (Fisseni, 1991, S. 10f).

    3. Definition
    „Die generelle Psychologie ist zwar grundlegend, aber einseitig, weil sie einen wichtigen Sachverhalt einklammert: die Variation des Seelischen. Wie das Leben findet sich auch das Seelische in den Verbesonderungen der Arten, Klassen und Individuen. Demnach muß in der Psychologie wie in der Biologie neben die allgemeine die besondere treten. Auf das menschliche Seelenleben eingeschränkt heißt das, daß auch seine typischen und individuellen Ausprägungen in die Forschung einzubeziehen sind. Die seelische Eigenart der Völker und Rassen, der Stände und Berufe, der Geschlechter und sonstigen Typen, nicht zuletzt die Wesensart des einzelnen Individuums. Als Bezeichnung für dieses wichtige Gebiet hat W. Stern vor Jahrzehnten den Begriff Differentielle Psychologie vorgeschlagen“ (Remplein, 1975, S. 16).

    4. Definition
    „Gegenstand der differentiellen Psychologie sind beobachtbare und geäußerte Unterschiede (Differenzen) im Verhalten und Erleben von Individuen und Gruppen. […] Die Differentielle Psychologie stellt die zur ® Allgemeinen Psychologie komplementären Forschungsrichtung dar. Diese hebt insbesondere auf die Entdeckung und Untersuchung statisch-durchschnittlich, allgemeingesetzlicher Verhaltensweisen des menschlichen Organismus und seiner Funktionen ab; die Differentielle Psychologie untersucht die individuelle Ausgeprägtheit und Variation des Verhaltens innerhalb konkreterer Lebenszusammenhänge. Von Bedeutung ist dabei die Auffassung, daß Individuen Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale in unterschiedlicher Ausgeprägtheit besitzen, so daß deren Erfassung und Beschreibung zur Repräsentation der Erlebens- und Verhaltensdifferenzen innerhalb oder zwischen Individuen dienen können“ (Grubitzsch & Rexilius, 1987, S.217).

    5. Definition
    „Differentielle Psychologie (= D.Ps.), Teilgebiet der Ps., das sich mit intra- und interindividuellen Unterschieden (Differenzen) im Verhalten und Erleben befasst. Sie beschreibt diese Unterschiede und untersucht deren Entstehungsbedingungen. Zusätzlich werden das quantitative bzw. qualitative Ausmaß und die Beeinflußbarkeit (durch Training, Umwelt, Substanzen etc.) dieser Differenzen untersucht. Dabei wird das Konstrukt der Persönlichkeit ® Persönlichkeitspsychologie Verwendet, an dem die inter- und intraindividuellen Unterschiede festgemacht werden können. Mit diesem Vorgehen ergänzt sie die Ergebnisse der ® Allgemeinen Psychologie, die auf die Erfassung von allgemeinen statistischen Gesetzmäßigkeiten ps. Geschehens ausgerichtet ist, indem sie die Individuellen Abweichungen von statistischen ® Gesetzmäßigkeiten (® Gesetz) zum Gegenstand hat. […]“ (Häcker & Stampf, 2004, S. 202).

    Literatur

    Fisseni, H. (1991). Persönlichkeitspsychologie. Auf der Suche nach einer Wissenschaft. Ein Theorienüberblick. Göttingen: Verlag Hogrefe.
    Grubitzsch S. & Rexilius G. (1987). Psychologische Grundbegriffe. Menschen und Gesellschaft in der Psychologie. Ein Handbuch. Reinbeck/Hamburg: Verlag Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.
    Häcker, H. & Stampf, K. (2004). Differentielle Psychologie. Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans-Huber.
    Hofstätter, P. R. (1970). Differentielle Psychologie. Rombach, H.(Hrsg.), Lexikon der Pädagogik 1. S. 304. Freiburg: Verlag Herder KG.
    Remplein, H. (1975). Psychologie der Persönlichkeit. Die Lehre von der individuellen und typischen Eigenart des Menschen. 7. Auflage. München: Verlag Ernst Reinhardt.
    Stangl, W. (2003, 9. Mai). Gegenstand der Differentiellen Psychologie und Persönlichkeitspsychologie. arbeitsblätter news.
    https:// arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/gegenstand-der-differentiellen-psychologie-und-personlichkeitspsychologie/.


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