Das Savant-Syndrom bezeichnet eine psychische Krankheit, die sich dadurch auszeichnet, dass ein Mensch mit einer an sich eingeschränkten geistigen Leistungsfähigkeit über eine ganz außergewöhnliche Begabung (Inselbegabung) verfügt, etwa im Rechnen oder Zeichnen. Der Ausdruck „Savant“ bedeutet „Wissende(r)“.
Ein Beispiel für das Saveant-Syndrom ist das fotografische Gedächtnis des Engländers Stephen Wiltshire, der dieses im detaillierten Nachzeichnen von Metropolen zeigt, die er nur kurze Zeit mit dem Hubschrauber überflogen hat. Eine halbe Stunde lang flog er über Tokyo, danach zeichnete er drei Tage lang die Ansicht der Stadt in Schwarz-Weiß auf einer rund zehn Meter langen Leinwand, mit exakten Straßenverläufen und maßstabsgetreu in kleinsten Einzelheiten aus dem Gedächtnis nach. Siehe dazu seine Webseite: http://www.stephenwiltshire.co.uk/
Es gibt übrigens viele Menschen, die im Sinne eines Savant in der Lage sind, sich detailliert an viele Ereignisse zu erinnern, ohne eine Behinderung aufzuweisen. Manche Hirnforscher nehmen das als einen Beleg dafür, dass alle Menschen diese Fähigkeiten haben, dass diese aber von ihrem Gehirn absichtlich unterdrückt würden, wobei man gewisse Unterdrückungsvorgänge, die man durch transkranielle Magnetstimulation ausschalten kann, gefunden hat. Man darf bei diesen Beobachtungen allerdings nicht außer Acht lassen, dass Vergessen nicht notwendigerweise mit vollständiger Auslöschung gleichzusetzen ist. Vergessen ist nämlich in vielen Fällen auch nur ein Auslagerungsprozess unterschwelligen Inputs vom Arbeitsspeicher des Bewusstseins auf eine passive Gedächtnisebene. Aus diesem unterbewussten Speicher kann man vergessen Geglaubtes bedarfsweise etwa mit Hilfe einer spontaner Assoziation wieder aufzutauchen lassen.
Das Savant-Syndrom wird manchmal fälschlicherweise mit dem Autismus gleichgesetzt. Bei Menschen mit Autismus ist übrigens der für das Vergessen zuständige molekulare Prozess im Gehirn häufig eingeschränkt, d. h., sie besitzen oft ein ausgeprägtes, memorierendes Gedächtnis. Dass sie nicht ausreichend vergessen können, macht ihr Gehirn unflexibel und wünschen sich verzweifelt, dass in ihrer Umgebung alles so bleibt, wie es ist, um das drohende beängstigende Chaos auf der kognitiven Ebene einzudämmen.