Zum Inhalt springen

Projektion

    Er wirft den Kopf zurück und spricht:
    „Wohin ich blicke, Lump und Wicht!“
    Doch in den Spiegel blickt er nicht.
    Theodor Storm

    Projektion ist ein psychischer Abwehrmechanismus und stammt aus der Psychoanalyse und beschreibt dem Vorgang, bei dem Menschen die eigenen bedrohlichen Impulse dadurch verbergen, dass sie diese anderen Menschen zuschreiben. Bei der Projektion werden psychische Inhalte, vor allem Affekte, Stimmungen und Impulse, aber auch Bewertungen anderen Personen zugeschrieben. Dabei handelt es sich um Inhalte des Selbst, wie sie in ihren bewussten und unbewussten Anteilen im Ich in der Selbstrepräsentanz auftreten, also Ich, Über -Ich und Es gemeinsam das Selbst darstellen, während in der Selbstrepräsentanz sich Erleben, Verhalten und Körperschema manifestieren.

    Projektion ist ganz allgemein die Verlagerung eines inneren Vorgangs nach außen und kommt metaphorisch aus der Photographie, denn es wird wie mit einer Laterna magica ein Bild, das sich die Seele gemacht hat, in die äußere Wirklichkeit wie auf eine Leinwand projiziert. Menschen deuten demnach alles um sich her nach den eigenen inneren Erfahrungen. Projektion ist ein tiefenpsychologisches Konzept und beschreibt, dass man anderen Menschen Eigenschaften, Schwächen oder Probleme zuschreibt, die man selbst offen oder versteckt in sich trägt. Wenn man etwa jemandem vorwirft, dass er egoistisch ist, obwohl man eigentlich selbst egoistisch ist. Wenn man projiziert, überträgt man also die eigenen Themen, Ängste oder Sorgen auf andere Menschen, wobei das Problem ist, dass man es im Normalfall nicht merkt. Umgangssprachlich findet man das von sich auf andere zu schließen in dem Sprichwort, der Schelm denkt wie er ist. Wer es zum Beispiel selbst nicht so genau mit der Wahrheit nimmt, der unterstellt auch anderen Menschen oft, dass sie nicht die Wahrheit sagen.

    Projektionen werden aber nicht nur in negativen Bereichen sichtbar, sondern wirken sich auch bei Positivem aus, etwa wenn man selber ausgestattet mit wenig Selbstvertrauen auf einen Menschen trifft, der ganz offensichtlich sehr seinen eigenen Fähigkeiten überzeugt ist. Dann kann es schnell passieren, dass man diesen Menschen angeberisch, überheblich und schließlich unsympathisch findet. Schließlich empfindet man es als unangenehm, wenn jemand offen Selbstvertrauen zeigt und sich selbst lobt, denn das ist nicht in Ordnung, da man sich das ja auch nicht erlaubt.

    Projektionen bei sich selbst zu erkennen ist manchmal extrem schwer, doch wenn man es schafft, die eigenen Projektionen aufzudecken, gewinnt man ein erstaunliches Stück Macht über das eigene Leben zurück. Von Projektion im engeren Sinn sollte man jedoch nur dann sprechen, wenn es sich um ein verdrängtes, unbewusstes Motiv handelt, das in andere hineingesehen wird.

    Ein zentrales Motiv der Projektion ist, etwas aus der inneren Welt zu entfernen, da es einen inneren Konflikt beseitigt, wenn jemand etwa seine eigene aggressive Stimmnungen, Affekte und Impulse, auf andere projiziert, weil er sich nicht aggressiv erleben möchte. Das Motiv kann aber auch das Bedürfnis sein, Vertrautheit herzustellen, d. h., man möchte den anderen ähnlich erleben, wie man sich selbst erlebt. In einem solchen Fall werden nicht Affekte, Stimmungen und Impulse unbewusst gehalten und einer anderen Person zugeschrieben, sondern Stimmnugen, Affekte und Impulse, die man von sich kennt, werden im anderen vermutet.

    Projektiven Tests liegt übrigens ein weiter gefasster Projektionsbegriff zugrunde.


    Kurioses: In einer Frauenzeitschrift fand sich eine sogenannte Projektions-Regel, die zeigen soll, welche Menschen einem nicht guttun. Anhand der sogenannten Projektions-Regel soll man erkennen können, ob es sich um ein akzeptables Verhalten handelt oder man sich eventuell doch lieber von dieser Person distanzieren sollte. Es heißt dort: „Als Projektion bezeichnet man in der Psychoanalytik vereinfacht das gleiche, was wir mit „von sich auf andere schließen” meint. Typisch menschlich ist, dass wir unsere eigenen Ängste, Wünsche, Sorgen und Absichten auch anderen unterstellen. Das passiert automatisch, ohne, dass wir darüber nachdenken oder es aktiv wollen. Teilweise sogar, ohne, dass wir uns unserer eigenen Gefühle bewusst sind. Dagegen können wir kaum etwas unternehmen – denn so selbstreflektiert kann ein Mensch kaum sein, dass er sich dieses Verhaltens dauerhaft bewusst ist und es auch noch verhindern kann. Das ist aber natürlich noch längst nichts Boshaftes! Problematisch wird es, wenn man sich bewusst macht, dass wir anhand dieser Regel eigentlich genau erkennen können, welche Absichten und Gefühle andere Menschen auf uns projizieren. Denn im Umkehrschluss bedeutet dies: Was andere uns unterstellen, basiert oft darauf, was sie selbst tun oder denken. Kommt also von einer Person in unserem Umkreis ständig nur Misstrauen, böse Unterstellungen, fühlt diese sich immer von Ihnen angegriffen und ähnliches, ist das kein gutes Zeichen. Sie sollten die Beziehung zu diesem Menschen genau im Auge behalten – denn vermutlich geht diese Person in erster Linie (mehr oder weniger bewusst) von sich selbst aus.“


    Literatur

    Zeitzuleben Newsletter vom 4. 12. 2011
    https://www.fuersie.de/psychologie/psychologie-die-projektions-regel-zeigt-welche-menschen-uns-nicht-guttun-9420.html (22-05-17)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Ein Gedanke zu „Projektion“

    1. maria redei

      kommt sehr gut hin und ist meist gut bis sehr gut verständlich. danke.

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert