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Pseudologia phantastica


    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind die Wahrheiten, mäßig entstellt.
    Georg Christoph Lichtenberg

    Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit.
    Komischerweise. Die glaubt niemand.
    Max Frisch

    Pseudologia phantastica bezeichnet in der Psychiatrie seit Anton Delbrück den Drang zum krankhaften Lügen und Übertreiben. Häufiger wird heute der Begriff pathologisches Lügen verwendet. Anton Delbrück hat für notorische Lügner in seinem Buch „Die pathologische Lüge und die psychisch abnormen Schwindler“ den Begriff des Pseudologen geprägt. Pseudologen sind meist Menschen, die nach außen hin sicher und selbstbewusst auftreten, im Inneren aber eher anlehnungsbedürftig und leer sind. Pseudologen fehlt es daher an Selbstwertgefühl, sodass er sich deshalb in eine Wunschwelt hineinsteigert, obwohl er durchaus ein vages Wissen um deren Irrealität aufrecht erhält. Der Pseudologe spielt seine Rolle oft sogar dann weiter, wenn er sich damit selber schadet. Schuldgefühle sind bei Pseudologen aber eher selten, denn sein Verhalten zielt auf narzisstischen Gewinn. Pseudologen schlüpfen dabei häufig in verschiedene Rollen, von denen sie sich Anerkennung und Zuwendung ihrer Mitmenschen erhoffen. Werden Pseudologen als Lügner entlarvt, brechen sie einfach den Kontakt zu diesen Menschen ab und wenden sich anderen zu. Pseudologen kommt dabei zugute, dass viele Menschen bereit sind, ihnen ihre oft phantastischen Geschichten zu glauben, denn es schmeichelt vielen, solche Menschen zu kennen, die Ungewöhnliches, Aufregendes oder auch Schlimmes erlebt haben. Die Anerkennung, die Pseudologen genießen, strahlt dabei nicht selten auf das Umfeld aus, das daher die aufgetischten Lügengeschichten gar nicht hinterfragen möchte. Schließlich setzt die Pseudologia fantastica immer zwei Menschen voraus: Den Lügner und den, der, der sich belügen lässt. Man findet daher nicht selten im Umfeld von Pseudologen Formen einer Co-Abhängigkeit. Im Übrigen zeigen fast alle Pseudologen eine ausgeprägte Fantasiebegabung, in manchen Fällen auch verbunden mit überdurchschnittlicher Intelligenz.

    Eine besondere Form der Pseudologie findet man bei Menschen mit hohem Sendungsbewusstsein für eine Idee, wie etwa bei religiösen oder pseudoreligiösen Fanatikern, die im Zusammenhang mit ihren Überzeugungen bei ihren Darstellungen von Geschehnissen maßlos übertreiben, wobei sie selbstbewusst davon überzeugt sind, bestimmte Ereignisse tatsächlich erlebt zu haben, obwohl sie so nie stattgefunden haben. In vielen Fällen geht es darum, die geringe Bedeutung der eigenen Person aufzuwerten.

    Die Ursachen der Pseudologie liegen oft in kindlichen Entbehrungen, die die Betroffenen mit Hilfe ihrer Lügengeschichten kompensieren wollen, wobei das Lügen oft einer seelischen Entlastung in Situationen dient, die der Pseudologe nicht anders bewältigen kann.

    Eine besondere Form der Pseudologia phantastica stellt das Münchhausen-Syndrom dar, bei dem der Betroffene körperliche Beschwerden erfindet und durch Lügen untermauert, um Aufmerksamkeit zu erhalten. In der modernen psychiatrischen Klassifikation ist die alte Bezeichnung als Symptom in der narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufgegangen.

    Siehe dazu auch Krankhaftes Lügen – Lügen als Krankheit. Dort heißt es unter anderem: Über die Anzahl der Pseudologen gibt es keine verlässlichen Zahlen, unter anderem auch deshalb, da die Pseudologia Fantastica in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) nicht als Einzelphänomen verzeichnet ist. Meist fehlt Pseudologen der Leidensdruck und eine deutliche Krankheitseinsicht, was eine Voraussetzung für eine Therapie ist.

    Kurioses: Bei dem Vergleich der Gehirnscans von drei Gruppen, 1. Erwachsenen, die wiederholt gelogen hatten, 2. Personen, die an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung litten, aber nicht besonders häufig logen, und 3. Menschen, die weder antisoziales Verhalten zeigten noch gewohnheitsmäßige Lügner waren, zeigte sich, dass die Lügner ein mindestens zwanzig Prozent größeres Volumen an Nervenfasern im präfrontalen Cortex hatten. Das lässt darauf schließen, dass die Gehirne notorischer Lügner stärker vernetzt sind, bzw. es ist möglich, dass sie zum Lügen prädestiniert sind, weil sie sich leichter Lügen ausdenken können. Eine Kausalität lässt sich daraus aber nicht ableiten 😉

    Kurioses zur Pseudologia

    In einem Frage-Antwort-Portal fand sich folgende amüsante Frage: „Leidet er evtl. an Pseudologia? Hallo Liebe Community, Ich habe ein kleines großes Problem! Ich habe im Vergangenen Dezember einen Menschen kennen gelernt am Anfang wa es ein Flirt das wurde aber meinerseits ganz schnell Vorbei Grund irgendwie hab ich das Gefühl das jedes 2 Wort was er sagt/schreibt gelogen ist! Ich erfuhr z.b. das diese Person an hiv ungewohlt erkrankte. Als ich ihn daraufhin Ansprach meinte er er würde an einer Schilddrüsenerkrankung leiden bis ich ihn dan irgendwann entlarvt habe ! Aber auch so sagt diese Person z.b. das sie mich immernoch gern hat aber zeigt es mir nie! Behauptete ma sie wäre von der mutter misshandelt worden deswegen wüsse sie nicht mehr was liebe, Gefühle usw sind ! Erlichkeit ist irgendwie ein großes Problem bei der Person hab ich das Gefühl könnte jetzt noch ne ganze Liste aufzählen! Z.b. ein großes Problem ist das diese Person immer behauptet an einem best.Tag vorbeizukommen aber immer zwei stunden vorher absagt mit richtigen Heldengeschichten! Ein beispieö mal : am moegen frag ich und was machst schönes am we?: da antwortet die Person: ach ne freundin kommr aus dee heimat übers Wochenende und heute treffe ich noch einen freund . Am Montag fragt man wie das wochenendw wa da komm aufeinmal nichts mejr mit freunde die über das we kamen o.ä. . Dieses Person behauptet zb. als chef in einem Bereich bei einem callCenter zu arbeiten. Rennt aber immer wie ein schlzmpibumpi rum also nicht Businessmäsig aktuell auch meinte diese Person gestern abend sie müsse heute nach Frankfurt am Main um 5 oder 6 mit ice fahren (angeblich wegeb dem callCenter ) schrieb mir um 20 uhr gute Nacht wa aber um 1:40 uhr das letzte ma on und pennt jetzt gemütlich! Ich meine da passt doch was nicht denn Eigentlich wollte diese Person auch mit Freunden feiern gehen und heute zu mir komm. Ich weis nicht viele sagen jetzt vielleicht ach der verarscht dich nur vergiss den einfach aba irgendwie hat man angsr ihn allein zu lassen ich meine ein mensch lügt doch nicht aus Spaß an der Freude so viel oder doch? Mh vielleicht kennt ja jemand einen Pseudologia und kann mir sagen ob das zu ihm passt hab mich zwa dran gewöhnt das er andauernd lügt egal um was es geht aber trz macht er ja auch mich n bisschen damit kaputt! Antwortet fleißig aba bitte nur hilfreiche Antworten! Euer ***“. Diese hier aus verständlichen Gründen nicht namentlich genannte Fragerin fand folgende Antwort: „Willkommen zu unserer heutigen Kochshow. Diesmal: Der Buchstabensalat, eingebettet in wenigen Satzzeichen an einem Hauch von Nix-Absätze! Man benötigt folgende Zutaten: Buchstaben aller Größen und Formen in unterschiedlichen Mengen, einige Satzzeichen zum abrunden und „Nix-Absätze“ Es ist ein sehr simples Rezept, welches je nach Menge der Buchstaben in wenigen Minuten zubereitet ist. Man werfe alle Buchstaben, die wenigen Satzzeichen und den Hauch von Nix-Absätze in einen Topf, schließe den Deckel und schüttelt dies auf Teufel komm raus. Dann einfach nur auf das virtuelle Backblech kleckern und fertig ist eine Textwand! Tadaa! So, um die Frage nach allen „guten“ Regeln dieser Plattform zu beantworten: Ob besagte Person, die wir alle nicht kennen, einen psychologischen „Hau mich“ hat, vermag nur der kleine Mann in der Glaskugel zu sagen. Da dieser aber gerade im Urlaub ist, fällt das flach. Eine andere Option wäre ein Mann (oder eine Frau) vom Fach, schimpft sich meist Psychologe. Die 3. Variante: Einfach mal betreffende Person fragen. Kurz zu Deiner Person: Es gibt auf unsere Welt viele Menschen, die der Selbstkasteiung frönen. Du scheinst eine dieser Personen zu sein. Sofern es Dir Freude bereitet, mache weiter. Wenn nicht, lass diesen Menschen sein eigenes, verschrobenes Leben leben und genieße Du Deines, wie Du es für richtig hälst. Freundliche Grüße ***.“


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