Das Rauchmelder-Prinzip beschreibt in der Psychologie die Tendenz des menschlichen Gefahrenwahrnehmungssystems, lieber zu oft als zu selten Alarm zu schlagen. Dieses Modell beruht auf der Annahme, dass es aus evolutionsbiologischer Sicht vorteilhafter ist, in unklaren oder potenziell bedrohlichen Situationen eine vorsichtige, angstgesteuerte Reaktion zu zeigen, auch wenn sich die Gefahr später als harmlos herausstellt.
Ein klassisches Beispiel ist das Rascheln im Gebüsch, das instinktiv als Hinweis auf ein Raubtier interpretiert wird, obwohl es sich auch um Wind oder ein kleines Tier handeln kann. Die Kosten eines Fehlalarms – also einer unbegründeten Angstreaktion – sind im Vergleich zu den potenziellen Folgen einer tatsächlichen Bedrohung deutlich geringer. Daher ist das System evolutionär darauf ausgelegt, eher überzuempfindlich zu reagieren. In der klinischen Psychologie wird dieses Prinzip unter anderem verwendet, um Angststörungen zu erklären, bei denen das psychische Alarmsystem übermäßig oft reagiert und bereits bei harmlosen Reizen intensive Angst oder Panik auslöst. Das Rauchmelder-Prinzip dient dabei als Modell, um Fehlalarme im emotionalen Bewertungssystem des Gehirns verständlich zu machen und therapeutisch zu adressieren (Nesse, 2005).
Literatur
Nesse, R. M. (2005). Natural selection and the regulation of defenses: A signal detection analysis of the smoke detector principle. Evolution and Human Behavior, 26(1), 88–105.