Sommervergessen

Sommervergessen – summer learning loss – bezeichnet den Lernrückschritt, den Schülerinnen und Schüler während der Sommerferien erleben, insbesondere in grundlegenden Bereichen wie Mathematik und Lesen. Während der unterrichtsfreien Zeit verlieren viele Kinder einen Teil der zuvor erworbenen Kompetenzen, da Lernroutinen aussetzen und schulische Inhalte nicht regelmäßig wiederholt werden. Studien zeigen, dass dieser Lernverlust je nach Fach unterschiedlich ausfällt: In der Mathematik ist der Rückschritt meist stärker als im Lesen, wobei sozioökonomische Unterschiede eine zentrale Rolle spielen. Kinder aus bildungsnahen Haushalten profitieren oft von fördernden Freizeitaktivitäten, während Kinder aus benachteiligten Familien stärker vom Sommervergessen betroffen sind (Cooper et al., 1996; Kuhfeld & Tarasawa, 2020). Langfristig kann das Sommervergessen zu einer wachsenden Bildungsungleichheit beitragen, weshalb bildungspolitisch über Sommerprogramme oder kompensierende Maßnahmen diskutiert wird. Siehe dazu auch den Begriff Ferieneffekt.

ferien-effektAnmerkung: Sommervergessen bezeichnet auch ein allgemeines Phänomen, bei dem Menschen insbesondere in den Sommermonaten eine subjektive Zunahme von Vergesslichkeit oder kognitiver Unaufmerksamkeit erleben. Dieses Erleben kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, etwa auf Hitzeeinwirkung, veränderte Tagesrhythmen während der Urlaubszeit oder eine allgemeine kognitive Entlastung im Kontrast zum Alltag. Studien zeigen, dass hohe Temperaturen die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können, insbesondere das Arbeitsgedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit (Gaoua, 2010). Auch eine veränderte Schlafqualität durch warme Nächte kann zu Beeinträchtigungen des Gedächtnisses führen.

Sommervergessen ist übrigens kein klinischer Begriff, sondern beschreibt eher ein alltagspsychologisches Erleben, das gelegentlich mit saisonalen Stimmungsschwankungen oder veränderten Routinen assoziiert ist. In der Literatur ist dieses Konzept bislang kaum systematisch untersucht, wird jedoch vereinzelt in populärwissenschaftlichen Kontexten aufgegriffen.

Literatur

Cooper, H., Nye, B., Charlton, K., Lindsay, J. & Greathouse, S. (1996). The effects of summer vacation on achievement test scores: A narrative and meta-analytic review. Review of Educational Research, 66, 227–268.
Gaoua, N. (2010). Cognitive function in hot environments: A question of methodology. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 20(Suppl. 3), 60–70.
Okamoto-Mizuno, K. & Mizuno, K. (2012). Effects of thermal environment on sleep and circadian rhythm. Journal of Physiological Anthropology, 31, 14.


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