Eine Querschnittsstudie ist ein Forschungsdesign in der Psychologie und anderen Sozialwissenschaften, bei dem Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben werden, um Zusammenhänge zwischen Variablen innerhalb einer Population zu analysieren. Dieses Design ist insbesondere nützlich, um den aktuellen Zustand einer bestimmten Gruppe von Personen hinsichtlich bestimmter Merkmale, Verhaltensweisen oder Einstellungen zu beschreiben. Die Erhebung erfolgt in der Regel einmalig, im Gegensatz zu Längsschnittstudien, bei denen Daten über einen längeren Zeitraum hinweg gesammelt werden, um Veränderungen oder Entwicklungen zu untersuchen. In einer Querschnittsstudie werden typischerweise viele verschiedene Personen gleichzeitig befragt oder untersucht, wobei alle Teilnehmenden unterschiedliche Ausprägungen der interessierenden Variablen aufweisen können.
Die Stärke dieses Studiendesigns liegt vor allem in seiner Effizienz: Da Daten nur zu einem einzigen Zeitpunkt erhoben werden, lassen sich relativ schnell und mit vergleichsweise geringem Ressourcenaufwand große Stichproben untersuchen. Dies macht Querschnittsstudien besonders attraktiv für explorative Untersuchungen und die Identifikation möglicher Zusammenhänge, etwa zwischen psychologischen Merkmalen wie Stress und Schlafqualität oder zwischen soziodemografischen Faktoren und psychischem Wohlbefinden. Allerdings ist die Aussagekraft hinsichtlich kausaler Beziehungen stark eingeschränkt. Da Ursache und Wirkung nicht voneinander getrennt werden können – es ist unklar, ob beispielsweise ein erhöhter Stress Schlafprobleme verursacht oder umgekehrt –, ist Vorsicht bei der Interpretation erforderlich. Zudem können Querschnittsdaten durch sogenannte Kohorteneffekte verzerrt sein. Diese entstehen, wenn unterschiedliche Altersgruppen aufgrund unterschiedlicher historischer, sozialer oder kultureller Erfahrungen voneinander abweichen, was besonders bei Studien relevant ist, die Unterschiede zwischen Altersgruppen untersuchen.
Trotz dieser Limitationen bleibt die Querschnittsstudie ein zentrales methodisches Werkzeug in der psychologischen Forschung, insbesondere in Bereichen wie der Epidemiologie, der Klinischen Psychologie oder der Gesundheitspsychologie. Sie ermöglicht es Forschenden, wichtige Hypothesen zu generieren, die anschließend in experimentellen oder longitudinalen Designs überprüft werden können. Durch die Anwendung standardisierter Fragebögen oder Tests und die Berücksichtigung methodischer Standards, wie der Kontrolle von Störvariablen oder der Anwendung statistischer Verfahren zur Prüfung von Zusammenhängen, kann die Aussagekraft von Querschnittsstudien erhöht werden. Insgesamt stellt dieses Design eine wertvolle Methode dar, um psychologische Phänomene in ihrer Breite und Vielfalt zu erfassen und erste Hinweise auf mögliche Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge zu liefern, auch wenn deren abschließende Klärung anderen Studiendesigns vorbehalten bleibt.
Literatur
Bortz, J., & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Heidelberg: Springer.
Sedlmeier, P., & Renkewitz, F. (2018). Empirische Methoden. Eine Einführung für Psychologen und Sozialwissenschaftler. München: Pearson.
Shaughnessy, J. J., Zechmeister, E. B., & Zechmeister, J. S. (2012). Research methods in psychology (9th ed.). New York: McGraw-Hill.