Zum Inhalt springen

Exzessive Persistenz

    Der Begriff „Exzessive Persistenz“ oder „überbordende Ausdauer“ bezieht sich in der Psychologie auf ein Verhalten, bei dem eine Person übermäßig an einer bestimmten Handlung oder einem Ziel festhält, auch wenn es offensichtlich ist, dass dieser Versuch erfolglos oder kontraproduktiv ist. Diese Art von Persistenz kann sich negativ auf das Wohlbefinden der Person auswirken und wird häufig in Zusammenhang mit Verhaltensweisen wie sturer Zielverwirklichung oder einer unrealistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten diskutiert.

    Psychologische Merkmale der Exzessiven Persistenz:

    • Übermäßiger Einsatz von Ressourcen: Eine Person investiert weit mehr Zeit und Energie in eine Aufgabe, als es sinnvoll oder gesund ist, oft ohne Rücksicht auf die negativen Konsequenzen.
    • Kognitive Verzerrungen: Ein typisches Merkmal ist eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten oder der Wahrscheinlichkeit, ein Ziel zu erreichen, was zu einer übermäßigen Aufrechterhaltung der Bemühungen führt (z.B. das Festhalten an einem unrealistischen Ziel trotz erkennbarer Misserfolge).
    • Geringe Anpassungsfähigkeit: Menschen mit exzessiver Persistenz können Schwierigkeiten haben, ihre Strategie zu ändern oder alternative Lösungen zu akzeptieren, was die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit einschränkt.
    • Kognitive Dissonanz: Sie versuchen, die Diskrepanz zwischen ihren Bemühungen und den Ergebnissen zu verringern, indem sie das Ausmaß ihres Engagements aufrechterhalten, selbst wenn es wenig Aussicht auf Erfolg gibt.

    Relevante Theorien:

    • Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1985): Diese Theorie untersucht, wie Motivation und Ausdauer das Verhalten beeinflussen. Im Kontext der Exzessiven Persistenz könnte diese Theorie erklären, wie extrinsische oder intrinsische Motive die Aufrechterhaltung von Zielen fördern, auch wenn diese nicht mehr realistisch erscheinen.
    • Lerntheorie und Verstärkung: Nach dieser Theorie könnte exzessive Persistenz durch intermittierende Verstärkungen erklärt werden, bei denen einzelne Erfolge oder positive Rückmeldungen das Verhalten der Person verstärken, obwohl diese Rückmeldungen selten sind und insgesamt kein nachhaltiger Erfolg erzielt wird.

    Mögliche Ursachen:

    • Perfektionismus: Personen, die unter Perfektionismus leiden, haben möglicherweise Schwierigkeiten, Ziele aufzugeben, weil sie glauben, dass nur perfekte Leistungen akzeptabel sind (Flett & Hewitt, 2002).
    • Mangel an Selbstwirksamkeit: Menschen, die sich in ihrer Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, unsicher fühlen, könnten trotz wiederholter Misserfolge weiter an einer Aufgabe festhalten, um zu beweisen, dass sie in der Lage sind, erfolgreich zu sein (Bandura, 1997).
      Angst vor Misserfolg: Eine starke Angst vor Misserfolg kann dazu führen,
    • dass Individuen ihre Anstrengungen weiter intensivieren, auch wenn der Erfolg unwahrscheinlich ist.

    Exzessive Persistenz kann zu erhöhter Belastung, Stress und sogar zu negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit führen. Wenn Menschen in ihrer ständigen Anstrengung, Ziele zu erreichen, auf Widerstand stoßen und dabei ihre eigenen Grenzen ignorieren, kann dies zu Erschöpfung, Burnout oder depressiven Symptomen führen.

    Literatur

    Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: W.H. Freeman.
    Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. Springer Science & Business Media.
    Flett, G. L. & Hewitt, P. L. (2002). Perfectionism and depression: A review of theoretical models and empirical research. Clinical Psychology Review, 22, 193-227.
    Grant, A. M.,& Schwartz, B. (2011). Too much of a good thing: The challenge and opportunity of the inverted-U. Perspectives on Psychological Science, 6, 61-76.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert